Ich gehe mit Respekt zu Werk: Vallelunga ist nicht irgendeine Rennstrecke. Die 30 Kilometer nördlich von Rom (I) gelegene Piste ist eine sauschnelle Gasse – und der neue McLaren 720S ein verdammt schnelles Auto: 0 bis 100 km/h in 2,9 Sekunden, 341 km/h Spitze! Auf dem Beifahrersitz nimmt als «Aufpasser» kein geringerer als McLaren-Cheftester Chris Goodwin Platz. Er will mir die Strecke und die verschiedenen Abstimmungen des Autos zeigen.
Einstellbarer Driftmodus
Los gehts! Fahrwerk und Motor auf «Track» und «Sport» – so knallen wir aus der Boxengasse. Wobei der Sound des Vierliter-V8-Doppelturbo für einen 267'720 Franken teuren Donnerkeil überraschend moderat ist. In den ersten zwei Runden suche ich vorsichtig die Ideallinie, gewinne schnell Vertrauen in die Piste – und vor allem den Mittelmotor-Hecktriebler. Das aktive Fahrwerk ist perfekt balanciert, die Lenkung superdirekt, die Beschleunigung brachial, die Bremsen hervorragend.
Zum Glück! Denn in der dritten Runde ruft mein Beifahrer in einer engen Rechtskurve leicht panisch «Break, break!». Mit leicht ausbrechendem Heck überschiesse ich, dank flinkem Gegenlenken meistern wirs aber im eleganten Drift. Apropos Drift: Der 720S bietet einen Driftmodus, in dem man per Stellrad den von der Elektronik maximal zugelassenen Winkel bestimmen kann! Und die Elektronik lässt – wie ich in der nächsten Runde «erfahre» erstaunlich viel zu.
Telemetrie im Cockpit
Doch jetzt will ichs wissen: In der letzten von 20 Runden fordere ich dem 720 PS starken, 1280 Kilo leichten McLaren alles ab. Und mir auch: Goodwins Referenz-Rundenzeit liegt bei 1:50 Minuten. Ich schaffe 1:53. Beim Auslesen der Daten sehen wir auf dem Display im Auto, wo ich jeweils früher gebremst hatte als er und Zeit verloren habe. «Aber», meint er anerkennend, «solltest Du mal einen neuen Job suchen, melde dich … .»