Neuer Urus Performante im Test
Lambo kann jetzt auch offroad rasen

Der Lamborghini Urus ist der Performance-SUV schlechthin. Als neuer Performante wird er zur ultimativen Fahrspassmaschine, der sogar abseits des Asphalts überzeugt – allerdings zu einem happigen Aufpreis.
Publiziert: 13.10.2022 um 05:28 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2022 um 17:07 Uhr
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Lamborghini rüstet seinen Performance-SUV Urus nach. Als Performante leistet er neu 666 PS.
Foto: WOLFANGO
Andreas Engel und Wolfgang Hörner

In der Liga der Performance-SUVs ist Klotzen statt Kleckern angesagt: Neben den etablierten Playern wie Audi RS Q8, Bentley Bentayga Speed, BMWs Powerduo X5 M und X6 M, Mercedes-AMG GLE 63 S oder Porsche Cayenne Turbo mit ihren 600 bis 640 PS sorgten dieses Jahr die beiden neu vorgestellten Super-SUVs von Aston Martin und Ferrari für Aufsehen. Der englische DBX 707 mit – man ahnt es – 707 PS und der italienische SUV-Neuling Purosangue mit 725 PS stehen symbolisch fürs Wettrüsten der Autokonzerne im hart umkämpften Segment der vielseitigen Supersportwagen.

Jetzt legt auch Lamborghini bei seinem Urus nach. Eine Leistungsexplosion im eigentlichen Sinne gibts beim neuen Performante allerdings nicht: Der ohnehin schon teuflisch muskulöse 4,0-Liter-V8-Biturbo erstarkt um gerade einmal 16 auf neu 666 PS. Beim Drehmoment stehen wie bisher maximal 850 Newtonmeter zur Verfügung. Wo also kann die schon im Namen zementierte Performance verortet werden? Eine Antwort liefert der Blick auf die Waage.

Um jedes Kilo gefeilscht

Mit 2150 Kilo ist der Urus Performante zwar weiterhin kein Leichtgewicht, aber dennoch 47 Kilo leichter als zuvor. Dafür mussten die italienischen Ingenieure aber hart schuften: Der kostspielige Einsatz von Karbon tilgte immerhin 7,3 Kilo, die fetten 22-Zoll-Schmiederäder nochmals 6,3 Kilo. Und selbst bei den Materialien im Innenraum konnten noch fünf Kilo rausgeholt werden. Grösster Einzelposten ist allerdings die teure Titan-Abgasanlage, die alleine über zehn Kilo weniger auf die Waage bringt. All die Massnahmen verbessern den Wert für das Leistungsgewicht des Urus von 3,4 auf 3,2 Kilo pro PS.

Für spürbar mehr Fahrspass soll zudem das Stahlfeder-Fahrwerk sorgen. Es kommt anstelle der Luftfederung zum Einsatz, die üblicherweise als Nonplusultra im Fahrwerksbau gefeiert wird. Sie bietet mehr Komfort, erlaubt eine grössere Bandbreite an Dämpfungseinstellungen und lässt auch die Veränderung der Höhe zu. Die steifen Stahlfedern des Performante machen nichts dergleichen möglich und senken von Haus aus den Urus um zwei Zentimeter ab. Technisch sind sie genau genommen ein Rückschritt, haben aber auch ein Riesenvorteil: Die Rückmeldung an den Fahrer ist deutlich direkter, spontaner und präziser – was auch der Grund ist, weshalb Top-Sportwagen nie über Luftfedersysteme verfügen.

Emotionen statt Zahlen

Kombiniert mit Anpassungen bei allen anderen relevanten Systemen wie Dämpfer, Wankstabilisierung und Lenkung sorgt der Urus – schon bislang Massstab unter den Performance-SUVs – als Performante für nochmals mehr Spass am Steuer. Er eliminiert unsportliches Untersteuern und gibt dem Fahrer das Gefühl, Herr des Geschehens zu sein. «Fahrspass lässt sich nicht unbedingt in Zahlen messen. Man kann Autos entwickeln, mit denen Profis superschnelle Rundenzeiten fahren können, die Standardkunden aber überfordert und ihnen das Gefühl gibt, nicht schnell zu sein. Das macht sie nicht glücklich», erklärt Rouven Mohr, Cheftechniker von Lamborghini. Darum verfolge man bei Lamborghini eine andere Strategie. «Reine Zahlenwerte sind zweitrangig, es zählt für uns die Emotionalität des Fahrens.»

Tatsächlich scheinen Zahlenwerte beim Performante – verglichen zum ursprünglichen Urus – eher nebensächlich. Von null auf 100 km/h gehts neu in 3,3 statt in 3,6 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit ist mit 306 km/h praktisch identisch. Und doch verschiebt der SUV den Grenzbereich nach oben. Auf der Rennstrecke macht das Spass, auf unbefestigten Wegen ist die Überraschung perfekt. Der Urus Performante wühlt sich wild driftend durch Schotter und gibt dem Fahrer das Gefühl, ein echter Rallyestar zu sein. Der eigentliche Star ist allerdings der neu eingeführte Rallye-Modus, der aus dem schweren SUV eine beherrschbare Heckschleuder macht, die lieber quer als längs durch die Kurven schlittert. Schneller ist man dadurch zwar nicht, aber der Spassfaktor ist deutlich höher.

Happiger Aufpreis

Während sich Spass nicht unbedingt messen lässt, sieht das beim Preis anders aus. Der Standard-Urus mit seinen 650 PS kostete bislang 261'000 Franken – der neue Performante schlägt mit mindestens 302'000 Franken zu Buche. Viel Aufpreis für eine Rückrüstung auf Stahlfedern, einen Rallye-Modus, etwas weniger Gewicht und eine dezent muskulöser gewordene Optik mit neuem Heckflügel und mehr Sicht-Karbon. Verkompliziert wird die Sache dadurch, dass Lamborghini den alten Urus gestrichen und durch den Urus S ersetzt hat. Seine Optik ist ebenfalls frischer und sein V8-Motor mit 666 PS gleich stark wie im Performante. Das Ganze gibt es «schon» ab 271'000 Franken. Und plötzlich spielen Zahlen doch wieder eine Rolle.

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