Vier Tage nach der Videobotschaft sind sie tot
Putins Soldaten klagen über furchtbare Zustände

Die Zustände in Wladimir Putins Armee sollen katastrophal sein. In einem Video berichten Rekruten über Probleme bei der Ausbildung und der Ausstattung. Wenige Tage später müssen sie ohne Panzer angreifen – und geraten unter tödlichen Beschuss.
Publiziert: 24.10.2022 um 13:42 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2022 um 08:40 Uhr
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Sie wurden ohne richtige Ausbildung und Ausrüstung an die Front geschickt. Junge Russen beschwerten sich über die chaotischen Zustände bei der Armee.
Foto: Screenshot

Mit vermummten Gesichtern stehen junge Russen vor einem Panzer. Sie und mehr als 200'000 andere Rekruten wurden durch Wladimir Putins (70) Teilmobilisierung eingezogen – weil dem russischen Präsidenten die Soldaten an der Front ausgehen.

Doch die Zustände in der russischen Armee sind offenbar katastrophal. Immer wieder gab es Berichte über fehlende Ausrüstung. In einem Video haben junge Russen genau diese Probleme angesprochen. Sie hätten keine richtige Ausbildung erhalten, hätten gerade einmal eine Waffe abgefeuert, wie das russische Medium Ostorozhno berichtet.

Dass sie so an die Front geschickt werden sollen, ist für sie unvorstellbar. Zudem fehle es an Ausrüstung. Dabei habe man ihnen versprochen, dass niemand ohne korrekte Ausbildung, Waffen und Munition in den Kampf müsse. Einige von ihnen mussten sich selbst kugelsichere Schutzwesten kaufen.

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«Danach begann das Abschlachten»

Bei den jungen Russen soll es sich um Mitglieder des 15. motorisierten Infanterieregiments handeln, wie «Focus» berichtet. Sie waren Ende September eingezogen worden. Bereits Anfang Oktober wurden sie in den Osten der Ukraine geschickt. Das Video soll am 8. Oktober entstanden sein, wurde aber erst am 17. Oktober auf Youtube hochgeladen.

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Nur vier Tage, nachdem die Männer das Video aufgenommen hatten, gerieten sie unter Beschuss. Viele von ihnen wurden getötet. Angeblich hätten die Offiziere gesagt, dass die Panzer zur Unterstützung vorrücken würden, um die ukrainischen Angreifer zurückzuschlagen. Stattdessen zogen sich die Panzer zurück.

Die Rekruten hatten keine Chance. «Danach begann das Abschlachten», sagt die Ehefrau eines getöteten Soldaten zur russischen Plattform Ostorozhno. Überlebende hätten berichtet, dass der Rückzug ein einziges Chaos war. Sie seien einfach durch das Gelände gelaufen, bis sie eine andere Stellung der russischen Armee fanden. Dort hätten sie darum gebeten, ihren Kommandanten zu kontaktieren.

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Putin schickt junge Männer als «Kanonenfutter» an die Front

Doch ihnen sei dann gesagt worden: «Entweder ihr geht zurück an die Front oder ins Gefängnis.» Zudem seien sie als Feiglinge beschimpft worden. Anschliessend hätten die Offiziere eingeräumt, dass Fehler passiert seien und die Rekruten ein Training für die Front erhalten würden. Die Verwandten der jungen Männer versuchen nun, dass ihre Liebsten zurück in die Heimat können. Doch das Militär weigert sich und erklärte, dass man nicht genau wisse, wo sich die Soldaten befinden würden. Schliesslich sei ja Krieg.

Die Mobilmachung im September hatte in Russland eine Reihe von Protesten im Land ausgelöst. Zehntausende Männer im wehrfähigen Alter flohen vor der Einberufung ins Ausland, vor allem in Nachbarländer. Kasachstan meldete mehr als 200'000 Einreisen aus Russland innerhalb von zwei Wochen.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) hatte Russland wegen seiner Teilmobilmachung vorgeworfen, Reservisten als «Kanonenfutter» in die Ukraine zu schicken. (jmh/AFP)

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