Gepanzerte Autos mit einem Stecker? Da waren bisher allenfalls ein paar Plug-in-Hybrid-Modelle verfügbar, die bei Spezialfirmen aufwendig nachgepanzert wurden. Ein schwer gesichertes Auto ab Werk, in dem sich gefährdete Personen imageträchtig elektrisch durch die Welt kutschieren lassen können, suchte man bisher in den Produktportfolios vergeblich.
BMW ist der erste Grossserienhersteller, der neben dem gepanzerten 7er mit seinem elektrischen i7 eine Luxuslimousine zumindest in Europa als Schutzfahrzeug anbietet. Äusserlich sind die Unterschiede der Protection-Versionen zu ihren Standard-Geschwistern mit M-Sportpaket praktisch nicht zu erkennen. Auch im Innenraum sollen das Platzangebot und der Sitzkomfort kaum von ihnen abweichen. Übrigens: Unsere Schweizer Bundesräte werden jetzt schon in normalen i7-Stromern gefahren.
Geladen und gesichert
Für die Sicherheit der Insassen sorgt nach der Schutzklasse VR9 das Herzstück der Panzerung, der «BMW Protection Core». Dabei handelt es sich um eine selbsttragende Karosseriestruktur aus Panzerstahl. Kombiniert mit gesicherten Türen, Unterboden- und Dachpanzerung sowie Sicherheitsverglasung ergibt das einen Panzer, der Drohnen mit Sprengladungen und Detonationssplittern standhalten soll.
Auf besonderen Wunsch kann das Panzer-Doppel auch mit Karosserieschutzpanzerungen nach der höchsten Widerstandsklasse aufgerüstet werden, die gegen den Beschuss mit Granaten und Schusswaffen schützen sollen. Die Scheiben erfüllen diese Anforderungen bereits standardmässig. Die Verbrennerversion des BMW 7er Protection verfügt zusätzlich über einen auslaufgesichteren Treibstofftank, um die Brandgefahr zu minimieren.
Optionen für noch mehr Sicherheit
Optisch unterscheiden sich die Panzerversionen kaum von den normalen Versionen des BMW 7er. Zu erkennen sind sie allenfalls an den abweichenden Reifen oder den dickeren und damit dunkleren Sicherheitsscheiben, die nunmehr auch vorne beheizt werden können. Die 20-Zoll-Räder verfügen über Notlaufeigenschaften, die die Weiterfahrt bei Defekt oder völligem Druckverlust mit bis zu 80 km/h ermöglichen. Je nach Kundenwunsch werden die Fahrzeuge mit Details wie Blaulichtanlagen, Blitzerleuchten, Frischluft- oder Löschanlage sowie einer Gegensprechanlage ausgestattet.
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Im Innenraum und bei den Assistenzsystemen gibts ebenfalls kaum Unterschiede. So sind unter anderem klimatisierte Komfortsitze vorne wie hinten lieferbar, Rollos rundum oder ein Soundsystem von Bowers & Wilkins – auf Wunsch sogar eine Kühlbox im Fond. Die Assistenzsysteme sind für den Einsatz mit professionellen Fahrerinnen und Fahrern adaptiert – sie warnen nur, statt aktiv einzugreifen. Schliesslich sitzen ja immer ausgebildete Profis am Steuer.
Das Zusatzgewicht hemmt
Beim i7 sorgt der Allradantrieb mit zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse für eine Leistung von 400 kW (544 PS) und 745 Nm. Aus dem Stand geht es aufgrund des höheren Gewichts von 9,0 Sekunden auf Tempo 100 – der normale i7 xDrive 60 schafft das in nur 4,7 Sekunden. Bei 160 km/h wird dann aber elektronisch abgeriegelt. BMW macht dabei noch keine Angaben, inwiefern die Reichweite unter den schweren Schutzvorrichtungen leidet. Der Normverbrauch des Panzer-Stromers liegt bei 30 kWh auf 100 Kilometer gegenüber den 18,4 kWh der Normalversion.
Wer wie bisher auf einen Verbrenner – vielleicht eben aus Gründen der Reichweite – setzen möchte, kann weiterhin einen doppelt aufgeladenen V8 bestellen. Dabei kombiniert BMW seinen 4,4-Liter-V8-Twin-Turbo-Benziner mit 48-Volt-Mildhybrid-Technologie. Dieses System leistet 390 kW (530 PS) und ebenfalls 750 Nm. Der 7er Protection schafft eine Spitze von bis zu 210 km/h und ist in 6,6 Sekunden auf Tempo 100.
Gefertigt wird das 5,39 Meter lange Sicherheitsdoppel in einem aufwendigen Manufaktur-Prozess im Stammwerk Dingolfing (D), die ersten sollen im Dezember dieses Jahres ausgeliefert werden. Preise gibt BMW keine bekannt – zumal auch immer auf Sonderwünsche der Kunden eingegangen wird. Zu Orientierung: Den normalen Stromer-i7 gibts ab 169'900 Franken und die Basisversion des 7er ab 212’900 Franken.