Vergangene Woche rief Russlands Präsident Wladimir Putin (69) die Teilmobilmachung aus. Seine Massnahme zeigt Wirkung. «Schon 10'000 bis 20'000 Männer sind an der Front eingetroffen», sagt der ukrainische Regierungsberater Oleksij Arestowitsch zum Telegram-Kanal von «insiderUKR».
Im Gefecht stehen viele der Neuankömmlinge auf verlorenem Posten. Erste Mobilisierte befinden sich bereits in ukrainischer Gefangenschaft. «Am 21. September einberufen und am 27. gefangen genommen. Es war eine verdammt harte Woche», erzählt ein direkt Betroffener auf Telegram.
Der Grund für die Unterlegenheit sieht der australische Militärexperte Mick Ryan in der schlechten Truppen-Ausbildung. «Es mangelt den Russen nicht nur an moderner Ausrüstung für ihre Leute, sondern wahrscheinlich auch an professionellem Ausbildungspersonal», schreibt er auf Twitter.
«Ein hervorragendes Ziel für ukrainische Luftangriffe»
Die individuelle Ausbildung ist nur ein Teil von mehreren russischen Herausforderungen. Auch das Formen von Einheiten kommt laut dem Ex-General zu kurz: «Da die meisten Offiziere entweder kämpfen, im Krankenhaus liegen oder tot sind, ist es unwahrscheinlich, dass genügend kollektive Ausbildungen durchgeführt werden.»
Ist das Mini-Trainingslager abgeschlossen, folgt der beschwerliche Weg an die Front. Die russischen Truppen müssen Tausende Kilometer entlang der Frontlinie bewältigen. Ein gefährliches Unterfangen. «Jeder Ort, an welchem sich diese Verstärkungen versammeln, ist ein hervorragendes Ziel für ukrainische Luftwaffenangriffe», schreibt Ryan.
Putin will Zeit gewinnen
Die Todesfälle werden in die Höhe schnellen. «Es ist unwahrscheinlich, dass viele von den Mobilisierten die erste Woche ihres Einsatzes überleben.» Dies habe unter anderem mit den schlechten russischen Führungskräften zu tun. «Gut möglich, dass die Integration der Soldaten planlos erfolgt.»
Bis Ende Jahr könnten weitere Zehntausende Soldaten in der Ukraine eingesetzt werden. Der Krieg droht sich weiter in die Länge zu ziehen. Genau nach dem Gusto von Kreml-Chef Putin. «Er hofft, dass die westlichen Regierungen es irgendwann leid sind, die Ukraine zu unterstützen. Sein Plan, Europa mit einem Energiekrieg zu spalten und den Support durch höhere Energiekosten zu beenden, ist bisher gescheitert», so Ryan.
Und auch die Teilmobilmachung dürfte laut dem Ex-General enttäuschend enden. An einen prorussischen Wendepunkt glaubt er nicht. «Sie wird lediglich dazu führen, dass sich die Kosten auf beiden Seiten erhöhen.»