Darum gehts
- BYD plant Megawatt-Lader für E-Autos
- Ladeleistung bis 1000 kW möglich, aber spezielle Technik und Batterien erforderlich
- BYD will 4000 Ladestationen in China aufbauen und Ladezeit auf 5 Minuten reduzieren
Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, ist Skepsis angesagt – das weiss jedes Kind. Mit der Ankündigung, das Schnellladen für Elektroautos mit neuen Megawatt-Ladern revolutionieren zu wollen, hat China-Gigant BYD gerade für viel Aufregung in der Autoszene gesorgt. In wenigen Minuten soll an den neuartigen Ladestationen Strom für etliche Hundert Kilometer gezapft werden können und Ladepausen damit so kurz wie Tankstopps werden. So spektakulär die Ankündigung, so unklar sind die Details hinter dem Mega-Projekt des mittlerweile grössten E-Autobauers der Welt. Ist es gar zu schön, um wahr zu sein? Blick sagt, was bisher alles zur neuen Technik bekannt ist – und was nicht.
Ist das Megawatt-Laden tatsächlich eine Revolution?
Wenn die Technik wirklich funktioniert – einen Beweis ist BYD bisher schuldig geblieben –, wäre das E-Auto-Laden mit einem Megawatt Leistung (entspricht 1000 Kilowatt) definitiv ein riesiger Sprung. Bisherige Hypercharger – so werden Schnellladestationen mit einer Leistung ab 150 kW genannt – laden mit maximal 400 kW. BYD hat allerdings mitgeteilt, dass das volle Potenzial von bis zu 1000 kW nur beim sogenannten Dual-Gun-Charging zur Verfügung steht – also mit zwei Ladesteckern. Mit einem Stecker sollen immerhin noch 800 kW möglich sein.
Wie lange dauert ein Ladestopp an den Megawatt-Ladern?
Das ist von mehreren Faktoren abhängig. Entscheidend ist die Batteriegrösse und die Dauer, über die die maximale Ladeleistung tatsächlich abgerufen werden kann – in der Regel wird sie nur über eine sehr kurze Zeit erreicht (Experten sprechen von der sogenannten Ladekurve). Die neuen Megawatt-Lader sollen laut BYD in nur fünf Minuten Strom für weitere 400 Kilometer in die Batterie pumpen können. Das wäre rund dreimal schneller als heutige Hypercharger und würde die Ladepause auf die Dauer eines gewöhnlichen Tankstopps eines Verbrenners reduzieren.
Wo könnten die Megawatt-Lader eingesetzt werden?
Denkbar sind etwa Elektro-Tankstellen in Stadtzentren, wo keine Ladeinfrastruktur für Laternenparker oder Besitzer eines Tiefgaragenplatzes zur Verfügung stehen. Ausserdem könnten entlang der Autobahnen Superschnellladehubs parallel zu den gewöhnlichen Schnellladestationen entstehen. Es ist davon auszugehen, dass das Megawatt-Laden teurer als an heutigen Schnellladern wird und somit nur bestimmte Kundengruppen anspricht. Denn schon an heutigen Hyperchargern kostet eine Kilowattstunde (kWh) teils mehr als ein Franken, während eine kWh zu Hause im Schnitt (je nach Wohnort) lediglich um die 30 Rappen kostet.
Braucht es spezielle Technik für die Megawatt-Lader?
Zum einen braucht es eine dafür vorgesehene Leistungselektronik, um die Energie ins Fahrzeug zu kriegen. Neben einem Bordnetz mit 800 bis 1000 Volt sind auch spezielle Hochleistungschips notwendig – BYD setzt auf Silizium-Carbid-Technologie, die derzeit aber noch wesentlich teurer ist als Standardchips. Dazu kommt ein ausgeklügeltes Thermomanagement, um die Verlustleistung, die grösstenteils durch Wärme entsteht, zu reduzieren. Nicht nur Säule und Kabel – schon heute oft wassergekühlt – müssen entsprechend temperiert werden, sondern auch die Leistungselektronik und die Batterie im Fahrzeug selbst.
Hält die Batterie das Megawatt-Laden überhaupt aus?
Mit heute gängigen Akkus sind Ladeleistungen in dieser Grössenordnung laut Experten nicht realisierbar. BYD setzt aktuell auf relativ günstige Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die zwar eine geringere Energiedichte als die ebenfalls weit verbreiteten Lithium-Ionen-Akkus aufweisen, aber dafür auch theoretisch mit höheren Leistungen geladen werden können. Doch um mit bis zu 1000 kW laden zu können, muss fast zwingend eine weiterentwickelte Technik zum Einsatz kommen. Welche, ist bisher unklar.
Hält das Stromnetz die Leistungen aus?
Ein Megawatt entspricht etwa der Anschlussleistung einer kleinen Fabrik. Ohne Pufferbatterien, die konstant geladen werden und bei Bedarf die geforderte Leistung abgeben – ähnlich wie ein Spülkasten beim WC–, sind die Belastungen fürs Stromnetz wohl zu gross.
Wann kommen die Megawatt-Lader nach Europa?
Laut BYD soll das Megawatt-Laden erstmals bei den Neuauflagen der Limousine Han L und dem SUV Tang L möglich sein. Ob und wann die neuen Luxus-Flaggschiffe der Marke auch nach Europa kommen, ist bisher aber nicht bekannt. BYD möchte laut eigenen Angaben zuerst ein Netz mit über 4000 Ladestationen in China aufbauen, die über entsprechende 1000-kW-Säulen verfügen.
Gibt es andere Hersteller mit Megawatt-Lader-Plänen?
Moderne Schnellladesäulen von Anbietern wie Ionity, Fastned oder Electra liefern schon heute Leistungen von bis zu 400 kW. Avia Volt, Tochter des Schweizer Mineralölanbieters Avia, hat an der letztjährigen Auto Zürich einen neuen Hypercharger mit bis zu 600 kW Ladeleistung präsentiert. Experten bezweifeln aber, dass die europäischen Hersteller in absehbarer Zeit ebenfalls 1000-kW-Säulen anbieten können oder wollen. Dazu müssten nämlich auch zuerst entsprechende Fahrzeuge erhältlich sein, die diese Spitzenleistungen abrufen können. Bei heutigen Luxusstromern wie dem Porsche Taycan sind 350 kW das bislang höchste der Schnellladegefühle.
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