Normalerweise ködern Supersportwagen wie der Lamborghini Huracán mit imposanten Fahrleistungen und grandiosem Fahrverhalten auf Rennstrecken die Kundschaft. Da überrascht, dass der nun auf der Kunstmesse Art Basel in Miami (USA) enthüllte Sterrato zum Pseudo-Offroader wird. Dafür haben die Techniker aus Sant’Agata Bolognese (I) nicht nur die Bodenfreiheit des Huracán um 4,4 Zentimeter vergrössert, sondern auch Vorder- und Hinterachse eine um jeweils rund drei Zentimeter verbreiterte Spur verpasst.
Der Antrieb des Mittelmotorsportlers ist bekannt. Denn auch der Sterrato wird vom legendären 5,2-Liter-Zehnzylinder-Saugmotor angetrieben, der 610 PS (449 kW) und ein maximales Drehmoment von 560 Nm leistet. Ob mit diesem 4x4-Sportler jemals ein Kunde ins Gelände entschwinden will? Wohl kaum – dafür gibts auch bei Lamborghini deutlich bessere Autos wie den SUV-Bestseller Urus.
Niemand braucht's, alle wollen's
Doch wie schon beim kürzlich enthüllten Porsche 911 Dakar zeigt sich, dass die Hersteller solche Fahrzeuge problemlos zu stattlichen Preisen an Sammler und Fans verkaufen können. Wie auch der Porsche 911 Dakar ist der Huracán Sterrato nur in einer begrenzten Stückzahl zu bekommen – ab Februar 2023 werden exakt 1499 Exemplare produziert und unter den geländehungrigen Lamborghini-Jüngern verteilt. «Mit dem Hochgeschwindigkeitskonzept für alle Untergründe des Sterrato haben wir auf einzigartige Art und Weise das Erlebnis am Steuer eines echten Supersportwagens mit dem Fahrspass eines Rallyeautos kombiniert», erklärt Rouven Mohr, Chief Technical Officer von Lamborghini: «Lamborghini-Fahrzeuge liefern immer Emotionen, und der Sterrato erreicht beim Fahren ein neues Niveau des Nervenkitzels!»
Ein Auto, das bisher kaum jemand vermisst hat, jedoch mit einem Vorteil glänzen kann: Es unterscheidet sich von den allermeisten anderen Sportwagen. Und da es heute vielen Kunden in erster Linie darum geht, anders zu sein um aufzufallen, steht dem Erfolg des allradgetriebenen Sterrato im kommenden Jahr wohl nichts im Wege.
Offroad, fertig, los
Dass die Fahrleistungen aufgrund der veränderten Bauweise und des potenziellen Einsatzgebiets schlechter sind als die des vergleichbaren Huracán Evo, wird die Kundschaft kaum stören. Denn auch mit 3,4 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und «nur» 260 km/h Spitze kann man bei diesem Design auffallen. Neben dem Zuwachs an Bodenfreiheit und der verbreiterten Spur gibts vorne einen Unterbodenschutz aus Alu, verstärkte Schweller sowie einen rustikal anmutenden Heckdiffusor und breit ausgestellte Radkästen. Der bekannte Lufteinlass auf der hinteren Motorabdeckung unterstreicht nicht nur die Optik, sondern sorgt ganz nebenbei dafür, den Motor auf staubigen Pisten mit sauberer Luft zu versorgen.
Falls sich doch mal ein Kunde auf unwegsame Pisten verfahren sollte, helfen ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse, Karbon-Keramik-Bremsscheiben und spezielle Offroadreifen, dass der unerfahrene Geländegänger nicht im ersten Schlagloch steckenbleibt. Durch die Runflat-Technologie kann der Sterrato bei einem Plattfuss noch rund 80 Kilometer weit in eine sichere Umgebung fahren.
Für steinreiche Fans
Im Innenraum präsentiert sich der rustikale Huracán-Bruder im bekannt edlen Lamborghini-Design mit Alcantara-Polsterung. Der Touchscreen verfügt über Grafiken und Funktionen speziell fürs Fahren auf unbefestigten Strassen. Erstmals gibts unter anderem eine digitale Anzeige zur Messung der Neigungswinkel des Fahrzeugs, einen Kompass, sowie eine Anzeige für geografische Koordinaten und den Lenkwinkel. Der Offroad-Lambo ist wohl genau das richtige Spielzeug für 1499 Sammlerinnen und Sammler mit dem nötigen Geld auf dem Konto: Noch schweigt Lamborghini zum Preis, doch der Huracán Sterrato dürfte deutlich über 300'000 Franken kosten. Vorausgesetzt, er ist nicht schon längst ausverkauft.