Lexus-Revolution in der Lenkung
0:49
400 Kilometer Reichweite:Lexus-Revolution in der Lenkung

Im kommenden Elektro-SUV RZ 450e
Lexus erfindet das Lenkrad neu

Wenn Elektro, dann SUV – das ist das Rezept bei den meisten Marken. So startet auch Lexus Anfang 2023 mit dem neuen RZ mit 313 PS und 400 Kilometern Reichweite. Aber die Revolution steckt in der Lenkung.
Publiziert: 02.05.2022 um 13:06 Uhr
1/34
Lexus erfindet das Lenkrad neu: Im Elektro-SUV RZ 450e, der Anfang 2023 (Preise noch offen) zu uns rollen wird, steckt erstmals ein echtes «Steer-by-Wire»-System.
Foto: Zvg
Andreas Faust

Nach 34 Jahren hinterm Steuer sollte ichs ja wohl drauf haben mit dem Lenken. Nach rechts drehen gehts rechts um die Ecke – klappt. Bloss lenkt der Lexus viel zu stark ein! Also nach links korrigieren – und wieder viel zu viel. Kurz auf die Bremse, um die Töggeli des gesteckten Parcours nicht umzufahren und auf ein neues. Aber was ich auch anstelle: Ständiges Übersteuern, Ruckeln beim Korrigieren und ich schaffe keine einzige runde Kurve.

Ist was defekt? Nein, aber die Lenkung neu: Im Elektro-SUV RZ 450e, der Ende 2022 (Preise noch offen) zu uns rollen wird, steckt erstmals ein echtes «Steer-by-Wire»-System – Lenken über Kabel und ohne mechanische Verbindung per Lenksäule. Vor neun Jahren versuchte Nissans Nobelmarke Infiniti im Q50 ähnliches, bloss gabs damals noch eine Not-Lenksäule bei Systemausfall.

Langsam schwierig, schnell lässig

Die spart sich Lexus. Dafür ist das System doppelt eingebaut, falls eins ausfallen sollte. Bei normalen elektro-mechanischen Lenkungen wird auch per E-Motor gelenkt, aber eben entsprechend dem mechanischen Lenkwinkel. Im Lexus RZ übertragen Kabel Steuerimpulse, die dann je nach Tempo in Radeinschlag umgesetzt werden. Vom linken Anschlag des Steuers zum rechten dreht man um nur 300 Grad – normal sinds gut zweieinhalb komplette Umdrehungen.

Damit wird die Lenkung so direkt, dass ich an mir zweifle. Aber alles eine Frage der Gewöhnung: Die dritte langsame Parcoursrunde klappt einigermassen. Bei vollem Tempo auf dem Circuit de Castelloli bei Barcelona (E) finde ich das System dagegen fast auf Anhieb lässig: Kurven wie im Videogame – leichter Einschlag und schon gehts voll um die Ecke. Dafür bangt der Beifahrer, weils nach viel zu geringem Lenkeinsatz aussieht. Der muss sich auch eingewöhnen.

Lexus RZ 450e

Antrieb: 2 Elektromotoren, vorne 204 PS (150 kW), hinten 109 PS (80 kW), Systemleistung 313 PS (230 kW), 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Batterie 71,4 kWh (netto), Reichweite über 400 km (noch nicht homologiert)
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 5,6 s, Spitze 160 km/h
Masse: L/B/H 4,81/1,90/1,64 m, Laderaum k.A.
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk ca. 18,1 kW/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: k.A.

Antrieb: 2 Elektromotoren, vorne 204 PS (150 kW), hinten 109 PS (80 kW), Systemleistung 313 PS (230 kW), 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Batterie 71,4 kWh (netto), Reichweite über 400 km (noch nicht homologiert)
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 5,6 s, Spitze 160 km/h
Masse: L/B/H 4,81/1,90/1,64 m, Laderaum k.A.
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk ca. 18,1 kW/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: k.A.

Und warum das alles? Nein, es spart keinen Strom; braucht gar minimal mehr. Und leichter als ein konventionelles System wirds auch nicht. Dafür lässt sich die Lenkung per Software an die Fahrsituation anpassen. Lenkübersetzung und die variabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilte Traktion werden adaptiv aufeinander abgestimmt. Selbst auf Buckelasphalt setzts keine Schläge ins Lenkrad. Und obwohl 204 der 313 Elektro-PS auf die Vorderachse wirken, spürt man deren Drehmoment nicht in der Lenkung. Ausserdem arbeitet sie ultra-präzise – fast zu präzise, weil ohne Spiel. «Fürs autonome Fahren wird das alles wichtig», sagt Chefingenieur Takashi Watanabe.

Gamecontroller im Cockpit

Wie zur Erinnerung sieht das Lenkrad wie ein Gamecontroller aus. Die Hände bleiben immer in perfekter Viertel-nach-Neun-Position am Steuer – nur da gibts einen Lenkkranz. Ansonsten ist der Lexus RZ ein typisches Elektro-SUV – wie sein Schwestermodell Toyota bZ4X hat er die Batterie im Unterboden, noch nicht offizielle rund 400 Kilometer Reichweite und 160 km/h Spitze; dazu viel Platz dank 2,83 Metern Radstand. Beim Interieur hat Lexus einen weiteren Riesenschritt bei Design und Bedienung gemacht – sehr proper. Bloss wo bleiben die für Elektroautos prophezeiten Innenräume ohne riesige Mittelkonsolen? Ein eher konventionelles Interieur hilft Elektro-Neulingen beim Eingewöhnen, sagt Watanabe.

Das müsste ich mich beim Lenken auch. Aber ich bin angefressen: Steer-by-Wire würde ich gerne mal im normalen Alltag ausprobieren. Beim Marktstart Ende Jahr wirds aber nur Option sein. Standard ist eine normale Lenkung.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?