Weil es kaum Ausrüstung gibt
Russische Soldaten beklauen sich an der Front

Putins Truppen mangelt es an Ausrüstung. Nicht nur Waffen fehlen, sondern auch kugelsichere Westen und Nachtsichtgeräte. Wie schlimm es zugeht, verdeutlicht ein abgehörtes Telefonat.
Publiziert: 31.10.2022 um 15:23 Uhr
|
Aktualisiert: 31.10.2022 um 15:43 Uhr
1/6
Wie der russische Verteidigungsminister Schoigu mitteilte, wurden 82'000 russische Soldaten durch die Teilmobilmachung an die Front entsandt.
Foto: keystone-sda.ch

Der russische Präsident Wladimir Putin (70) lässt sich von den Zuständen im russischen Militär nicht aus der Ruhe bringen. Die Teilmobilisierung ist für ihn abgeschlossen. 300'000 Russen wurden in den Krieg eingezogen und nach Angaben von Verteidigungsminister Sergei Schoigu (67) sind 82'000 Mobilisierte bereits in der Ukraine. Genug Soldaten gibt es also. Doch Probleme es gibt es bei der Ausrüstung, Verpflegung und den Waffen. Die Situation ist offenbar so schlimm, dass die Soldaten sich selbst um Material kümmern müssen und gleichzeitig Angst müssen, beklaut zu werden.

«Nimm dein eigenes Wärmebildgerät mit», rät ein mobilisierter Soldat, der bereits an der Front ist, einem anderen in einem vom ukrainischen Geheimdienst abgehörten Telefongespräch. «Wenn du die Möglichkeit hast, besorge dir eins. Es wird dir in der Dunkelheit zugutekommen.»

Er solle seine Ausrüstung keinem anderen Soldaten geben, denn die würden die Sachen nur verlieren oder gleich selbst für sich behalten. Gerade bei den Nachtsichtgeräten sei dies fatal. Wenn es dunkel werde, könne man so gut wie nichts mehr sehen. Ohnehin hätten nur wenige Soldaten ein solches Gerät. Dementsprechend beliebt sei eine solche Ausrüstung beliebt unter den Russen.

«Zu viele Bastarde haben gelogen!»

Immer wieder gibt es Berichte darüber, wie schlimm es einfache Soldaten haben. Bereits vor einem Monat klagten Russen darüber, dass die Reservisten ihre Ausrüstung selber kaufen müssten, die Militäruniformen, Schlafsäcke und Stiefel aber bereits seit Monaten vergriffen sind. Weitere Russen-Telefonate zeigen, dass viele Soldaten mittlerweile weder Brot noch Wasser haben.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Dass es an Ausrüstung und Verpflegung fehlt, stösst selbst Putins Top-Propagandisten bitter auf. «Zu viele Bastarde haben gelogen!», schreit Wladimir Solowjow (59) im russischen Staatsfernsehen. «Darüber, was sich in unseren Depots befindet. Darüber, in welchem Zustand unsere Ausrüstung ist. Darüber, wie viele Soldaten an der Front sind.» Immer wieder entsteht der Eindruck, dass der Kreml sich bei den militärischen Ressourcen verrechnet hat. Den Preis dafür zahlen die kaum ausgebildeten Soldaten an der Front. (jwg)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?