Das Requiem auf die gute alte Limousine war längst gesungen: Weltweit wuchs jahrelang nur das SUV-Segment. Autoriesen wie Ford oder General Motors (GM) kündigten an, ihr Limo-Programm zugunsten der SUV quasi zu eliminieren. In China gilt Porsche als SUV-, nicht als Sportwagen-Marke. Und Skoda etwa, obwohl mit dem Octavia Hersteller des bestverkauften Autos der Schweiz, lancierte eiligst neue SUV wie Kodiaq, Karoq und Kamiq.
Doch die Glaskugel-Leser waren wohl voreilig: Noch kann man nicht vom Ende des SUV-Booms sprechen, aber die Zeichen mehren sich, dass die Limousine eine echte Renaissance erleben könnte. Und das nicht nur, weil beispielsweise Audi gerade die Limousine des neuen A3 enthüllt hat oder man Toyotas Camry neu auch wieder bei uns kaufen kann. Sondern weil es ist wie einst, als alle Limousinen fuhren und erst deshalb die Kombis modern wurden.
SUV von cool zu bieder
Jetzt steht vor fast jedem Haus ein SUV – das ist keine progressive Klasse mehr, sondern biedere Masse. Wer sich abheben will, greift darum weltweit wieder vermehrt zur Limousine (oder in Europa zum Bruder, dem Kombi). Zudem geben die Autohersteller selbst Gegensteuer, um den von ihnen in Gang gesetzten Trend wieder zu bremsen: SUVs sind tendenziell eben schwerer und wenig aerodynamisch, was sie zum Problem für CO2-Grenzwerte und hohe Elektro-Reichweiten macht.
Amerika liebt auch Limos
Nun liess ausgerechnet GM-Designchef Michael Simcoe (63) durchblicken, dass Limousinen noch lange nicht zum Alteisen gehören – der Ästhetik wegen. «Letztlich wollen die Menschen ein schickes Auto, um das sie ihre Nachbarn beneiden», sagt Simcoe. Ohnehin lohnt der Blick nach Amerika, von wo der SUV-Trend kam. Laut einer US-Studie will fast die Hälfte der Limousinen-Fahrer dem Segment treu bleiben. Unter den zwölf meist verkauften Autos der US-Hitliste von 2019 sind weiterhin vier Limousinen.
China will massig Limos
Selbst in China, wo pro Woche so viele Autos verkauft werden wie in der Schweiz im Jahr, sind SUV zwar das Wachstumssegment, Limousinen aber trotzdem weiter der Standard. Der grösste Automarkt der Welt hungert nach Limousinen. Allein VW verkauft dort im Jahr eineinhalb Millionen Kompakt-Limousinen, denn eine solche gilt als Beweis dafür, dass man es geschafft hat. Auch deshalb baut zum Beispiel Mercedes neben der A-Klasse mit Schrägheck auch eine A-Klasse-Limousine, die es in China optional sogar mit langem Radstand gibt, und dazu deren coole Variante CLA.
Auch aufstrebende Schwellenmärkte wie Russland oder Brasilien sind noch immer auf das Stufenheck geeicht. Zumal Limousinen biedere Formen abgelegt haben. Also darf man mutmassen, dass sie wieder mehr in Fahrt kommen und vielleicht der nächste Trend sind. Auch hierzulande? Mal schauen. Der neue Octavia wird mangels Interesse an der Limousine des Vorgängers jetzt bei uns nur noch als Kombi verkauft. Aber wer weiss?