Auto Shanghai 2025
Die westliche Industrie muss chinesischer werden

Noch vor zwei Jahren trumpften die einheimischen Hersteller an der Auto Shanghai mächtig auf. Doch von diesem automobilen Tsunami ist aktuell an der Messe nicht mehr viel zu spüren. Auch im Reich der Mitte scheint inzwischen die automobile Normalität eingekehrt zu sein.
Publiziert: 10:53 Uhr
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Audi zeigt an der Auto Shanghai in China ein Neuheiten-Feuerwerk. Höhepunkt neben vier weiteren Modellen mit langem Radstand: Der für China konzipierte Audi E5 Sportback.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Auto Shanghai 2025: Weniger chinesische Neuheiten, mehr europäische Innovationen
  • Audi zündet Neuheiten-Feuerwerk mit E5 und weiteren China-spezifischen Modellen
  • VW plant, bis 2027 über 30 neue Modelle in China einzuführen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Als vor zwei Jahren nach der Corona-Pause die mittlerweile wichtigste Automesse der Welt in Shanghai erstmals wieder ihre Tore öffnete, war der Schock für die westlichen Automobilhersteller gross. Die Wucht und die Vielfalt der chinesischen Autobauer sowie die Technik und Reife ihrer vorgestellten Produkte waren an der Auto Shanghai 2023 immens. Die Manager der europäischen Hersteller stapften damals beeindruckt und mit grimmiger Miene durch die grossen Messehallen der Millionenmetropole.

Jetzt, zwei Jahre später, scheinen die Chinesen ihr Pulver verschossen zu haben. Eine ähnliche Neuheiten-Flut wie 2023 bleibt jedenfalls diesmal bei Chinas grösster Automesse aus. Offenbar ist auch bei BYD, Geely, Nio, Zeekr und Co. inzwischen Business as usual angesagt. Analysten aus Europa kommen jedenfalls zum Schluss: «Auch in China ist das Geld nicht mehr in unbegrenzter Menge vorhanden, um Innovationen voranzubringen.» Das bedeutet aber nicht, dass es an der diesjährigen Ausstellung nicht doch noch einige spektakuläre Highlights chinesischer Hersteller zu bestaunen gibt. Der Dongfeng Warrior zum Beispiel tritt in bester China-Tradition gigantisch und martialisch auf. Und BYDs Premiumtochter Denza kündigt mit dem Konzeptcoupé Z unbescheiden einen Porsche-911-Herausforderer an. Dazu gibts noch ein paar ausgefallene Blickfänger, wie etwa die Plüschautos von MiniEV oder den Klein-Helikopter von Changan. Aber das wars dann schon an Ausgefallenem von den Autobauern aus dem Reich der Mitte.

China-Hersteller: Ruhe vor dem nächsten Sturm?

Die Normalität widerspiegelt sich auch beim Publikum. Das Gedränge in den Ausstellungshallen ist bei weitem nicht mehr so gross wie noch vor 24 Monaten. So können wir auf unserem Rundgang ungestört die wichtigsten Neuheiten entdecken – wie zum Beispiel den Volvo EM90 oder den 9X der chinesischen Schwestermarke Zeekr. Weitere chinesische Hersteller wie Aito mit dem 530 PS starken Luxus-SUV M9 oder Xpeng mit dem elektrischen Nobel-Van X9 haben offenbar gut betuchte Familien im Visier. Dabei fragen wir uns, warum die Zahl 9 bei all den neuen chinesischen Crossovern und Vans in der Modellbezeichnung vorkommt – eine schlüssige Antwort finden wir nicht.

Dafür noch einen letzten Klon eines westlichen Erfolgsmodells, wie sie früher dutzendweise an chinesischen Automessen zu entdecken waren. Jedenfalls wirkt die Front des Geely Galaxy Cruiser dem Ford Bronco wie aus dem Gesicht geschnitten. Wer denkt, dass es in China auf der grössten Automesse nur noch um Elektromobilität geht, täuscht sich. So präsentieren die rustikalen Schlammwühler von Tank, einer Tochter von Great Wall Motor, stolz einen neuen V8-Verbrennermotor – und mit dem Hi4T gleich auch das passende Auto dazu. Obwohl unter der Haube des Ausstellungsstücks noch ein kleinerer Hybrid-Antriebsstrang steckt.

Audi und VW zünden Neuheiten-Feuerwerk

Doch was zeigen die Europäer in China? Audi kämpft im Reich der Mitte verzweifelt um Marktanteile und zündet deshalb ein wahres Neuheiten-Feuerwerk. An der Spitze des Messeaufgebots steht der Audi E5. Ein Elektro-Sportback mit Audi-Schriftzügen statt den charakteristischen vier Ringen, der gemeinsam mit dem chinesischen Staats-Autobauer SAIC entwickelt und ausschliesslich auf China zugeschnitten wurde. Der Stromer verfügt über eine 800-Volt-Architektur, lädt in nur zehn Minuten Strom für fast 400 Kilometer und soll eine Reichweite von 750 Kilometer schaffen. Mit den vier weiteren ausschliesslich für den grössten Automarkt der Welt bestimmten Modellpremieren Audi A6L E-Tron, Q5L und A5L aus der FAW-Kooperation sowie dem A5L Sportback tritt Audi in China die Flucht nach vorne an.

Futuristischer und weniger konkret geht es dagegen bei VW zu. Die Wolfsburger rollen mit dem ID.Aura, ID.Era und dem ID.Evo gleich drei Konzeptfahrzeuge in den gigantischen Messekomplex. Das VW-Trio steht stellvertretend für die geplante Produktoffensive, welche die Wolfsburger in China lostreten wollen. Bis Ende 2027 plant VW über 30 neue Modelle (davon 20 New Energy Vehicles) im Reich der Mitte zu lancieren.

Imposante Studien von Mercedes und BMW

Mercedes bekräftigt mit der Studie Vision V die Absicht, mit der V-Klasse im Luxus-Van-Segment Fuss zu fassen. Und natürlich steht auch der wichtige, auf der neuen Elektroplattform basierende Mercedes CLA in Shanghai. BMW dagegen hat keine neuen Modelle zur grössten Messe Chinas mitgebracht. Vielmehr konzentrieren sich die Münchner auf den Messeauftritt in der Heimat an der IAA Mitte September und enthüllen erst dort das lang erwartete erste Serienmodell auf Basis der «Neuen Klasse», den iX3.

Dennoch boten die Münchner vor der offiziellen Eröffnung im Auto-Shanghai-Rahmenprogramm eine imposante Show und liessen publikumswirksam den mit einem Drehmoment von 18’000 Nm stärksten BMW-Prototyp aller Zeiten eine mächtige Rampe hochfahren. Dieser vollvernetzte Showcar soll das dynamische Potenzial der neuen BMW-Plattform aufzeigen. Weitere Neuheiten finden wir bei BMW auf dem Messestand allerdings nicht. Da tischen die Japaner ganz anders auf. Während Honda mit dem GT die dynamische Seite herauskehrt, deckt Toyota mit dem elektrischen Konzept-Doppel BZ7 und Lexus ES9 die praktischen und komfortablen Bedürfnisse ab.

China dominiert weiter

Fassen wir zusammen: Auch wenn die Automesse in Shanghai heuer nicht ganz so erdrückend für den Rest der Autowelt wirken mag wie noch vor zwei Jahren, bleibt China weiter dominant. 2025 dürften dort 82 Millionen Neuwagen gebaut werden. Der Absatz aller PWs, die in China produziert und weltweit verkauft wurden (sogenannte Wholesales), stieg im ersten Quartal dieses Jahres um 11,3 Prozent auf 6,3 Millionen. Setzt sich dieser Trend auch nur abgeschwächt mit rund 8 Prozent Steigerung fort, liegt China Ende 2025 bei 29,7 Millionen Wholesales – oder 36,2 Prozent Weltproduktionsanteil. Das wären fast 2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr und ein Turbo-Wachstum. Will da die westliche Autoindustrie an die alten Erfolge anknüpfen, muss sie chinesischer werden. Und genau das zeigt sie in Shanghai.

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