US-Präsident Joe Biden setzt auf Elektromobilität. Carlos Tavares, CEO des Jeep-Mutterkonzerns Stellantis, hat allen seinen Marken eine Zukunft mit Hochspannung verordnet. Und auch in Europa lanciert Jeep einen Plug-in-Hybriden nach dem anderen. Aber in den USA gehts für die Offroad-Kultmarke noch immer um Grösse, Luxus und V8-Motoren.
Wie üppig dimensioniert, luxuriös und flexibel ein Geländewagen made in USA noch sein darf, zeigt der neue Jeep Grand Cherokee L. L wie langer Radstand. Der schafft genug Platz, um erstmals eine dritte Sitzreihe einzubauen. Schliesslich sind die Konkurrenten aus Europa wie Audi Q7, BMW X7 oder Mercedes GLS längst als Siebenplätzer unterwegs.
Monstermotor mit Schlafprogramm
Beim Antrieb bleibt Jeep in den USA auf Traditionskurs: Die L-Version schiebt ein 5,7-Liter-V8 mit 357 PS (268 kW) und halbkugelförmigen Brennräumen voran. Ein Monster-Motor wie aus den 1950ern. Der seelenruhig laufende Benziner mit Normverbrauch von 13,8 Litern auf 100 Kilometern ist alles andere als sparsam, doch im Gegensatz zur Konkurrenz verzichtet Jeep auf Turbos, die den Durst reduzieren und mehr Leistung bringen würden. Dafür legt der V8 vier Zylinder verbrauchssenkend schlafen, wenn nicht volle Leistung gefordert ist. US-Kunden werden es lieben, wie der siebensitzige Koloss auch vollbesetzt souverän antritt. Wer weniger verbrauchen will, wartet auf den Plug-in-Hybrid.
Antrieb 5,7-l-V8-Benziner, 357 PS (268 kW), 520 Nm@4250/min, 8-Stufen-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in k.A., Spitze k.A.
Masse L/B/H 5,20/1,96/1,82 m, 2370 kg, Ladevolumen 490–2390 l
Verbrauch Werk 13,7 l/100 km
Antrieb 5,7-l-V8-Benziner, 357 PS (268 kW), 520 Nm@4250/min, 8-Stufen-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in k.A., Spitze k.A.
Masse L/B/H 5,20/1,96/1,82 m, 2370 kg, Ladevolumen 490–2390 l
Verbrauch Werk 13,7 l/100 km
Alles neu dagegen bei Platzangebot und Ausstattung. Komfortabler denn je rollt er dank mehreren Fahrprogrammen und variabler Luftfederung. Der Allradantrieb ist beim V8 serienmässig. Elektronische Dämpfer federn alles weg, aber die fast 2,4 Tonnen Gewicht spürt man in schnell gefahrenen Kurven und beim Bremsen. Doch kaum ein Amerikaner dürfte den Grand Cherokee allzu eilig über den Highway scheuchen. Dafür aber über unbefestigte Pisten und ins harte Gelände. Das optionale Offroad-Paket kommt mit Schutzplatten für Unterboden, Tank und Getriebe; hinzu kommen elektronische Differenzialsperre an der Hinterachse und eine Bergabfahrhilfe.
Die dritte Reihe taugt für Erwachsene
Innen sitzt man sogar in der dritten Reihe – sonst eher für Kinder gedacht – als Durchschnittserwachsener bequem. Je nach Bestuhlung fasst der Kofferraum hinter der sich allzu langsamen elektrischen Heckklappe 490, 1330 oder 2390 Liter – das ist mehr als stattlich. Gefallen kann auch die Instrumentierung, die animiert informiert. Nur die eher funzelig glimmenden Lenkradtasten stören. Zwölf USB-Ports gibts in den drei Sitzreihen und 19 Lautsprecher mit bis zu 950 Watt. Die Topversionen Overland und Summit haben gar Nappaleder, Walnussholz und Massagesitze vorn. Wems noch nicht reicht: Darüber bietet Jeep bald wieder den Grand Wagoneer als absolutes Topmodell an.
In den USA dürfte die Langversion des Grand Cherokee abräumen, weil Jeep damit endlich auch bei den Siebenplätzern dabei ist. Mit kurzem Radstand, V6-Motor und Hinterradantrieb startet er dort bei unter 37'000 US-Dollar; die L-Version mit dem wohl letzten Jeep-V8 kostet mindestens 63'000 US-Dollar. Aber in Europa müssen wir noch bis 2022 warten. Und dann wird es wohl nur der normale Grand Cherokee mit kurzem Radstand zu uns schaffen. Natürlich ohne V8, aber mit Plug-In-Hybrid oder Diesel.