Längst haben die US-Autobauer die Zeichen der Zeit erkannt und setzen auch bei ihren Verkaufsschlagern, den Pickups, auf Elektroantriebe. Die Nachfrage nach Fords F-150 Lightning ist gigantisch und Chevrolet erhofft sich eine ähnlichen Erfolg für den Silverado EV.
Damit elektrifizieren die US-Hersteller zuerst ihre grossen Fullsize-Pickups, wie die Klasse in den USA heisst. Die sogenannten Midsize Pick-ups, die im Vergleich zu Europa Modellen wie VW Amarok oder Ford Ranger entspricht, folgt erst später, weil sie in den Verkaufszahlen dahinter rangiert. Mittelklasse bedeutet in den USA übrigens Kleinwagen-Segment – zumindest bei den Pick-ups. Denn kleinere gibts praktisch nicht.
Sportlich ja, aber...
Aus 3,6 Liter Hubraum holt das V6-Triebwerk des Sport-Colorado namens Z71 immerhin 308 PS (230 kW) und 373 Nm maximales Drehmoment. Das passt zum Colorado, den Chevrolet nicht als Arbeitstier, sondern als Freizeit- und Lifestyle-Pickup sieht. Der Erfolg gibt den Amis recht. Bei den Midsize-Trucks wird in den USA nur der Toyota Tacoma besser verkauft als der 5,40 Meter lange Colorado. Zu den weiteren Konkurrenten gehören der Ford Maverick, das Colorado-Schwestermodell GMC Canyon sowie in zweiter Reihe Jeep Gladiator oder Honda Ridgeline.
Dennoch ist mehr Schein als Sein beim Z71: Der Sechszylinder klingt nicht zuletzt durch seine üppig dimensionierte Auspuffanlage beinahe kraftvoller, als er sich fährt. Ohne Turbo geht im Drehzahlkeller zwar eher wenig, doch sobald es ins mittlere Drehzahlband geht, schiebt der Colorado bullig an und unterstreicht den sportlichen Anspruch. Durch die rustikalen Reifen liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h – auch wenn man die nirgendwo in den USA ausfahren kann.
...immer noch ein Arbeitsiter
Das Topmodell verfügt serienmässig über eine Achtgangautomatik nebst zuschaltbarem Allradantrieb – so nimmt der Z71 auch bis zu 3,2 Tonnen schwere Anhänger auf den Haken. Auf der Ladefläche trägt er zusätzlich bis zu 668 Kilogramm. Wer dann immer noch Platz braucht, kann die Rücksitze in der Doppelkabine mit zwei Handgriffen umklappen. Bei aufgestellten Sitzen haben vier bis fünf Erwachsene problemlos Platz im Colorado.
Im Innenraum geht es mit teilweise elektrisch verstellbaren Kunstledersitzen, zahlreichen Ablagen und einem zentralen Acht-Zoll-Multifunktionsbildschirm betont praktisch zu. Denn: Lifestyle gibts nur am Wochenende; unter der Woche wird auch mit dem Colorado gearbeitet. Dazu passen analoge Instrumenten und rustikale Knöpfe, die einfach und schnell bedient werden können.
Das Fahrwerk des zwei Tonnen schwere Pickups blieb rustikal. Doch wie die Wettbewerber hat auch der Colorado trotz Rahmenkonstruktion und starrer Hinterachse an Komfort gewonnen. Sehr beeindruckend, trotz Stollenreifen und der stattlichen Zuladung und Zugkraft. Doch der Z71 macht nicht nur auf der Strasse eine gute Figur. Dank Untersetzung, üppiger Bodenfreiheit und Sperrdifferential an der Hinterachse geht ihm auch im härteren Gelände nicht die Puste aus. Wem das nicht reicht, kann auf die besonders harte Offroad-Version ZR2 ausweichen, die ebenfalls über den 3,6-Liter-V6 verfügt.
Kaufen oder mieten
Der Chevrolet Colorado kostet in den USA mit 200 PS starkem Vierzylinder ab umgerechnet rund 28'000 Franken. Daneben steht auch ein 181 PS starker Diesel zur Auswahl. Das Topmodell Z71 mit dem V6-Benziner kostet nahezu mit Vollausstattung ab umgerechnet rund 39'000 Franken.
Klar, schafft es der Chevrolet nicht über den Atlantik zu uns. Aber ein Pickup ist das richtige Mietauto, um im US-Urlaub den American Way of Life zu leben. Und da empfiehlt sich der Colorado, weil er eben nicht zu gross ist und man sich immer noch wohlfühlt am Steuer.