«Wirklich schwer angeschlagen»
Was macht Russland ohne Hochpräzisionswaffen?

Nach dem grössten Raketenbeschuss auf die Ukraine hat Russland angeblich fast keine präzisen Raketen mehr. Eine Waffenruhe ist trotzdem unwahrscheinlich.
Publiziert: 17.11.2022 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2022 um 08:00 Uhr
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Laut Angaben des ISW hat Russland nach den Attacken am Dienstag fast keine Hochpräzisionswaffen mehr. Hier schlagen Raketen bei früheren Angriffen in der Region Charkiw ein.
Foto: keystone-sda.ch
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Jenny WagnerRedaktorin News

Am Dienstag kam es in der Ukraine zum heftigsten Raketenbeschuss seit der russischen Invasion. Die Zerstörung ist massiv: Zeitweise waren zehn Millionen Menschen ohne Strom. Laut Angaben des Institute for the Study of War (ISW) haben die Russen sehr viele Hochpräzisionswaffen abgeschossen.

Doch dafür zahlte Russland einen hohen Preis. Das ISW geht davon aus, dass die Russen jetzt nicht mehr mit einem solchen Tempo bei der Zerstörung der Kraftwerke und Versorgungssysteme weitermachen können.

Ob das bedeutet, dass Russland eine Feuerpause im Winter einlegt, lässt sich noch nicht abschätzen. Der Vorsitzende der Generalstabschefs, Mark Milley (64), sagte zu CNN, das russische Militär sei nach fast neun Monaten Krieg, in denen der Kreml fast keines seiner Ziele erreicht hat, «wirklich schwer angeschlagen».

Gibt es eine Winterpause?

«Es könnte eine politische Lösung geben, bei der sich die Russen politisch zurückziehen», sagte Miley an einer Pressekonferenz nach den Raketenangriffen. Die russischen Truppen werden nach aktuellen Erkenntnissen keine grosse Offensive starten können. «Die Russen werden wohl eine Winterpause einlegen, um Zeit zu gewinnen», sagte Militär-Experte Georg Häsler bereits am vergangenen Wochenende im Gespräch mit Blick TV.

Ohne Hochpräzisionswaffen wird Russland nicht mehr so gezielt das Strom- und Wassernetz angreifen können. Doch genau die treffen ihr Ziel genauer und können gesteuert werden. Und das hat Russland in der Vergangenheit geschafft. Bereits 50 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur ist laut Sky News zerstört.

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Russland spielt auf Zeit

Russland gehörte vor wenigen Jahren noch zu den grössten Waffenexporteuren der Welt und versorgt sich grösstenteils selbst, schreibt «Focus». Laut «Wirtschaftswoche» sagte Präsident Wladimir Putin (70) 2014, dass Russland in der Lage sei, alle Waffen selber herzustellen. «Zudem ist es eine Frage der nationalen Sicherheit, dass wir auf Rüstungsimporte künftig verzichten müssen», sagte der Kremlchef. Damals wurden bereits Sanktionen gegen Russland wegen der Krim-Annexion verhängt. Doch sind alle Raketen verschossen, kommt die eigene Rüstungsindustrie nicht mehr hinterher. Russland könnte wie auch schon in der Vergangenheit auf Zeit spielen, um die Waffenlager wieder aufzufüllen.

Für die Ukraine bleibt die Gefahr vor Luftangriffen. Das britische Aussenministerium sieht noch keine Anzeichen für eine Pause. Auch ohne Hochpräzisionswaffen bleiben Drohnen und ballistische Raketen. Letztere werden abgeschossen und können ihre Fluglaufbahn dann nicht mehr ändern – so entstehen aber auch mehr Kollateralschäden. Russland soll bereits den nächsten Waffen-Deal mit dem Iran aushandeln. Eine vollständige Feuerpause scheint deshalb unwahrscheinlich.

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