Weil es dort keine Sanktionen gibt
Darum lieben Oligarchen plötzlich Israel

Während der Westen versucht, Russland mit Sanktionen unter Druck zu setzen und damit den Ukraine-Krieg zu beenden, fährt Israel eine ganz andere Strategie. Sanktionen gibt es keine – und so flüchten immer Oligarchen genau dorthin.
Publiziert: 15.04.2022 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2022 um 16:43 Uhr
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Im Moment zieht es viele russische Superreiche nach Israel. Hier im Bild: die Stadt Tel Aviv.
Foto: AFP

Privatjets, Luxusyachten, teure Anwesen: Der Westen hat das Vermögen vieler russischer Mega-Reicher eingefroren. Schluss mit Luxus. Damit soll Kreml-Chef Wladimir Putin (69) unter Druck gesetzt werden und der Ukraine-Krieg endlich ein Ende finden. So zumindest der Gedanke.

Allerdings ziehen dabei nicht alle Länder mit. Israel beteiligt sich nicht an den Sanktionen. Und die Oligarchen kommen in Scharen. Sie kaufen wie verrückt Luxusimmobilien auf. Der Preis? Er spielt keine Rolle! «Was gerade los ist, ist schon verrückt», sagt Maklerin Shira Orion zum «Spiegel».

Dabei hatte die Regierung eigentlich betont, eben kein sicherer Hafen für schwerreiche Russen werden zu wollen. «Über Israel wird kein Weg führen, um Sanktionen zu umgehen», beteuerte Aussenminister Yair Lapid (58). Zum Beweis wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit den Sanktionen auseinandersetzen sollte. Ein zahnloses Projekt. Die Oligarchen strömen ins Land. Darunter Milliardär Roman Abramowitsch (55). Er brachte Mitte März bereits seine Gulfstream 650 nach Tel Aviv. Auch eine Boeing 787 Dreamliner des Russen soll mittlerweile in Israel sein.

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Letzter Hafen für schmutziges Geld

Roman Abramowitsch gilt mit einem Vermögen von 12 Milliarden Franken als einer der reichsten Männer Russlands und als enger Vertrauter des russischen Präsidenten. Doch wegen der scharfen Sanktionen gegen Oligarchen sind seine Reichtümer eingefroren worden.

Überhaupt ist gerade viel los auf den Flughäfen in Israel. In letzter Zeit sollen auffällig viele Oligarchen-Privatjets gelandet sein. Das haben auch die USA gemerkt und Israel ins Gewissen geredet. Die Regierung solle sich gut überlegen, ob das Land «zum letzten Hafen für schmutziges Geld werden will, mit dem Putins Krieg finanziert wird», sagte US-Aussenstaatssekretärin Victoria Nuland (60), ebenfalls Mitte März.

Oligarchen investieren Millionen in Israel

Der Hintergrund für Israels Sonderweg: Das Land liegt unmittelbar bei Syrien, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg tobt. Russland kontrolliert dort den Luftraum und lässt es zu, wenn die Israelis die Hisbollah im Libanon mit Kampfjets angreifen, wie der «Spiegel» weiter berichtet. Bedeutet: Israel will es sich mit Putin unter keinen Umständen verscherzen. Glück für die Oligarchen und ihr Vermögen. Sie können sich nach Israel retten.

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Zugute kommt vielen ein spezielles Rückkehrgesetz. Wer ein jüdisches Grosi oder einen jüdischen Grossvater hat oder mit einem Juden, einer Jüdin, verheiratet ist, kann die Staatsbürgerschaft beantragen. Und nicht nur das: In den ersten zehn Jahren müssen die Oligarchen keine Steuern auf ihr Vermögen im Ausland zahlen oder ihre Geschäfte offenlegen. Das gilt für alle Neubürger von Israel.

Das liess sich Abramowitsch nicht zweimal sagen. Er liess sich bereits 2018 einbürgern. Eine gute Absicherung. Um zu zeigen, wie wichtig ihm Israel ist, zeigte er sich grosszügig und spendete Millionen an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Oligarchen-Kollegen taten es ihm gleich. Mehrere Einrichtungen bekamen Spenden in Millionenhöhe. Auch in Unternehmen wurde investiert. Alles, um eine gute Beziehung zu Israel aufrechtzuerhalten. Und genau das macht sich jetzt bezahlt. (jmh)

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