Neuer CEO will Jaguar Land Rover bis 2039 CO2-neutral machen
Hochspannung bei Jaguar Land Rover

Thierry Bolloré will Jaguar und Land Rover zu voll digitalisierten und elektrifizierten Luxusmarken umbauen und spätestens 2039 CO2-neutral unterwegs sein. Und dabei soll im Plan des neuen CEO auch die indische Konzernmutter Tata eine Rolle spielen.
Publiziert: 04.04.2021 um 05:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2021 um 08:58 Uhr
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Umwälzung bei Jaguar Land Rover (JLR): Der neue Konzernchef Thierry Bolloré will das Geschäft digitalisieren und alle Modelle elektrifizieren.
Foto: Zvg
Andreas Faust

Vor drei Jahren war Jaguar Pionier: Als erste Marke im Nobelsegment lancierte der britische Autobauer mit dem I-Pace einen Edel-Stromer mit theoretisch fast 500 Kilometern Reichweite. Dann wurde es ruhiger um Jaguar und Schwester Land Rover – neue Plug-in-Hybride ja, aber nichts dazu, wie sich Jaguar Land Rover (JLR) den weiteren Weg in die E-Mobilität vorstellt. Brexit und Corona belasteten JLR zudem: 2020 brach der Absatz 23 Prozent auf unter 430‘000 Fahrzeuge ein.

Doch jetzt ist klar: Jaguar wird umgebaut – zur reinen Elektro-Luxusmarke! Ab 2025 wird Modell für Modell mit batterieelektrischem Antrieb neu lanciert. «Wir denken unser ganzes Geschäft neu», sagt CEO Thierry Bolloré (57), der Ende 2019 als Chef von Renault gehen musste und JLR erst seit Oktober 2020 leitet. Auch bei Land Rover: Hier werden ab 2024 sechs rein elektrische Varianten lanciert – wohl für alle Modelle mit Ausnahme des Discovery Sport, der zugunsten des technisch ähnlichen Evoque laut «Auto Motor und Sport» wohl keinen Nachfolger erhält. Aktuelle Modelle werden aber bis zum Ende ihres geplanten Lebenszyklus weitergeführt.

2026 ist fertig mit Diesel

Der Zeitplan zur Elektrifizierung ist ähnlich ehrgeizig wie bei GM: Ab 2026 steigen Jaguar und Land Rover aus dem Diesel aus, ab 2030 sollen 100 Prozent aller Jaguar und 60 Prozent der Land Rover rein elektrisch unterwegs sein. Im Jahr 2036 ist Schluss mit Verbrennern, und bis 2039 soll ganz JLR komplett CO2-neutral wirtschaften. Weil gerade für grosse Gelände-SUVs wie Defender und Discovery rein elektrischer Antrieb nicht ausreichen dürfte, setzt Land Rover auf Wasserstoff: Noch 2021 sollen Prototypen mit Brennstoffzelle in den Test gehen.

Nach seinem Einstieg hat der Franzose Bolloré offenbar keinen Stein auf dem anderen gelassen: An sich war fürs Ende 2021 die Präsentation einer elektrischen Luxuslimousine als Ersatz für den XJ geplant. Bolloré stoppte das Projekt. Zu gering seien die zu erwartenden Stückzahlen; schliesslich sind auch Konkurrenten wie Mercedes S-Klasse oder BMW 7er keine Massenautos. Zwar mochte Bolloré einen neuen XJ nicht ausschliessen, aber Priorität haben massentauglichere Modelle.

Elektrifizierung und Digitalisierung

Statt mit hohen Stückzahlen und möglichst tiefen Kosten Gewinne einzufahren, setzt Bolloré auf Profit aus Nachhaltigkeit und höchstmöglicher Qualität. Statt auf weitestgehende Gleichteil-Strategie werden Jaguar und Land Rover künftig auf unterschiedliche Plattformen setzen: Jaguar auf eine elektrische, Land Rover auf eine kombinierten für E- und Verbrenner-Antrieb und eine weitere E-Plattform.

Beim Strategiewechsel hat Bolloré nicht nur die Modellpalette, sondern auch rationellere Entwicklung und Produktion sowie neue Geschäftsfelder im Blick: «Services, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können.» Dazu sollen Synergien mit JLR-Konzernmutter Tata genutzt werden. Der indische Gigant bietet in seinem Stammland von Tee bis Stahlträger alles an, was man so täglich braucht – und ist auch in Big Data, Kommunikation und Informationstechnologie tätig. Statt über Kooperationen mit Google und Co. könnte JLR die Digitalisierung des Geschäfts so intern umsetzen. «Unser Potenzial ist grenzenlos», sagt Bolloré.

Klassische Jaguar als Neuwagen

Gleichzeitig setzt er aber auch weiterhin auf die Tradition des Autobauers. Seit einigen Jahren bietet die Abteilung Special Vehicle Operations nach alten Prinzipien gefertigte Neuauflagen legendärer Jaguar-Modelle für einen nicht aufs Preisschild schauenden Kundenkreis. Bolloré möchte das ausbauen. Der Umbau von JLR soll jährlich mit umgerechnet rund 3,1 Milliarden Franken zu Buche schlagen. Auch das dürfte ohne den Mutterkonzern Tata nicht zu schaffen sein.

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