Elektro-Crossover Enyaq iV enthüllt
Jetzt fährt auch Skoda elektrisch

Ab Mai steht nun also auch Skodas erster reiner Stromer bei den Schweizer Händlern. Der Enyaq iV punktet mit viel Platz, toller Handlichkeit und solider Elektrotechnik. Bei der ersten Fahrt in dem Crossover entdecken wir aber auch kleine Schwächen.
Publiziert: 09.04.2021 um 11:33 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 15:26 Uhr
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Der Brückenschlag von alter und neuer Autowelt: Genau das soll der neue Enyaq iV sein – als Skodas erstes reines Elektroauto.
Foto: Skoda
Andreas Engel und Wolfgang Gomoll

Hilfreiche Accessoires sind Brauch bei Skoda: Zu den bekanntesten gehören etwa Regenschirme in den Vordertüren oder der Eiskratzer in der Tankklappe. Doch der ist jetzt gezügelt: Im Enyaq steckt der Schaber in der Heck- statt der Tankklappe. «Beim Laden bleibt die Klappe offen, da wäre der Eiskratzer schnell weg», erklärt Jens Kosyna, Baureihen-Chef des ersten nur elektrisch angetriebenen Skodas.

Skoda wäre freilich nicht Skoda, zögen nicht auch fürs Elektro-Zeitalter neue Helferlein ein. Etwa ein handliches Gerät zum Säubern des Ladekabels, das vor allem im Winter gerne Schnee, Eis und Matsch an der Ummantelung ansammelt.

Enyaq ist halb SUV, halb Kombi

Brückenschlag von alter und neuer Autowelt: Das soll der Enyaq schaffen. Anders als die baugleichen VW ID.4 und Audi Q4 E-Tron ist der Tschechen-Stromer nicht ganz so kompromisslos auf Elektro-SUV getrimmt. Das fängt beim Design an: Der Enyaq hat keine ausgestellten Radläufe, keine betonte Unterboden-Beplankung, dafür einen angedeuteten Kühlergrill. Mit langem Überhang hinten erinnert der Enyaq an einen Kombi, in dem sich Kodiaq- wie Superb-Fahrer wohlfühlen sollen.

Reichweite bis zu 532 Kilometer

Bei der Technik greift der Enyaq aber auf Elektrotechnik des VW-Konzernregals zurück. Mit der 82-kWh-Batterie und dem 150 kW (204 PS) starken E-Motor an der Hinterachse soll er 532 Kilometer weit stromern. Mit diesem Antrieb ist der 2308 Kilo schwere Enyaq gut motorisiert: Nach 8,6 Sekunden ist er 100 km/h schnell und sprintet dann weiter bis zur abgeregelten 160 km/h-Spitze.

Dank 310 Nm ist man selbst im «Eco»-Fahrmodus flott genug, da die Spreizung der Modi ohnehin nicht sehr ausgeprägt ist. Flott bewegt bereitet der Enyaq uns Vergnügen, auch wenn die Lenkung sich etwas zu synthetisch anfühlt und die variablen Dämpfer für viel Komfort sorgen, der aber mit leichter Wankneigung bezahlt wird. Aufgrund der stark einschlagenden Vorderräder fühlt sich der Enyaq aber auch in engen Innenstädten wohl: «Mit dem Wendekreis von 9,30 Meter bewegen wir uns auf Kleinwagen-Niveau», sagt ein strahlender Jens Kosyna.

Ladetempo soll noch steigen

Den Verbrauch gibt Skoda mit 16 kWh/100 km an. Wir kamen bei der Testfahrt mit teils schnellen Autobahnetappen auf 22,7 kWh/100 km – das würde dann rund 350 Kilometern Reichweite entsprechen. Aktuell kann der Skoda Enyaq mit maximal 125 kW laden, womit das grosse Akkupaket in 38 Minuten von fünf auf 80 Prozent gefüllt ist. Da VWs Elektroplattform MEB aber upgradefähig ist, soll im Laufe des Jahres eine Vorkonditionierung der Batterie (ähnlich wie beim Porsche Taycan) möglich sein, womit dann auch die Ladegeschwindigkeit ansteigen soll.

Auch im Innenraum setzt Skoda auf ein klassisches Layout und nicht wie manch Konkurrent auf futuristische Bildschirm-Landschaften. Modern wirds trotzdem: Neben dem Infotainment mit mittigem 13-Zoll-Touchscreen und eher klein geratenen Digital-Instrumenten hinter dem Lederlenkrad hält auch ein Head-up-Display Einzug, welches über Augmented-Reality verfügt. Grafiken wirken dadurch wie auf die Strasse projiziert und helfen so etwa beim Navigieren.

Platz wie in der Oberklasse

Wie bei Skoda üblich, ist im Enyaq reichlich Platz vorhanden. Unter der Armlehne kommt ein 6,2 Liter fassendes Staufach zum Vorschein, links neben dem Lenkrad eine praktische kleine Schublade, und der Kofferraum steckt mit 585 bis 1710 Litern sowieso ordentlich was weg. Wird der Platz hinten nicht für Transporte genutzt, finden Passagiere im 4,65-Meter-SUV fast Oberklasse-Dimensionen vor.

Dass aber selbst Skoda wegen der kostenintensiven E-Mobilität sparen muss, merken wir am grossflächigen Einsatz von Hartplastik an Bedienelementen und Verkleidungen. Auf der anderen Seite gibts aber Naturbezüge aus Schurwolle und recycelten PET-Flaschen oder aus mit Olivenblatt-Extrakt gegerbtem Leder.

RS-Version Ende 2021

Wenn der erste Elektro-Skoda ab Ende Mai bei den Schweizer Händlern steht, geht es in der Einstiegsversion mit 60-kWh-Akku (Reichweite 390 km) und 180 PS ab 42'590 Franken los. Das von uns gefahrene Modell mit grösserem Akku und 204 PS steht ab 47'590 Franken in der Liste. Wer die 306 PS starke RS-Version samt Allradantrieb vorzieht, muss voraussichtlich noch bis Ende 2021 warten.

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