Gross, grösser, USA. Die gigantischen Pick-ups gehören im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu den meistverkauften Autos. Das Podium der US-Verkaufscharts belegen mit der Ford F-Serie, dem RAM Pick-up und dem Chevrolet Silverado ausschliesslich Fahrzeuge mit offener Ladefläche.
Chevrolet hat letztes Jahr etwas den Anschluss verloren. Ein Grund könnte sein, dass die Marke von General Motors keine Sportversion des Silverado im Angebot hatte. Das ändert sich ab diesem Jahr. Als ZR2 soll der Chevy-Pick-up Ford F-150 Raptor und RAM 1500 TRX Kunden abjagen. Dafür setzt er weniger auf reine Motoren-Power, sondern mehr auf echtes Geländetalent.
Antrieb aus der Corvette
Im 5,83 Meter langen Silverado mit Doppelkabine arbeitet ein 6,2-Liter-V8-Benzin-Saugmotor. Das gleiche Triebwerk kommt auch in der aktuellen Corvette zum Einsatz, leistet dort aber 62 PS mehr. Im Pick-up schafft der V8 420 PS (308 kW) und ein maximales Drehmoment von 624 Nm. Das scheucht den 2,6 Tonnen schweren Allradkoloss bullig jeden Hang hoch oder lässt ihn in der City rasant von der Ampel spurten. Aus dem Stand gehts in knapp sechs Sekunden auf 100 km/h. Abgeregelt wird bei knapp 170 km/h – der rumpeligen Offroad-Pneus wegen.
Die braucht der Silverado ZR2, denn der Pick-up soll nicht etwa der Corvette Konkurrenz auf der Strasse machen, sondern zur «Offroad-Corvette» werden. Das zeigt auch die Entwicklung, wie Chefingenieur Dom Lester erklärt. «Wir haben mit einem Prototyp des Silverado ZR2 an einigen der härtesten und anspruchsvollsten Offroad-Rennen teilgenommen. Was wir bei den Rennen und Tests in der Moab-Wüste gelernt haben, haben wir auf der neuen ZR2 angewandt, um ein äusserst leistungsfähiges Paket anzubieten.»
Echter Offroader
Leistungsfähig eben vor allem im Gelände. Für den dortigen beeindruckenden Vortrieb ist der ZR2 unter anderem mit variablen Multimatic-Dämpfern, vergrössertem Federweg, verschiedenen Stabilisatoren und 33 Zoll grossen Offroad-Reifen ausgestattet. Sollten die 28 Zentimeter Bodenfreiheit mal nicht ausreichen, schützt ein spezieller Unterfahrschutz die Bodengruppe vor schweren Beschädigungen durch Steine oder Felsen.
Der ZR2 sieht nicht nur sportlicher aus als andere Silverados, er hat auch einen anderen Frontstossfänger, der die Vorderräder praktisch nicht mehr verdeckt. Dadurch hat er einen noch grösseren Böschungswinkel von 31,8 Grad vorne. Hinten kommt der Power-Pick-up auf 23,3 Grad, womit er noch besser im Gelände fahren kann. Und wenn wir uns über steile Kuppen wagen, zeigt uns eine Frontkamera mit Weitwinkel, was vor dem ZR2 passiert.
Die zahme Seite
Das Fahrwerk ist bei aller Sportlichkeit nicht zu straff abgestimmt und so kann der Koloss auch mal den engagierten Cruiser mimen. Die Lenkung ist typisch Pick-up eher etwas schwammig und auch die Bremse könnte bei dieser Gewichtsklasse noch bissiger zupacken. Doch der ZR2 ist eben nichts für den wirklich schnellen Galopp, sondern eher etwas für die harte Offroad-Tour in die Wüste oder die nördlichen Rockys.
Gleichzeitig bietet der Silverado ZR2 überraschend viel Restkomfort für den Alltag. Dafür sorgt im Cockpit auch die üppige Ausstattung: 12,3-Zoll-Digitalinstrumente, 13,4-Zoll-Touchscreen fürs Infotainment, Head-up-Display und elektrisch verstellbare Ledersitze sind an Bord. Auf Wunsch gibts auch die üblichen praktischen Pick-up-Details rund um die Ladefläche: verschiebbare Abdeckung, eine elektrische Multi-Heckklappe, Verzurrösen oder Zusatzscheinwerfer für eben jene Ladefläche. Diese kann bis zu 650 Kilogramm laden. Wenn das nicht reicht, kann der ZR2 auch bis zu vier Tonnen ziehen.
Kein Europäer
Das hat natürlich seinen Preis. Der Chevrolet Silverado ZR2 ist ab umgerechnet rund 68'000 Franken fast doppelt so teuer wie das Einstiegsmodell und 9600 Franken teurer als das bisherige Topmodell. Doch wie der normale Silverado kommt auch die «Offroad-Corvette» nicht nach Europa – zumindest nicht über den offiziellen Chevrolet-Importkanal. Der Weg über einen Direkt-Importeur steht aber jedem offen.