Freudig konfigurieren wir unser neues Auto und gehen die Optionsliste durch. Weil in unserer Stadt die Strassen nachts gut ausgeleuchtet sind, sparen wir uns eine Scheinwerferautomatik und entscheiden uns dafür für coolere Felgen. Doch wenige Monate nachdem wir unser neues Auto erhalten haben, sind wir aufs Land umgezogen. Jetzt fahren wir nachts oft über unbeleuchtete Landstrassen und durch dunkle Wälder – und eine Scheinwerferautomatik oder gar Matrix-Licht wäre jetzt dienlicher als coole Felgen.
Nachträglich umrüsten? Bisher war dies – wenn überhaupt – nur in Verbindung mit einem aufwendigen Werkstattbesuch möglich und ging ins Geld. Neue On-Demand-Funktionen erlauben jetzt aber in ausgewählten Neuwagen bestimmte Extras und Sonderausstattungen quasi nachzurüsten, indem diese bereits ab Werk voreingebauten Optionen freigeschaltet werden. Mit einem Nutzerkonto beim Hersteller lassen sich so Extras im Infotainmentsystem des Fahrzeuges per App oder im Webshop kaufen. Meistens bieten die Hersteller solche Funktionen im Abo mit monatlicher oder jährlicher Gebühr an oder schalten sie durch einmaligen Kauf unlimitiert frei. So liesse sich also unser Problem der fehlenden Scheinwerferautomatik gegen eine Gebühr online ganz einfach per Klick nachträglich lösen.
Mehr Flexibilität für den Golf
VW führte diese On-Demand-Möglichkeit Mitte 2020 mit der achten Auflage des Golf ein. Seit Ende letzten Jahres stehen auch für die elektrischen VW-ID-Modelle On-Demand-Funktionen zur Verfügung. Damit will VW den Kundinnen und Kunden mehr Flexibilität bieten, sagt der Leiter Digital Experience, Alexander Braun (51). «Bislang war der Funktionsumfang – sprich die Ausstattung – eines Autos nach der Produktion nahezu unveränderbar. Upgrades bieten unseren Kundinnen und Kunden jetzt die Möglichkeit, das eigene Auto entspannt von zu Hause aus anzupassen, sollten sich die privaten Bedürfnisse ändern.» Ein Auto ist also quasi nie fertig und kann dank Updates laufend an Geschmack und Bedürfnisse der Kunden angepasst werden.
Auch Porsche bietet seit 2019 On-Demand-Funktionen an, allerdings nur für die elektrischen Taycan-Modelle. Dabei müssen alle nachträglich freischaltbaren Extras den Kern der Marke treffen, erklärt der zuständige Produktmanager Dominik Scherer (33): «Sportliches Fahren und Fahren im Allgemeinen machen Porsche aus. Deswegen wird es bei unseren On-Demand-Funktionen immer um die Themen, Antrieb, Fahrwerk und Assistenzsysteme gehen.» Kleine Spielereien für einmalig zehn Franken wie zum Beispiel drei zusätzliche Farben fürs Ambientelicht soll es bei Porsche nicht geben.
Assistenzsysteme kennenlernen
Scherer sieht On-Demand-Funktionen als gutes Mittel, um Porsche-Fahrer langsam an neue technische Helfer heranzuführen. «Die hohen Kosten für neue Assistenzsysteme können Kunden abschrecken. Als On-Demand-Funktion können sie die Assistenten ohne finanzielles Risiko ausprobieren und erkennen dann vielleicht deren Mehrwert.» Denn wer bei Porsche das Abo bucht, erhält die Extras die ersten drei Monate kostenlos. «Sollte ein Kunde merken, dass ein gewähltes Feature doch nichts für ihn sei, kann er den Dienst monatlich künden.» Im Abo kosten die Porsche-Extras zwischen 10 und 38 Franken. Wer sie unbegrenzt erwerben will, zahlt einmalig zwischen 399 und 1559 Franken. Das ist leicht mehr, als wenn Kunden die Extras gleich beim Kauf dazubestellen. Denn vorerst sollen Extras weiterhin in erster Linie gleich beim Kauf bestellt werden.
Das Angebot von On-Demand-Funktionen befindet sich noch im Anfangsstadium. Es unterscheidet sich nicht nur von Marke zu Marke, sondern auch von Modell zu Modell. Während bei Mercedes schon für einige fast zehnjährige Modelle noch nachträgliche Extras erhältlich sind, ist das bei ausgewählten Audis erst seit 2020 möglich. Bei BMW sind On-Demand-Funktionen an die Ausbaustufe des Infotainments gekoppelt. Demnach lassen sich 30 Modelle mit BMW Operating System 7 und 8 nachträglich mit Extras versehen.
Aktuell bieten unter anderem Audi, BMW, Mercedes, Nissan, Porsche, Skoda und VW On-Demand-Funktionen an. Sie reichen von zusätzlichen Farben fürs Ambientelicht über Assistenzsysteme bis hin zu adaptiven Sportfahrwerken. Die Extras können im Abo gelöst oder unlimitiert freigeschaltet werden. Die Abos haben je nach Hersteller eine Dauer von einem Monat oder sechs Monaten, und von ein, zwei oder drei Jahren.
Das Angebot von On-Demand-Funktionen befindet sich noch im Anfangsstadium. Es unterscheidet sich nicht nur von Marke zu Marke, sondern auch von Modell zu Modell. Während bei Mercedes schon für einige fast zehnjährige Modelle noch nachträgliche Extras erhältlich sind, ist das bei ausgewählten Audis erst seit 2020 möglich. Bei BMW sind On-Demand-Funktionen an die Ausbaustufe des Infotainments gekoppelt. Demnach lassen sich 30 Modelle mit BMW Operating System 7 und 8 nachträglich mit Extras versehen.
Aktuell bieten unter anderem Audi, BMW, Mercedes, Nissan, Porsche, Skoda und VW On-Demand-Funktionen an. Sie reichen von zusätzlichen Farben fürs Ambientelicht über Assistenzsysteme bis hin zu adaptiven Sportfahrwerken. Die Extras können im Abo gelöst oder unlimitiert freigeschaltet werden. Die Abos haben je nach Hersteller eine Dauer von einem Monat oder sechs Monaten, und von ein, zwei oder drei Jahren.
Um On-Demand-Funktionen überhaupt anbieten zu können, müssen die Hersteller die notwendige Hardware natürlich ab Werk schon im Fahrzeug verbauen. Auf den ersten Blick wird ein einziges Modell deswegen teurer, doch die Hersteller können dennoch Kosten sparen. Erstens können sie mehr Komponenten bestellen und von Mengenrabatten profitieren. Zweitens wird die Produktion einfacher, weil trotz individueller Ausstattung mehr Gleichteile verbaut werden können. Das entsprechende Extra wird einfach über eine Software-Anpassung per Over-the-Air-Update freigeschaltet. Davon profitiert vor allem Porsche. Der Anspruch des Sportwagenherstellers, das persönlichste Auto zu bauen, sorgte bislang für eine komplexe Produktion mit vielen einzigartigen Varianten. Die lassen sich jetzt mit On-Demand-Funktionen reduzieren.
Extras auch für Gebrauchtwagen
Aber für Porsche sind die nachträglichen Extras vor allem eine Investition in die Zukunft. «Wir verbessern die Langlebigkeit unserer Modelle. Mit den On-Demand-Funktionen können unsere Kunden ihr Fahrzeug während des gesamten Lebenszyklus ihren Bedürfnissen anpassen», sagt Scherer. Das gilt insbesondere auch für Gebrauchtwagen. «Mit den On-Demand-Funktionen können wir unser Credo vom persönlichen Auto auch bei gebrauchten Porsche bieten.» Ein wichtiger Faktor für Porsche, denn angeblich fahren immer noch 70 Prozent aller verkauften 911er auf der Strasse.
Über den Erfolg der neuen On-Demand-Funktionen lässt sich noch nicht viel sagen. Die meisten Fahrzeuge, die nachträglich aktivierbare Extras bieten, befinden sich noch in Besitz der Erstkäufer. Den grossen Schub an nachträglichen Extra-Buchungen erwarten Porsche und VW, sobald diese Fahrzeuge ihre Besitzer wechseln.
Den nachträglichen Extras sind kaum Grenzen gesetzt, sofern es sich um schlichte Software-Funktionen handelt und die nötige Hardware vorhanden ist. VW hat schon klare Vorstellungen, in welche Richtung es gehen soll. Alexander Braun: «Denkbar sind zusätzliche Motorleistung, mehr Reichweite oder automatisiertes Fahren.» Und natürlich will VW künftig mit den On-Demand-Funktionen auch Geld verdienen.