Fahren durften wir ihn getarnt ja schon, aber jetzt hat Audi auch das Tuch von seinem Einstiegsstromer gezogen. Im Juni rollt der Q4 E-Tron als dritter Elektro-Audi nach E-Tron und E-Tron GT zu uns; ab August auch als Sportback mit flacherem Dach. Klar, basieren beide auf dem Elektrobaukasten namens MEB, auf dem im Konzern VWs neue Stromer ebenso stehen wie Skodas im Mai startender Enyaq iV.
Gleiche Technik, ähnliche Reichweiten – wie will sich Audi da unterscheiden? «Wir haben den Q4 E-Tron entsprechend unserer DNA geschärft», sagt der frischgebackene Audi-Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann: «Gemäss der ABC-Formel.» A steht im Autoindustrie-Sprech dabei fürs Kompaktsegment – dorthin gehört das 4,59-Meter-SUV bei den Aussenabmessungen. B-Masse – Mittelklasse – habe der Laderaum mit 520 bis 1490 Litern, wobei der flachere Sportback sogar 535 Liter bietet. Und C? Steht für Oberklasse und meint die üppige Beinfreiheit hinten.
Wegweisende Funktionen
Statt seelenloser Hightech und leerer Luftigkeit wie in manchen Stromern gibts innen – einfach einen Audi-Innenraum mit naherückender Mittelkonsole, integriertem XL-Touchscreen, aufpolierten Materialien und – danke – wieder Tasten für die Klimaanlage. Im Interieur verstecken sich 28 PET-Flaschen: Zwei passen real in die Türtaschen; der Rest findet sich zerfasert als Rohmaterial in den Recycling-Sitzbezügen. Die Instrumente existieren nur digital und ins Head-Up-Display hat Audi Elemente virtueller Realität integriert: Wie in einem 70-Zoll-Monitor, 17 Meter vor dem Auto platziert, werden Navianweisungen in die Strasse projiziert. Spielerei? Das wird ein erster Test zeigen. Definitiv was für Spielkinder ist das konfigurierbare Tagfahrlicht: Neun LED-Segmente je Scheinwerfer lassen sich in vier unterschiedlichen Graphiken zusammenschalten.
Den grössten Einfluss hatte Audi beim Design. Einmal für die Optik der wuchtigen Front, die nur aus Lufteinlässen zu bestehen scheint, aber komplett geschlossen ist – schliesslich atmet dahinter kein Verbrenner. Zweitens liessen sich mit Kanten und Spoilern per optimierter Aerodynamik noch ein paar mehr Kilometer bei der Reichweite herausholen. Mit dem grossen Akku mit netto nutzbaren 77 Kilowattstunden (kWh) Kapazität schafft der normale E-Tron 520, der Sportback 528 Kilometer.
Bis zu 299 PS
Der Audi Q4 E-Tron steht in drei Versionen in der Preisliste: Heckantrieb mit 204 PS und grossem oder kleinen Akku mit 52 kWh Nettokapazität und als Allradler mit 299 PS, je einem Motor je Achse und dem grossen Akku. Zur Batterieschonung schaltet sich dabei die Vordere Achse nur bei Bedarf zu; die Topversion spurtet in 6,2 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 180 km/h. Laden? Bei der kleineren am Wechselstromlader mit maximal 7,4 Kilowatt (kW) Ladeleistung oder 100 kW am Schnelllader; die grössere schafft 11 kW oder 125 kW Schnellladung. Als erstes Modell will Audi den Q4 komplett CO2-neutral zum Kunden bringen – von den Materialien über Produktion bis zur Auslieferung zum Händler.
Drei Modelle auf Konkurrenzkurs? Nein – weil die Zielgruppen sich unterscheiden. VWs kleinerer und etwas kargerer ID.4 kommt ab 39'050 Franken; Skodas den Q4 um sechs Zentimeter überragender Enyaq iV startet bei 42'590 Franken. Zudem sind VW und Skoda in der Basis schwächer motorisiert. Der Q4 E-Tron steht mit mindestens 47'800 Franken in der Liste – Aufschlag für das propere Interieur und mehr Hightech. Bestellstart ist am 22. April.