Zu wenig Ausrüstung, verrostete Waffen, keine Moral: Die russischen Soldaten beschweren sich über die Bedingungen, die an der Front herrschen. Das Institute For The Study Of War (ISW) geht davon aus, dass Putins Truppen an Kampfkraft verloren haben. Viele Männer seien im Krieg gefallen, die Russen dementsprechend geschwächt.
Doch die Lage scheint noch schlimmer als zuvor angenommen. Anfang September flüchteten russische Einheiten aus der Region Charkiw und liessen Waffen sowie Dokumente zurück. In der Stadt Balaklija wurden dabei Informationen gefunden, die von der Nachrichtenagentur Reuters ausgewertet wurden. Die Dokumente zeigen, wie arg es um die russischen Truppen steht.
Im Klartext: Die Truppen, die im September rund um Balaklija stationiert waren, hatten kaum eine Chance, die Stadt gegen die Ukrainer zu halten. Sie waren massiv unterbesetzt. Laut den Dokumenten war eine russische Kampfeinheit gerade einmal zu 19,6 Prozent besetzt. Die Reserveeinheit war nur zu 23 Prozent einsatzbereit. Trotzdem wurde den Einheiten verboten, sich im Ernstfall aus der Region zurückzuziehen. Am 8. und 9. September wurden die russischen Truppen dann in Balaklija in die Flucht geschlagen.
Soldaten beklagen sich in Video über Zustände
Der prekäre Zustand der Truppe Balaklija lässt sich auch auf die gesamte russische Armee übertragen. Russische Medien berichteten davon, dass seit der Teilmobilmachung am 21. September Militäruniformen wochenlang vergriffen waren und gar nicht rechtzeitig nachproduziert werden konnten.
Immer wieder gibt es zudem Klagen der Eingezogenen, dass sie keine richtige Ausbildung erhalten. In einem Video beklagten sich junge Männer darüber, ohne Vorbereitung und ohne Panzer ins Gefecht geschickt worden zu sein. Kurz darauf waren die meisten von ihnen tot. (jwg)