Bei Ferrari lebt man in einer eigenen Welt. Ja, doch, die Zielgruppe für den neuen Portofino M sei schon eine spezielle. Menschen, die es liebten, zwei Autos in einem zu haben – ein Coupé und einen offenen Spyder. «Oder junge Familien», schiebt Ferraris Marketing-Chef Enrico Galliera noch nach. «Die hinteren Sitze sind perfekt, um einen Ferrari mit Kindern zu geniessen.» Man könne ihn auch ideal fürs Pendeln zur Arbeit nutzen. Oder eben, um auch mal den Nachwuchs zur Schule zu bringen.
Herzig, wie Ferrari immer wieder versucht, den Alltagsnutzen zu betonen. Dabei gehts bei der Marke doch nur um eines: pure Lust am Fahren. Egal, als legendärer Sportwagenbauer darf man das. Zumal auch Ferrari wenig zu lachen hatte in den letzten Corona-Monaten: Zwei Monate stand das Werk Maranello (I) still; im zweiten Quartal fuhr die Marke nur rund neun Millionen Euro Gewinn ein nach 184 Mio. im Vorjahreszeitraum. Doch am meisten schmerzt Galliera, dass zwei Neulancierungen verzögert wurden.
Mehr PS für den guten Ton
Die erste ist nun der Portofino M. Das M steht für «Modificata», sprich für eine Überarbeitung des 2017 lancierten Portofino mit Front-V8 und Turbo-Aufladung. Nicht aus Lust und Laune, sondern um die verschärften Abgasvorschriften zu erfüllen: Die erfordern einen Partikelfilter, und der wirkt sich auf den Sound aus wie ein Stopfen in einer Trompete. Anpassungen wie eine neue Kurbelwelle und schärfere Turbolader-Steuerung holen nun 20 Mehr-PS aus dem V8 und lassen ihn prächtig röhren und trompeten. Neu hat er jetzt 620 PS und ein Drehmoment von 760 Newtonmetern.
Ebenfalls neu ist der Achtgang-Doppelkupplungs-Automat aus dem SF90 Stradale, der mit verkürzten Schaltzeiten beim Klang hilft. Die ersten sieben Gänge wurden kürzer übersetzt und giftiger im Antritt, der achte Gang reduziert bei hohem Tempo die Drehzahl. Zudem ist er 20 Prozent kleiner, erträgt 35 Prozent mehr Drehmoment und half, den Schwerpunkt noch tiefer zu bringen. Auf Tempo 100 gehts in rund 3,5 Sekunden – minimal schneller als im bisherigen Portofino. Auf Tempo 200 machts dann schon eine Sekunde Unterschied aus mit 9,8 Sekunden statt 10,8.
Antrieb: 3.9-V8-Turbobenziner, 620 PS (456 kW), 760 Nm@3000–5750/min, 8-Gang-Doppelkupplungs-Automat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0-100 km/h 3,45 s, 0-100 km/h in 9,8 s, Spitze über 320 km/h
Masse: L/B/H 4,59/1,94/1,32 m, 1664 kg, Kofferraum 292 l
Verbrauch: noch nicht bekannt
Preis: ab etwa 236'950 Franken
Antrieb: 3.9-V8-Turbobenziner, 620 PS (456 kW), 760 Nm@3000–5750/min, 8-Gang-Doppelkupplungs-Automat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0-100 km/h 3,45 s, 0-100 km/h in 9,8 s, Spitze über 320 km/h
Masse: L/B/H 4,59/1,94/1,32 m, 1664 kg, Kofferraum 292 l
Verbrauch: noch nicht bekannt
Preis: ab etwa 236'950 Franken
Optisch wurden nur Details verändert wie der Heck-Stossfänger oder die Einlässe in der Front für optimierte Aerodynamik und mehr Luft für die höher belasteten Turbos. Cockpit und Infotainment blieben unverändert. Bis auf den Fahrmodus-Schalter. Das kleine Drehrad namens Manettino verfügt neu über fünf Stellungen und einen Race-Modus; ausserdem gibts Fahrassistenten vom Abstands-Tempomat bis zum Notbrems-Eingriff.
Damit auch die Beifahrer mitbekommen, wie flott man ist, lässt sich auf Wunsch ein Copiloten-Display für Tempo, Drehzahl und Ganganzeige bestellen: «Schatz, fahr nicht so schnell, denk an die Kinder.» Die können weiterhin auf eher knappen Sitzen im Fond mitfahren. Trotz der Mechanik des sich unverändert in 14 Sekunden öffnenden Alu-Klapp-Coupédachs passen 292 Liter Gepäck in den Kofferraum. Alltagsnutzen? Aber hallo!
Mehr Modelle, kleine Stückzahlen
Und die zweite Neuheit? Von der ist nichts zu hören. Fünf neue Modelle im letzten Jahr, zwei in diesem – leidet da nicht die Exklusivität von Ferrari? «Exklusivität hat nur mit Angebot und Nachfrage zu tun», sagt Galliera. «Solange wir genau ein Auto weniger bauen, als wir verkaufen könnten, bleiben wir exklusiv.» Trotzdem könne Ferrari die Palette verbreitern, wie mit dem Portofino, der Neukunden gewonnen habe. «Wenn wir speziell auf kleine Zielgruppen zugeschnittene Modelle bieten, reduziert das auch die Lieferzeiten.» Die seien dank voller Bestellbücher weiterhin Thema.
Die Preise für den Portofino M beginnen bei etwa 230'000 Franken. Und was kommt denn jetzt als Nächstes – ein SUV oder gar Elektrosportler? Noch vor dem Jahresende soll der nächste neue Ferrari enthüllt werden.