Wann haben Sie das letzte Mal Angst vor ihrem Auto gehabt? Ferrari-Fahrern scheint das ab und an so zu ergehen – wohl weil ihre Autos so unfassbar mehr können und teils mehr Power haben, als die meisten Eigner zu beherrschen in der Lage sind. Doch das soll mit dem frisch enthüllten 296 GTB anders werden.
Mögen andere Boliden aus Maranello (I) brachialer, böser, bulliger sein – kein Ferrari soll so viel vom oft beschworenen Fahrspass bieten wie der nagelneue Sechszylinder-Zweisitzer mit Plug-in-Hybridantrieb. Deshalb: «Man darf keine Angst vor dem Auto haben, sonst macht es ja keinen Spass», sagt Ferraris Technik-Chef Michael Hugo Leiters.
Röhrensystem für den Sound
Statt auf Formel-1-Technik oder Elektronik-Overkill hat sich sein Team auf die guten, alten Basics des Sportwagenbaus konzentriert: Leichtbau, ein tiefer Schwerpunkt, optimale Aerodynamik und knappe Aussenmasse. Und auf den Sound – nicht zum Posen, sondern um den Fahrer einzubeziehen, sagt Leiters: «Bassiger Ton in tiefen Drehzahlen, metallisches Kreischen bei hohen» brächten optimale akustische Rückmeldung. Länge der Endrohre und Kat-Position seien entscheidend. Und ein Röhrensystem, mit dem der Motorklang vom Block in den Innenraum kommt. Dieser Ferrari dürfte also drinnen heftiger tönen als draussen.
Herzstück ist der erste Sechszylinder für einen Strassen-Ferrari – die wurden bisher nur in Rennwagen eingebaut. Der V6 erklärt auch den Modellnamen 296: Die 29 für Hubraum in Dezilitern (obwohl es aufgerundet ein Dreiliter wäre), 6 für die Zylinderzahl. Die Brennräume sind für extraflache Abmessungen und mehr Laufruhe im 120-Grad-Winkel angeordnet, weshalb auch genug Platz für zwei Turbos obenauf bleibt. Mit 663 PS liefert der V6 die höchste Literleistung überhaupt: Man stelle sich einen Ford Focus mit Einliter und dabei 221 PS vor.
Antrieb 3,0-l-V6-Turbobenziner, 663 PS (488 kW) und Elektromotor 167 PS (123 kW), Systemleistung 830 PS (610 kW), Hochvoltbatterie mit 7,45 kWh, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze über 330 km/h
Masse L/B/H 4,57/1,96/1,19 m, 1470 kg
Umwelt WLTP elektrische Reichweite ca. 25 km, Verbrauch noch nicht bekannt
Preise ab 308'600 Fr.
Antrieb 3,0-l-V6-Turbobenziner, 663 PS (488 kW) und Elektromotor 167 PS (123 kW), Systemleistung 830 PS (610 kW), Hochvoltbatterie mit 7,45 kWh, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze über 330 km/h
Masse L/B/H 4,57/1,96/1,19 m, 1470 kg
Umwelt WLTP elektrische Reichweite ca. 25 km, Verbrauch noch nicht bekannt
Preise ab 308'600 Fr.
Mit der Zeit ging Leiters dennoch: Zusätzlich ergänzt ein 167-PS-Elektromotor den Benziner zum Plug-in-Hybrid, der dank einer 7,45 kWh fassenden Batterie 25 Kilometer rein elektrisches Fahren (etwa nachts beim Heimkommen in der schlafenden Nachbarschaft) erlaubt, beim Beschleunigen boostet und beim Bremsen rekuperiert. Zum Stopp aus Tempo 200 genügen dem 296 GTB so 107 Meter. Zum Verbrauch gibt es aber noch keine Infos.
Dieser Ferrari ist wirklich heiss
Für die Form guckten die Designer beim 250 LM von 1963 ab: keine scharfen Knicke und Falten, lieber sanfte Rundungen, um die Luft möglichst glatt ums Auto zu bringen. Deshalb konnten sie sich einen auffälligen Heckspoiler sparen. Falls nötig, fährt eine Art Luftklappe im Heck aus und sorgt für mehr Abtrieb.
«Die grösste Herausforderung war aber das Temperatur-Management», sagt Leiters. Bis zu 900 Grad Celsius heiss würden einzelne Motorpartien, bei Volllast könne man die Turbos unter der Heckhaube glühen sehen. Im Heck leiten Kamine die heisse Luft ab. Bunt gelackt wird nur der untere Karosserieteil, der Rest schwarz, um das Auto optisch schlanker zu machen. Im Interieur wird es volldigital und knapp – der 296er ist ja eine Fahrmaschine, kein Reisegleiter.
Keine Angst vor dem Preis
Mit dem 296 GTB startet Ferrari in ein neues Segment; er ersetzt keines der Alt-Modelle. Schweizer Preise gibt es noch nicht; in Italien soll der 296 GTB Anfang 2022 bei 269'000 Euro (umgerechnet knapp 295'000 Fr.) starten. Für rund 20'000 Euro plus lässt sich zudem im «Assetto-Fiorano»-Paket ein Abspeckprogramm mit mehr Karbon sowie einstellbaren Dämpfern ordern.
Und warum wird er dann zum Budget-Ferrari? Weil es ein Schnäppchen ist, da man für so viel Leistung bei Porsche oder McLaren tiefer in die Tasche greift – und sich dann dennoch mit weniger PS und einem nicht elektrifizierten Antrieb zufriedengeben muss.