Die Geschichte wiederholt sich: Anfang der 1970er Jahre versuchten japanische Autohersteller auf dem europäischen Markt mit günstigen Fahrzeugen Fuss zu fassen. Trotz harzigem Start hatten sie schlussendlich Erfolg. Heute stehen japanische Autos für Innovation und hohe Qualität – doch die Billigschiene haben die etablieren Japaner längst verlassen.
Hyundai und Kia zählt zu den fünf grössten Autoherstellern der Welt
Zwei Jahrzehnte später folgten die Koreaner über den indischen Ozean zu uns. Auch sie versuchten in Europa ihr Glück erst als Billigheimer. Und wie zuvor die Japaner wurden auch die Koreaner in Europa mit ihren optisch teils skurril anmutenden Fahrzeugen belächelt. Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten. Heute zählt Hyundai und Kia zu den fünf grössten Autoherstellern der Welt und bietet mit ihren modernen und hochwertigen sowie trendig gestylten Fahrzeugen selbst auf unserem Kontinent der europäischen Nummer 1, dem Volkswagen-Konzern, erfolgreich die Stirn. Aber auch die Koreaner verloren im Lauf der Zeit ihr Günstig-Image.
Dacia - Kleine Tochter des französischen Renault-Konzerns
Auf dieses setzt seit zehn Jahren der rumänische Hersteller Dacia. Wir erinnern uns: Als 2005 der in Westeuropa noch kaum bekannte Hersteller, seit 1999 eine Tochter des französischen Renault-Konzerns, seine viertürige Limousine Logan lancierte, war der Hohn und Spott gross. Wer will schon ein derart bieder wirkendes Auto kaufen? Selbst mit Komfort- oder Sicherheitsoptionen konnte der Fronttriebler nicht punkten. Kein Wunder, war der Logan ursprünglich auch nur für Schwellenländer konzipiert.
Verkaufserfolg von Dacia in Europa
Dennoch wurde der kleine Viertürer in Europa zum Verkaufserfolg – selbst in der Schweiz. Grund: der unschlagbar günstige Preis. In der Schweiz gab es den Logan schon ab 10'700 Franken – damals ein unschlagbares Angebot. Die konservative, aber robuste Konstruktion des Logans hatte auch ihre Vorteile: Die Rundumsicht war hervorragend, das Platzangebot ordentlich. Und die Technik zwar nicht modern, aber solide. Denn viele Bauteile stammten vom bewährten Renault Clio. Dank dem Logan vervierfachten die Rumänen ihren weltweiten Absatz in nur wenigen Jahren. 2013 verkaufte die Renault-Tochter 429'500 Autos in die ganze Welt. Alleine in die Schweiz kamen 5171 Stück. Damit liegt Dacia mit seinem Absatz auf Augenhöhe mit etablierten Herstellern wie etwa Honda, Mitsubishi oder Chevrolet.
Doch was steckt hinter Dacia?
Die Marke wurde 1952 gegründet. Ursprünglich als LKW-Zulieferer gedacht, baute das Unternehmen Ende der 1960er Jahre günstige Renault-Lizenzbauten, später auch Eigenentwicklungen. Wie vielen Herstellern in kommunistischen Ländern blieb aber den Rumänen der Erfolg verwehrt. Und nach 1989 kämpfte das Unternehmen um das nackte Überleben, weil günstige Gebrauchtwagen aus Westeuropa den einheimischen Markt überschwemmten.
Die Wende kam 1999 mit der Übernahme von Renault. Die Franzosen investierten über 500 Millionen Franken in die Erneuerung der Dacia-Werke. Fünf Jahre später trug die Kooperation erste Früchte: Das Unternehmen präsentierte den Logan und ebnete damit den Weg für eine erfolgreiche Zukunft. Mittlerweile ist die zweite Logan-Generation im Verkauf. Zudem bietet Dacia nicht mehr bloss ein Modell, sondern eine komplette – auch optisch ansprechendere – Modellfamilie mit einem Kleinwagen, einem Kombi einem Minivan und selbst einem trendigen SUV. Aber immer noch nach dem bewährten Rezept – günstig aber nicht billig, sondern robust.
Dacia - Günstig und gut?
So starten die Preise heute, zehn Jahre nach dem ersten Logan, immer noch bei konkurrenzlosen 8900 Franken für den Sandero. Der SUV Duster ist der teuerste Dacia, gibts aber auch bereits ab 15'700 Franken. Natürlich sind dies Basispreise. Doch selbst mit einigen Komfortoptionen wie Klimaanlage oder Navi kommt kein Dacia über 25'000 Franken. Natürlich: Moderne Assistenzsysteme, wie man sie von Premiummarken kennt, gibts bei den Rumänen nicht. Braucht es aber offenbar auch nicht, denn die Rechnung geht auch so auf.
Dank Dacia verbuchte der Mutterkonzern Renault letztes Jahr ein Absatzplus von 3,1 Prozent. Vor allem in Wachstumsregionen kommen die robusten Rumänen gut an. So ist der Duster aktuell das meistverkaufte Auto in Russland – und nach Clio und Mégane das meistverkaufte Fahrzeug der Renault-Gruppe – unmittelbar vor dem Dacia Sandero.