Sie hört gar nicht mehr auf, diese Kurve. Endlos zieht sich die weite Kehre am Fahrerlager dahin. Angefahren wird sie mit 230 km/h von ganz links, dann runter auf Tempo 100 und leicht rechts, bevor es nach links wieder voll aufs Gas geht. Nichts für flatternde Fahrernerven. Aber das Auto scheint von selbst zu wissen, wie es am besten durch die Kurvenkombination geht.
Auf Rennstrecken wie dem Salzburgring (A) ist BMWs M2 der nächsten Generation voll in seinem Element. Und einer der letzten einer aussterbenden Art. Nicht erst seit dem heiss diskutierten Verbrennerverbot in der EU ist klar: Sportwagen mit reinen Verbrennungsmotoren werden bald auf einer roten Liste der bedrohten Autos stehen. Selbst Topversionen jeder Modellreihe müssen ihren Teil zur CO2-Reduktion beitragen. Und dazu brauchts eher früher als später Elektromotoren – entweder in rein elektrischen Antrieben oder als Plug-in-Hybride.
Bayerischer Muscle Car
Schon der mittlerweile eingestellte letzte M2 war für BMW ein Grosserfolg, der viel Image, Dynamik und jede Menge glücklicher Kunden brachte. Das wird sich bei der neuen Generation, die unter der internen Bezeichnung G87 Ende Jahr auf den Markt kommt, kaum ändern. Aber es ist auch ein wenig Wehmut dabei, weil BMW einen solchen Zweitürer – kurz, bullig, stark, quasi ein bayerischer Muscle Car – wohl kaum je wieder auf die Räder stellen wird.
Wer es klein und sportlich mag, der oder die dürfte sich in den pausbäckigen BMW M2 verlieben – auch wenn dessen Proportionen im Tarnkleid noch verschroben wirken. Rot-Blau-Weiss hat die M GmbH erst kürzlich aus ihrem nun tiefschwarzen Logo entfernt, aber für die Tarnfolie durften die alten Farben noch herhalten. Voll verklebt, unser Testwagen; selbst beim Frontkühler blieb nicht mehr als das unbedingt nötige frei. Wie viele PS dahinter lauern? BMW verrät noch nichts, aber der neue M2 dürfte auf dem Niveau des bisherigen M2 Competition liegen – und der lieferte 410 PS. Klar ist jedenfalls, dass die Basis des Dreiliter-Reihensechszylinders mit zwei Turboladern jener der aktuellen M3 und M4 sein wird – minus kleinem Leistungsabschlag, damit der Abstand gewahrt bleibt.
Manuell oder Automatik?
Zur sonst fast obligatorischen 8-Gang-Automatik hält im neuen BMW M2 eine manuelle Sechsgangschaltung Einzug. Allerdings dürfte es beim Hinterradantrieb bleiben, auch wenn die Plattform eine Allradvariante ermöglichen würde. Gegen die direkten Konkurrenten Audi RS3 und Mercedes AMG A45 – beides Allradler mit Doppelkupplungsgetriebe – positioniert BMW lieber den 374 PS starken BMW M 240i xDrive mit 4x4.
Innen ist ebenfalls nur wenig zu erkennen, dafür fühlt man hautenge Sportsitze, ein griffiges Lenkrad und Sportpedalerie. Auf Wunsch gibts besonders leichte Schalensitze inklusive Karbondach, Hochleistungsbremsanlage und rennstreckentaugliche Sportreifen. Schon vom Stromer iX übernimmt der M2 das gewölbte Display, wobei auf dem Mitteltunnel nicht nur viele Schalter, sondern auch der Dreh-Drücksteller fürs Infotainment verbleiben. Für sonoren Sound sorgt eine Klappenauspuffanlage mit den M-typischen vier Endrohren. Stört ja niemanden auf dem Salzburgring.
Tatsächlich die Automatik!
Ganz gleich ob Handschalter und Automatik – beide machen auf der Piste mächtig Laune; deutlich besser schlägt sich jedoch der ein paar Kilogramm schwerere M2 mit 8-Gang-Automatik. Sie passt nicht nur exzellent zum Reihensechszylinder, sondern sorgt dafür, dass der Fahrer sich immerhin nicht ums Gängesortieren kümmern muss. Dafür ist man schnell dankbar, weil die Piste ebenso Kapriolen schlägt wie das gewittrige Wetter. Wie schon beim Vorgänger mehr als imposant: die exzellente Rückmeldung der Lenkung, das neutrale Fahrverhalten und das nur bei zuckendem Gasfuss leicht auskeilende Heck.
Los gehts mit dem neuen M2 – dann ohne Tarnfolie – ab Ende Jahr. Die Preise stehen noch nicht fest.