Die japanischen Marken bleiben zu Hause, viele aus Europa oder den USA auch: Auch mit neuem Konzept ist die Internationale Automobilausstellung IAA in München (7. bis 17. September) DAS Heimspiel der deutschen Autoindustrie. Nur der deutschen? Nein: Denn neben Hyundai bietet auch Renault in den Messehallen den Deutschen Paroli!
Mit dem Mégane E-Tech Electric enthüllt der französische Autobauer seinen ersten Stromer einer neuen Generation. Motor, Batterie, Plattform – alles neu. Mit dem Elektro-Pionier Zoe hat das Schrägheck-Modell bloss das Frontantriebskonzept gemeinsam – und ist der Auftakt für eine Elektroauto-Offensive: Bis 2025 kommen sieben reine Batteriestromer, schon 2030 will Renault-CEO Luca de Meo (54) zu 90 Prozent rein elektrische Modelle verkaufen.
Auftakt zum Konzernumbau
Seit letztem Jahr hat de Meo den Konzern massiv umgekrempelt. 2020 startete noch mit Krisenmeldungen und massiven Verlusten – Modellstreichungen, Fabrikschliessungen und ein Sparprogramm standen an. Doch de Meo richtete, kaum im Amt, die Modellpolitik neu aus. Elektroantrieb ist das Mass aller Dinge, dazu ein Design, das mit R4 und R5 wie Ikonen der Marke aufgreifen soll. In Nordfrankreich sollen drei Altwerke ein neues Kompetenzzentrum für die E-Fahrzeuge bilden. Und mit Mobilize gibts neben Renault und Alpine jetzt eine dritte Marke, die sich um Mobilittässervices kümmern soll. Inzwischen schreibt Renault wieder Gewinne, das hilft beim Konzernumbau.
Die Konkurrenz baut vor allem E-SUVs, Renault tritt zuerst mit einem Schrägheck-Auto an - warum? «Weil das Segment fast 40 Prozent in Europa ausmacht», sagt Produktplaner Bruno Varel. «Ausserdem sind SUVs langweilig», ergänzt Chefdesigner Laurens van den Acker; bei solch einem Schrägheck-Modell könne man die Design- und Raummöglichkeiten, die der E-Antrieb biete, viel eindrucksvoller nutzen. Der E-Tech ist 14 Zentimeter kürzer als der aktuelle Verbrenner-Mégane – trotzdem wirkts innen bei 2,70 m Radstand geräumiger. Typisch Golf-Klasse ist der Stromer natürlich nicht; eher Crossover, weil die nur 11 Zentimeter dicke Batterie noch unter den ebenen Boden passen muss. Trotzdem sitzt man tiefer und damit gefühlsechter als in vielen anderen Elektro-Modellen.
Nachhaltigkeit auch im Innenraum
Das Design ist dennoch eher Evolution als Revolution – trotz versenkter Türgriffe, die beim Annähern ausfahren. Viele Formen erinnern an den heutigen Verbrenner-Mégane. Renault will hohe Stückzahlen, deshalb soll der Neue die Altkunden nicht verschrecken. Auch innen schauts angenehm konventionell aus – 100 Prozent Recyclingstoff-Gemütlichkeit statt High-Tech-Kälte. Echte Tasten für die per Wärmepumpe heizende Klimaanlage.
Antrieb Elektromotor 130 PS (96 kW) oder 218 PS (160 kW), Eingang-Getriebe, Frontantrieb, Batterie mit 40 oder 60 Kilowattstunden (kWh) Netto-Kapazität, Reichweite 300 bis 470 km
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 7,4 s, Spitze 160 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H Limousine 4,21/1,78/1,50 m, Leergewicht 1624 kg, Laderaum 440 l
Umwelt WLTP ca. 12,8 kWh/100 km (entspricht ca. 1,5 l/100 km Benzin), 0 g/km CO2 lokal
Preise noch nicht bekannt
Antrieb Elektromotor 130 PS (96 kW) oder 218 PS (160 kW), Eingang-Getriebe, Frontantrieb, Batterie mit 40 oder 60 Kilowattstunden (kWh) Netto-Kapazität, Reichweite 300 bis 470 km
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 7,4 s, Spitze 160 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H Limousine 4,21/1,78/1,50 m, Leergewicht 1624 kg, Laderaum 440 l
Umwelt WLTP ca. 12,8 kWh/100 km (entspricht ca. 1,5 l/100 km Benzin), 0 g/km CO2 lokal
Preise noch nicht bekannt
Hartplastik wird versteckt, die zweifarbigen und nicht bloss dunkelschwarzen Verkleidungen sind leicht zu reinigen. Einen Hauch Natur bringt Echtholz: Unlackiert wird es auf Stoffschichten verklebt und dann ein Lochmuster eingelasert, damit es biegsam wird und sich aufs Cockpit aufziehen lässt. Ein Monitor für die virtuellen Instrumente und der 12-Zoll-Touchscreen des Google-basierten Infotainments umwölben den Fahrer. Die Ambientebeleuchtung blendet alle 30 Minuten von selbst in eine neue Farbe über.
Sitzprobe: Vorne hats angenehm viel Platz, hinten ebenfalls, aber ein Querträger im Dach engt optisch etwas ein. Der Kofferraum fasst 440 Liter Gepäck, aber das Ladekabel steckt – wie so oft bei E-Autos – im Unterboden. Da warten wir noch immer auf eine wirklich pfiffige Lösung.
Bis 218 PS und 470 Kilometer Reichweite
Beim Antrieb setzt Renault einen eigenen Motor ohne Magnete und Seltene Erden, mit 45 Prozent weniger Kupfer und damit geringerem Gewicht ein. Je nach Version liefert er 130 oder 218 PS. Ersteren Antrieb gibts mit 40, letzteren mit 60 Kilowattstunden (kWh) nutzbarer Batteriekapazität für 300 oder 470 Kilometer Reichweite. Dabei hat jede der bis zu 288 Zellen rund ein Fünftel mehr Kapazität als noch im Zoe.
Geladen wird in der Basisversion an der heimischen Wallbox mit bis zu 7,4 Kilowatt (kW) innert acht Stunden. Ja nach Ausstattung schafft der E-Mégane aber auch 22 kW Wechselstrom oder Gleichstrom-Schnelladung mit bis zu 130 kW – macht 200 Kilometer mehr innert 30 Minuten. Die Leistungselektronik schaut sogar ins Navi und passt entsprechend Route, Fahrbahn und Strassenverlauf sowie Leitung und Rekuperation – also Energierückgewinnung – an. Letztere kann man aber auch selbst vierstufig regeln.
Los gehts mit der Auslieferung der ersten Exemplare im März 2022. Die Preise stehen noch nicht fest, aber Renault will den Mégane E-Tech Electric eher volkstümlich positionieren. Schliesslich sollen aktuelle Mégane-Kundinnen auf den Stromer umsteigen.