Auf einen Blick
- VW kündigt Job-Garantie, Kündigungen ab Juli 2025 möglich
- Verhandlungen mit Gewerkschaften und Betriebsrat geplant
- VW fehlen bis Jahresende rund 500'000 verkaufte Autos
Der Streit um die neuen Sparpläne im VW-Konzern spitzt sich zu. Die Konzernleitung schafft erste Fakten: Die seit 1994 geltende Jobgarantie wurde aufgekündigt. Der Vertrag läuft damit Ende des Jahres aus, wie Europas grösster Autobauer am Dienstag mitteilte. Sechs Monate später sind dann betriebsbedingte Kündigungen möglich, also ab Juli 2025.
Neben dem Vertrag zur Beschäftigungssicherung, der solche Kündigungen bisher ausschloss, seien auch mehrere andere Vereinbarungen gekündigt worden, darunter die Übernahmegarantie für Auszubildende und die Regelungen für Leiharbeit. Der Konzern will zügig mit Gewerkschaft und Betriebsrat über eine Neureglung verhandeln, wie Personalvorstand Gunnar Kilian (49) ankündigte. Ziel sei es, bis zum Auslaufen der Beschäftigungssicherung Mitte 2025 eine Anschlussregelung zu vereinbaren.
Betriebsrat auf Gegenkurs
«Dieser Zeitraum eröffnet uns jetzt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen nachhaltig wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen», sagte Kilian laut Mitteilung. Die eigentlich erst ab Oktober geplanten Tarifverhandlungen zum VW-Entgelttarif sollen vorgezogen und auf die jetzt gekündigten Verträge erweitert werden.
Volkswagen hatte vor gut einer Woche angekündigt, die seit 30 Jahren geltende Job-Garantie aufzukündigen und auch Werksschliessungen nicht länger auszuschliessen. Bisher hatte der Konzern aber keinen Zeitpunkt dafür genannt. Betriebsrat und IG Metall laufen seither Sturm gegen die Pläne. «Jetzt hat das Unternehmen also wahr gemacht, wovon wir seit Tagen ausgehen», sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo (49). Zugleich bekräftigte sie ihren Widerstand gegen die Pläne. «Wir werden uns gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze erbittert zur Wehr setzen.»
VW produziert zu kostenintensiv
Laut VW-Finanzchef Arno Antlitz (54) werden dem Konzern bis Jahresende rund 500'000 verkaufte Autos fehlen. Gleichzeitig gilt gerade die Konzern-Kernmarke VW seit langem als renditeschwach. Mit 2,3 Prozent liegt die Marge derzeit weit weg von den von Konzern-CEO Oliver Blume (56) geforderten 6,5 Prozent. Das heisst, dass VW-Modelle nicht genug effizient und kostenbewusst produziert werden. Es ginge auch anders: Die Schwestermarke Skoda, deren Modelle auf der gleichen Technologie aufbauen wie jene von VW, liegt derzeit bei einer Marge von 8,5 Prozent.
Mehr zur VW-Krise
Die Diskussionen um die Zukunft von VW dürften schwierig werden. Denn neben Konzernleitung und Betriebsrat wird auch der Aufsichtsrat mit am Tisch sitzen, in dem neben der Familie Porsche als Eigentümer des Mehrheitsaktionärs Porsche Holding (53,3 Prozent Anteile) auch das deutsche Bundesland Niedersachsen (20 Prozent) und der Staatsfonds von Katar (17 Prozent) vertreten sind.