Erste Fahrt im elektrischen BMW iX
Der löst das Rätsel der Riesenniere

BMW neuer iX ist der Technik-Vorreiter für die nächste Generation von Luxus-Stromern des Münchner Herstellers. Dabei steckt in dem Elektro-SUV soviel Technik, dass ein Bauteil ganz besonders gross werden musste.
Publiziert: 01.07.2021 um 16:59 Uhr
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Der löst das Rätsel der Riesenniere: Auch BMWs erster Stromer der zweiten Generation namens iX kommt mit der neuen BMW-Front.
Foto: UWE FISCHER
Wolfgang Gomoll

«Mia san mia» – so lautet das inoffizielle Vereinsmotto des FC Bayern München. Sprich: Uns doch egal, was die anderen tun – wir machens so, basta. Das gilt so auch für BMW und seine Elektrostrategie. Während Konkurrenten wie Audi oder Mercedes sich in die Elektromobilität stürzten, hielt sich der Münchner Autobauer nach dem Hightech-Mobil i3 bei den reinrassigen Stromern vornehm zurück. «Mia san mia.»

Stattdessen sollte der Kunde selbst entscheiden: Benziner-X3 oder doch die Elektroversion als iX3? Oder lieber Diesel oder Plug-in-Hybrid? Bloss drohen schon die nächsten CO2-Grenzwertverschärfungen am Horizont und für deren Einhaltung brauchts einen ordentlichen Schuss Elektromobilität. Die nächste Stromer-Generation kommt zuerst im XL-Format mit dem Technologie-Flaggschiff iX. «Der iX ist der Schneepflug für die elektrische Version des 7er und 5ers. Wir krempeln wie beim i3 die Ärmel hoch und zeigen, was BMW kann», sagt Projektleiter Johann Kistler.

Allrad und bis zu 523 PS

Gut, pilotiertes Fahren auf Level 3 wurde zunächst gestrichen. Trotzdem bietet der BMW iX jede Menge Technik. Beim mittleren BMW iX xDrive 50 summieren sich zwei Elektromotoren (vorn 258 PS, hinten 313 PS) zu einem Allradantrieb mit 523 PS Systemleistung bei einem maximalen Drehmoment von 765 Newtonmetern. Bei den E-Maschinen ist BMW schon bei der fünften Generation angekommen: «Die Motoren sind auf Augenhöhe mit denen von Tesla und in manchen Details sogar besser», sagt Kistler. Die sind Tesla, mia san mia.

Beim Innenraum setzts ein «Wow»: Sitze wie Loungesessel und dank der ultra-langen Lenkradsäule findet man die perfekte Sitzposition. Beeindruckend sind Komfort und die Stille im Innenraum. Dazu tragen die steife Karosserie, die leisen E-Motoren und die 22-Zoll-Pneus bei, in denen Schaumabsorber den Schall schlucken. Es gibt ja keinen Verbrenner, in dessen Sound ihr Abrollgeräusch verschwinden würde.

Selbst die Monitore kurven

Das Infotainment läutet eine neue BMW-Ära ein: Zwei Monitore mit 12,3 und 14,9 Zoll umschmiegen den Fahrer als «Curved Display». Die Hälfte der Schalter und Knöpfe flog raus, übrig blieb das Drehdrückrad, mit dem man ohne Touch und Fingerspuren auskommt. Das Head up-Display wird wie bei Mercedes oder VW auf die Strasse projiziert, spart sich aber Navihinweise per Augmented Reality. Bewusst: «Das lenkt nur ab», sagt Kistler. Oder «Mia san mia».

Mit 2,5 Tonnen ist der iX kein Leichtgewicht. Aber tut so: Der Radschlupf wird an beiden Achsen geregelt, das Fahrwerk federt mit Luftfederung inklusive Niveauregulierung – damit brauchts keine stromfressende 48-Volt-Wankstabilisierung. Dank der Hinterachslenkung mit drei Grad Radeinschlag und gleichmässiger Gewichtsverteilung schlägt sich der iX auch auf kurvigen Landstrassen prächtig.

Windschlüpfiges Trumm

Drei Fahrmodi namens Personal, Effizienz und Sport genügen: Bei Sport senkt sich die Karosserie um zehn Millimeter ab – sonst ab 140 km/h – und der iX reagiert direkter aufs Fahrpedal. Sein Antritt ist unwiderstehlich; nach 4,6 Sekunden sind aus dem Stand die 100 km/h erreicht, bei 200 km/h endet der Vortrieb. Dank aktiver Luftklappensteuerung und vollständig verkleidetem Unterboden liess sich der Luftwiderstandswert auf für solch ein Trumm gute 0.25 drücken.

BMW gibt einen Verbrauch von 23,0 kW/100 km an; wir kamen bei den Testfahrten inklusive Autobahnsprints mit Höchstgeschwindigkeit auf 26,5 kW/100 km. Mit der grossen Batterie mit 111,5 Kilowattstunden (kWh) Kapazität (netto 105,2 kWh) soll der iX 630 Kilometers schaffen. Bei maximaler Schnellladung mit 200 Kilowatt (kW) sind die Akkus nach 35 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt. Beim Wallbox-Laden sind noch nur 11 kW möglich, später werdens 22 kW.

So intelligent ist die Riesenniere

Und endlich löst der iX das Rätsel um die Riesenniere in der Front, die schon beim 4er für Diskussionen gesorgt hat: Sie ist die «Intelligenzfläche», hinter der Sensoren, Radar für den adaptiven Tempomaten und Infrarottechnik versteckt werden. Deshalb trägt sie auch der kommende i4. Die Technik nutzt auch der adaptive Tempomat, der je nach Verkehrs- und Streckensituation automatisch verzögert, dabei rekuperiert oder segelt, also reibungsarm dahinrollt.

Die Preise zum Marktstart im November beginnen beim 326 PS starken iX xDrive 40 bei 98'700 Franken; der iX xDrive 50 startet ab 115'900 Franken. Später folgt noch ein iX M60 als Topversion, dessen Fahrleistungen dann endgültig Tesla auf die Pelle rücken dürften.

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