Ferrari Portofino schon gefahren
Dr. Elegant und Mr. Eilig

Ein Auto, wie es nur Italiener zeichnen können – und zwei Autos in einem: Der Klappdach-Ferrari Portofino verwöhnt als opulentes Coupé und verdammt geiler Roadster.
Publiziert: 24.02.2018 um 20:02 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:35 Uhr
Dr. Elegant und Mr. Eilig
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Ferrari Portofino schon gefahren:Dr. Elegant und Mr. Eilig
Timothy Pfannkuchen

Für Italiener ist ihre Sprache einfach ihre Sprache. Für uns ists ein Ohrenschmaus, ein Gedicht, ein Versprechen. Ein deutsches Auto namens «Mäuschen», «Viertürer» oder gar «Wiesbaden»? Undenkbar. Aber Topolino, Quattroporte oder Portofino, das klingt in unseren Ohren nach Sonne, Romantikferien, Amore, ein wenig Don Corleone – und Dolce Vita!

Elegantes Cabrio für den Urlaub oder ganz allgemein für schöne Stunden.
Foto: Werk

Die erträgliche Leichtigkeit des Seins

Dem «süssen Leben» und jener selbstverständlichen Lässigkeit, in der Italiener selbst in H&M cooler aussehen als wir in Armani, hat sich der Ferrari Portofino verschrieben. Der Name des pittoresken italienischen Hafenstädtchens steht dem neuen Coupé-Cabrio blendend und weit besser als dem nach einem wüstendürren US-Bundesstaat benannten Vorgänger. Weit verschwenderischer als der California, der zu 70 Prozent Neukunden zu Ferrari lockte, sieht der Portofino denn auch aus, entschlossener und muskulöser. Das Fastback (statt zuvor Quasi-Stufenheck) kaschiert den Platzbedarf des Hardtops, das in 14 Sekunden bis 40 km/h das Businesscoupé zum Geniessercabrio macht.

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Ferrari Portofino
Foto: Timothy Pfannkuchen

Ein guter Roter mit Charme

Von Dr. Elegant zu Mr. Eilig quasi. Klar, ein guter Roter (das Rot ist übrigens neu und heisst, Überraschung, «Portofino Red») kostet 226'575 Franken. Aber wen interessierts? Wer sich ab April dies und freche Aufpreise (z.B. Apple Car Play für 3620 Franken) leisten kann, hat längst andere als monetäre Sorgen. Etwa, ob die Qualität auf standesgemässem Niveau ist. Ist sie. Früher waren Ferraris wie ihr Heimatland: wunderschön, aber auch Hort des Schlendrians. Heute wird man fast wehmütig: Alles passt, sitzt, sieht gut aus und fühlt sich auch so an. Ja, die Deutschen haben noch weicheres Leder, und manchmal ist das Auto schneller als sein Navi. Aber was solls? Charmante Details kochen unsere Ratio weich. Blinkerschalter im Lenkrad? Im Kreisel doof, aber die Schaltpaddels dulden halt keine profanen Hebel neben sich, und ein gerüttelt Mass Exzentrik zählt ja auch zur Folklore.

Ein V8-Biturbo mit 600 PS sorgt im Portofino für vehementen Vortrieb.
Foto: Werk

Sahnepferdchen in Partylaune

Ohnehin geht kleinbürgerlichem Gemecker die Puste aus, bläst das 3,9 Liter grosse V8-Herz je einen TwinScroll-Turbolader pro Zylinderbank auf. Böte Google einen Italienisch-zu-Auspuffsound-Übersetzer, käme bei «Bella macchina!» genau dieser Klang heraus. Da Genuss statt Hektik im Pflichtenheft steht, kreischt der Portofino zwar nicht so hysterisch wie markengewohnt, gurrt aber bei tiefen Drehzahlen zufrieden einen endlosen Dauerrülpser. Perfekt auf dem Grat zwischen domestiziert und peinlich. Ganz grosses Autokino also, und 600 Cavalli (40 mehr als im California) sind als Sahnepferdchen in dauerhafter Partylaune. Selbst ohne den nicht viel böseren «Sport»-Modus darf man lange und vergeblich nach einem Turboloch suchen. Nichts da, einfach die Geschmeidigkeit extremer Power. Selbst der Sieben-Gang-Doppelkupplungsautomat arbeitet perfekt, derweil sich Beifahrer dank eigenem Copiloten-Monitor (5080 Fr.!) wohlig vor dem Tempo gruseln.

BLICK-Autoredaktor Timothy Pfannkuchen mit dem Ferrari Portofino auf erster Probefahrt nahe Bari (I).
Foto: Werk

Der Schmied des Autoglücks

Zwar versteht sich der Portofino als der Alltags-Ferrari im Programm und bleibt ergo kommod und je nach Gangart leise. Dennoch packt er die Piste nie in Watte, verleugnet dafür 4,59 Meter Länge und fast 1,7 Tonnen (minus 80 kg) und schwingt sich in frappierend müheloser Leichtigkeit von Kurve zu Kurve. Der Hecktriebler zickt (ausser bei zu viel Gas auf Nässe, 600 PS sind halt 600 PS) nie und saust in kaum glaubhaften Tempi, bei denen Jedermannsmobile längst ins Grüne kreiseln, um die Ecken. Noch ein paar Stammtischzahlen? Bitteschön: In 3,5 bzw. 10,8 Sekunden gehts auf 100 bzw. 200 km/h und dann bis auf über 320 km/h Spitze. Und trotz 760 Nm (3000 bis 5250/min) sollen offiziell 10,7 l/100 km reichen. Wir schätzen mal, dass je nach Verve zwölf Liter so drin liegen wie zwanzig. Kunden schert eher, dass fairer Durst plus 80-Liter-Tank auf dem Weg nach Gstaad keine lästigen Tankstopps zeitigt und bei geschlossenem Dach (offen wirds eng, aber dafür duftet die Frischluft hier schon im Februar automatisch nach Frühling) viel Weekendgepäck (292 Liter) reinpasst. Keine echte Kritik also? Naja, wer Mafia-Streifen liebt und Verrätern die Knie brechen will, lädt sie zur Mitfahrt im Fond ein. Dort gibts halt nur Bambini-Spassnischen, für Erwachsene endets beim Chiropraktiker. Doch wer würde über die Mitfahrt im Portofino schon meckern? Italiener schon gleich gar nicht. Obwohl «Ferrari» in deren Ohren ja einen Zweitklang hat: Es bedeutet eigentlich nur «Schmied».

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