Dieses Auto war der absolute Hammer! Die erste Generation des Hummer rollte aus dem Zweiten Golfkrieg der USA gegen den Irak («Desert Storm») im Jahr 1992 direkt in die Garagen der SUV-Freaks. HMMWV hiess der XXL-Militär-Offroader – für die Fans seines martialischen Auftritts wurde daraus der Spitzname Humvee. Der US-Autobauer AM General verkaufte die Zivilversion zunächst selbst. Erst 1999 übernahm General Motors (GM) den Namen und den Vertrieb des theoretisch 16 bis 20, aber praktisch 30 Liter je 100 Kilometer verbrauchenden Monsters – bis Klimaschutz und Rüpel-Image ihm 2010 den Garaus machten.
Aber jetzt ist er zurück. Und auch bei diesem neuen Hummer muss man normale Massstäbe erst gar nicht anlegen. Ein Elektro-Gigant; 5,50 Meter lang und leer 4,3 Tonnen schwer, der GMs dröge US-Nutzfahrzeugmarke GMC endlich wieder cool machen soll.
Der fährt wie eine Krabbe läuft
Den Anfang macht der neue Hummer als Pick-up, neben dem Ford F-150, Chevrolet Silverado oder Dodge Ram wie Spielzeuge wirken (hier gehts zur Story: Jetzt starten die fetten Elektro-Pick-ups). Gewaltige 1000 PS (740 kW) und ein maximales Drehmoment von 1620 Newtonmetern liefern drei E-Motoren auf beide Achsen – und machen den Hummer zum Tänzer: Durch seine vier einzeln angesteuerten Räder kann er wie eine Krabbe auch schräg in eine Richtung zuckeln – einfach abgefahren und im Gelände eine echte Schau.
Schon allein die Batterie im Unterboden wiegt 910 Kilogramm. Auch das doppelstöckige Akkupaket setzt Massstäbe, denn 208 Kilowattstunden (kWh) hats bei einem Grossserien-Stromer noch nicht gegeben. Es versorgt nicht nur die Elektromotoren mit der nötigen Energie, sondern bringt auch die Stabilität in die Karosseriestruktur und reicht für rund 520 Kilometer. An der Ladesäule kann der Hummer das normale 400-Volt-Bordnetz fürs Nachtanken auf 800 Volt verdoppeln und die Ladezeit somit deutlich reduzieren. Mit 350 Kilowatt (kW) Ladeleistung ist der Riesenakku in zehn Minuten mit genug Strom für 160 Kilometer versorgt. Neben dem 1000-PS-Topmodell wirds auch schwächere Versionen mit je einem Motor pro Achse geben.
Antrieb Drei Elektromotoren (einer vorn, zweit hinten), 1000 PS (740 kW), 1600 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Batterie 208 kWh (netto)
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in ca 3,5 s, Spitze 160 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H 5,51/2,38/2,01 m, ca. 4300 kg
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk k.A., Reichweite ca. 520 km
Preis k.A.
Antrieb Drei Elektromotoren (einer vorn, zweit hinten), 1000 PS (740 kW), 1600 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Batterie 208 kWh (netto)
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in ca 3,5 s, Spitze 160 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H 5,51/2,38/2,01 m, ca. 4300 kg
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk k.A., Reichweite ca. 520 km
Preis k.A.
Gefühlvoller als mit Benziner
Erste Testfahrt auf dem GM-Testgelände in Mildford nahe Detroit im US-Bundesstaat Michigan: Hitze und Staub sind hier das kleinste Problem, die steilen Anstiege schon ein grösseres. Aber der Hummer zieht unaufhaltsam durchs Unwegsame. Wenn die Front steil Richtung Himmel zeigt, machen eine Kamera und ein Grossbildschirm den Unterboden sozusagen durchsichtig: Das nächste Hindernis hat man schon im Blick, bevor mans selbst sehen kann. Trotz seines Gewichts bleibt der Koloss unglaublich wendig. Seine Allradlenkung kappt den Wendekreis von 13,5 auf 11,3 Meter. Die Lenkung ist trotz der gewaltigen Offroadpneus leichtgängig und der Akku verträgt auch die Wattiefe von 81 Zentimetern.
Brachialer Vortrieb? Die E-Motoren lassen sich viel gefühlvoller steuern als jeder Verbrenner, was vor allem im Gelände ein echter Pluspunkt ist. Es gibt mehrere Fahrmodi und der Hummer beherrscht auch den One-Pedal-Modus – nimmt man den Fuss vom Fahrpedal, wird sofort rekuperiert. Damit fährt man selbst im Gelände feinfühlig ohne die mechanische Bremse. Aber natürlich beherrscht der E-Hummer auch den Spurt auf 100 km/h – in irren 3,5 Sekunden!
Viel Platz und Plastik
Bloss drinnen wirds karg – angesichts eines US-Preises von rund 110'000 US-Dollar. Immerhin gibts vorn wie hinten jede Menge Platz, aber die Sitze sind breit und konturlos und die Plastikwüste am Armaturenbrett Geschmacksache. Hochwertig sieht anders aus, aber ganz ehrlich: Wer den Ur-Hummer kennt, hatte nichts anderes erwartet. Und trotzdem war das Sondermodell namens Edition 1 zum Start des neuen Hummer augenblicklich ausverkauft.
Jetzt heissts für die US-Kunden warten: Unter dem Topmodell ist der Hummer EV 3X für rund 106'000 US-Dollar positioniert. Die beiden Basisversionen mit je nur einem Motor an Vorder- und Hinterachse kommen wohl erst Ende 2023 oder Anfang 2024 – zu Preisen ab 86'000 US-Dollar. Und ein Start in Europa? Steht noch in den Sternen.