Anne Bonnard staunt. Obwohl noch gar nicht offiziell lanciert, sei das Interesse am neuen Renault Kangoo jetzt schon riesengross. «Obwohl unsere Händler erst jetzt die ersten Fahrzeuge erhalten, liegen ihnen bereits diverse Blind-Bestellungen vor», wundert sich die Produkt-Managerin für Renault Nutzfahrzeuge in der Schweiz.
Die dritte Generation des praktischen Raumwunders startet aber auch genau zum richtigen Zeitpunkt. Während der Corona-Pandemie haben Frau und Herr Schweizer offenbar die Schönheiten unseres Landes neu entdeckt – und verbringen ihre Freizeit mit Wandern, Biken oder Wassersport. Und wie wir uns bei einer ersten Testfahrt überzeugen können, gibt es kaum ein praktischeres und variableres Fahrzeug, um mit der ganzen Familie samt Freizeitausrüstung in die Natur zu fahren.
Enorm viel Platz und Ablagefläche
Vor dem Start erklärt Anne Bonnard: «Der neue Kangoo bietet drei vollwertige Plätze auf den Rücksitzen sowie 775 Liter Ladevolumen. Oder gigantische 3500 Liter, wenn man die Rücksitze und den Beifahrersitz umklappt. Dann lassen sich bis zu 2,70 Meter lange Gegenstände transportieren.» Und sie weist uns auf weitere Ablagemöglichkeiten hin, wie die Box über dem Lenkrad mit integriertem Handyhalter, das riesige Handschuhfach oder die Ablagen in den Türen und unter dem (mechanischen) Handbremshebel. Raffiniert: Aus der Dachreling lassen sich Querträger ausklappen, um zum Beispiel eine zusätzliche Dachbox zu transportieren. Der neue Kangoo ist also im Prinzip ein «Nutzfahrzeug», das aber nicht nur besser als das Vorgängermodell ausschaut, sondern auch 15 Prozent mehr Platz bietet.
Das Cockpit ist im typisch neuen Renault-Look gehalten – also mit quer ausgelegtem Armaturenträger und auf Wunsch grossem 8-Zoll-Monitor mit Easy-Link-Infotainment inklusive Smartphone-Spiegelung, Navi und diverser Personalisierungsmöglichkeiten. Bis zu 14 neue Assistenzsysteme werden im Kangoo angeboten, vom Abstandswarner über den adaptiven Tempomaten bis zum Easy-Park-Assistenten (Lenkhilfe, während der Fahrer Gas und Bremse bedient). Nutzfahrzeug? Wie im Lastwagen sieht es hier überhaupt nicht aus.
Kein Allrad- oder Hybridantrieb ...
Eine Frage hört Anne Bonnard nicht gerne: «4x4 wird es für den Kangoo leider nicht geben.» Und auch Hybrid- oder Plug-in-Hybrid-Antriebe sind mindestens zurzeit nicht angedacht. Allerdings wird es den Kangoo ab Januar 2022 auch wieder mit rein elektrischem Antrieb geben. Dieser soll dann dank Akku mit 44 Kilowattstunden (kWh) Kapazität und 75 kW Ladeleistung bis zu 265 Kilometer Reichweite schaffen und in nur 30 Minuten am Schnelllader wieder Strom für weitere 150 Kilometer laden.
... dafür wieder Benziner und Elektro
Gab es den Kangoo zuletzt nur noch mit Dieselmotoren, kommt die neue, dritte Generation zusätzlich zu den Turbodieselmotoren mit 75 oder 95 PS auch wieder mit einem Benziner. Dieser – mit 1,3 Liter Hubraum und 100 oder 130 PS – machte auf unserer kurzen Testrunde einen erfreulich munteren Eindruck. Offenbar ein Kundenbedürfnis, dass der Benziner wieder verfügbar ist. «Wir sind überrascht, wie viele der Blindbesteller den Benziner wählen», gibt Anne Bonnard zu. Sobald ab Anfang 2022 auch der rein elektrische Kangoo verfügbar sein wird, rechnet man mit einem Antriebmix von 40 Prozent Elektro und 60 Prozent Verbrenner, und bei den Verbrennern mit rund 60 Prozent Benzinern und 40 Prozent Diesel.
Gut möglich, dass sich der Kangoo künftig zum Bestseller für Familien mausern wird. Mit seinem budgetfreundlichen Preis (1.3 TCe, 100 PS, ab 27'300 Franken) könnte er auch einige bisherige Scenic- und Espace-Fahrer zum Umsteigen bewegen.
