Auch von der neuen Mercedes S-Klasse, wie alle S-Klassen seit 66 Jahren der globale Massstab (und wohl auch künftig wieder Leader) der Luxusliga, gibts jetzt wieder einen Maybach. Die Mercedes-Maybach S-Klasse ist die noch luxuriösere und noch längere Variante des Luxusliners. Und eher eine schwebende First-Class-Lounge auf Rädern als nur ein Auto.
Ein Nischenprodukt? Jein. «Im vergangenen Jahr war jede sechste verkaufte S-Klasse ein Mercedes-Maybach», sagt Produktmanagerin Christina Mayr (33) bei unserer exklusiven virtuellen Vorab-Enthüllung. Also von 72'000 S-Klassen gut 12'000 Stück – für diese Preisklasse enorm. Mal zum Vergleich: Bentley kam im letzten Jahr auf 11'000, Rolls-Royce auf 5000 Autos – und dies jeweils mit allen Cabrios, Coupés und SUVs gerechnet.
Vom Flop zum Millionärs-Hit
Anders gesagt: Der milliardenteure Edelflop Maybach (2002 bis 2012) wurde als Mercedes-Maybach zum Kaiser unter S-Klasse-Königen, um den sich die Reichen und Schönen reissen. Braucht man das? Nö. Will man das? Natürlich! Misst die S-Klasse sonst in Langvariante schon 5,29 Meter, dürfen es hier 5,47 Meter sein. Gut, gibts jetzt die Hinterachs-Lenkung, die den Wendekreis schrumpft.
Beim Design bleibt der S zwar ein S, verändert sich als Maybach aber trotzdem stärker. Zwischen Pixel-LED-Scheinwerfern ein mächtiger Grill, auf der eigens erhöhten Haube eine Leiste, Chrom satt. Eine hier handgemachte Trennlinie dazwischen, falls man zur beliebten Zweifarb-Lackierung greift. «Das ist unsere längste Limousine», betont Robert Lešnik (49), Leiter Exterieurdesign, und erläutert Details. So sind die Fensterrahmen sieben Millimeter breiter und auch die Türfugen aufrechter, damit so viel Auto elegant statt einfach massig wirkt.
Stumme elektronische Diener
Wie im «normalen» S gibts Kameras, die auf Bewegung und Gesten erlauchter Kunden reagieren – nur im Maybach auch hinten. Wie ein stummer Diener will das Auto erahnen, was seine Lordschaft wünscht. Nimmt man Platz (hinsetzen klänge zu profan), summt die Kopfstütze mit beheiztem Nackenkissen in Position. Die Fondtür schliesst man ganz lässig per Herwink-Geste – das hat der Nachbar in Beverly Hills noch nicht. Auch ist die Tür per Knopfdruck elektrisch bedienbar.
Griff Richtung Gurt – ein Gurtbringer reicht ihn dann. Griff zur Zeitung, dann strahlt ein Licht hin. Und das bisschen Gesäusel, das eine S-Klasse noch macht, eliminiert ein Gegenschall-System. Müde Beine? Waden massiert die aus dem Liegesitz ausfahrbare Beinauflage. Zuckt die Hand zum Türknopf, aber ein Velo kommt, warnt das Auto. Ganz zu schweigen von Massage-, Beduftungs- und Konnektivitäts-Features, Kühlschrank zwischen den First-Class-Sesseln und Ambiente-Beleuchtung mit im Fond 253 LED. Mehr geht derzeit nicht.
Zwölfzylinder oder E-Motor
Auf einmal erscheint Reichtum gar nicht mehr so falsch. Weil verblüffend viele Kunden Lust zum Selbstfahren haben, gibt es entsprechende Motoren. Selbst den Zwölfzylinder. «Es gibt eine Gruppe von Conaisseuren, die dessen Werte würdigt», sagt Daimler-Boss Ola Källenius (51). Der Mercedes-Maybach S 680 4Matic hat mit dem Sechsliter-V12 stramme 612 PS (450 kW). Sollte reichen.
Weniger ist mehr als genug? Bitte: Der S 580 4Matic mit Vierliter-V8 kommt samt 48-Volt-Mildhybrid auf 523 PS (385 kW), S 450 und 480 4Matic sind mit Dreiliter-Sechszylinder-Mildhybrid für 390 PS (286 kW) gut. Man gönnt sich ja sonst nichts. Eineinhalb Jahre nach dem Start im Juni 2021 folgt Ende 2022 der Plug-in-Hybrid mit 100 Kilometern E-Reichweite. Falls es kracht, sorgen die 18 Airbags für Schutz – darunter Fond-Frontairbags. Millionäre reisen eben wohlbehütet.
Preis offen, Zukunft spannend
Was die Mercedes-Maybach S-Klasse kostet? Noch offen. Bislang kam der V8 auf 177'700, der V12 auf 250'700 Franken. Wohlgemerkt ohne all die Optionen. Wie gehts weiter, nachdem jüngst der SUV Mercedes-Maybach GLS dazu stiess? Mal schauen, jedenfalls folgt noch ein eigenständiger Maybach und was Elektrisches. Ein XXL-SUV wie die Studie Ultimate Luxury vielleicht? Wenn wir uns nach dem Exitus von S-Klasse Coupé und Cabrio was wünschen dürften: Auch die Studie Vision 6 könnten wir uns niemals leisten. Aber noch besser davon träumen.
BLICK: Frau Mayr, Sie sind Produktmanagerin für die Mercedes-Maybach S-Klasse. Ist das eine reine Chauffeurs-Limousine, oder gibt es Käufer, die damit ihre Kids chauffieren?
Christina Mayr: Es gibt definitiv Kunden, die ihren Mercedes-Maybach selbst fahren. Insbesondere in China ist es genau anders herum, als man sich das oft vorstellt: Dort haben wir einen deutlich höheren Anteil an Kunden, die selbst fahren. In Asien gilt der Mercedes-Maybach als klassisches Selbstfahrer-Auto.
Was sind denn die Hauptmärkte für den Maybach?
Ein sehr grosser Teil geht nach China. Auf Platz zwei kommt die Verkaufsregion Overseas, zu der etwa Russland zählt. Dann folgen die USA und dann Europa.
Welches ist Ihr persönliches Highlight im neuesten Maybach?
Mein Highlight ist der «MBUX-Interieur-Assistent» im Fond. Ich finde es toll, wie dieses System intuitiv meine Gesten erkennt und mir das Leben erleichtert.
BLICK: Frau Mayr, Sie sind Produktmanagerin für die Mercedes-Maybach S-Klasse. Ist das eine reine Chauffeurs-Limousine, oder gibt es Käufer, die damit ihre Kids chauffieren?
Christina Mayr: Es gibt definitiv Kunden, die ihren Mercedes-Maybach selbst fahren. Insbesondere in China ist es genau anders herum, als man sich das oft vorstellt: Dort haben wir einen deutlich höheren Anteil an Kunden, die selbst fahren. In Asien gilt der Mercedes-Maybach als klassisches Selbstfahrer-Auto.
Was sind denn die Hauptmärkte für den Maybach?
Ein sehr grosser Teil geht nach China. Auf Platz zwei kommt die Verkaufsregion Overseas, zu der etwa Russland zählt. Dann folgen die USA und dann Europa.
Welches ist Ihr persönliches Highlight im neuesten Maybach?
Mein Highlight ist der «MBUX-Interieur-Assistent» im Fond. Ich finde es toll, wie dieses System intuitiv meine Gesten erkennt und mir das Leben erleichtert.