Hier grinst Putin in die Kamera
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Einweihung einer Sporthalle:Hier grinst Putin in die Kamera

Wegen Krieg in der Ukraine
Scharfe Kritik an Putin nach Feierlichkeiten in Moskau

Während die russischen Truppen von der ukrainischen Armee am Wochenende weiter zurückgedrängt wurden, fanden in Moskau Feierlichkeiten zum Stadttag statt – so als ob es keinen Krieg gäbe. Dafür hagelt es jetzt Kritik.
Publiziert: 12.09.2022 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 13:53 Uhr
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In Moskau haben Tausende am Samstag das 875-jährige Bestehen der Stadt gefeiert.
Foto: keystone-sda.ch

Am Samstag feierten die Menschen in Moskau das 875-jährige Bestehen von Russlands Hauptstadt. Mit Feuerwerk und Konzerten. Russlands Präsident Wladimir Putin (69) hielt eine Rede, die im Fernsehen übertragen wurde und traf sich mit Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin (64), um gemeinsam das neue internationale Sambo- und Box-Zentrum zu besuchen.

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Und das, während gleichzeitig das ukrainische Militär in Charkiw mit seiner Gegenoffensive Erfolge feiert und russische Truppen zurückdrängt.

«Das ist eine verräterische Politik»

Die Feierlichkeiten in Moskau sorgen deshalb bei zahlreichen Menschen in Russland für Unmut. Statt sich um die Feuerwerke zu kümmern, sollte man sich lieber auf den Krieg konzentrieren – so der Ton. Auf Twitter und Telegram schreiben sie: «Es ist jetzt nicht die richtige Zeit für Feier und Feuerwerk. Es ist sehr schlecht, dass die Regierung das nicht versteht.»

In einem anderen wütenden Kommentar heisst es: «Moskau feiert, und die Menschen kämpfen ohne Schutzwesten. Warum gibts kein Geld für Ausrüstung, Wärmebildkameras und Drohnen, aber Geld für Feiern? Das ist einfach eine verräterische Politik. Sie bringen Menschen um, genau wie die Ukro-Faschisten! Beide Länder werden von Schwachköpfen regiert!»

Ein Mann meint: «Ihr hättet euch besser um das Problem in Isjum gekümmert.» Die Stadt gehört zu den Gebieten, die von den Ukrainern wieder zurückerobert wurden.

«Alle Gedanken sind bei unseren Soldaten»

Und auch in der Politik scheint man mit den Kreml-Entscheidungen nicht einverstanden zu sein. Sergej Mironow (69), der Vorsitzende der sonst so kremlfreundlichen Partei Gerechtes Russland, schrieb am Samstagnachmittag auf Twitter: «Das für heute Abend geplante Festfeuerwerk anlässlich des 875-jährigen Jubiläums von Moskau muss abgesagt werden! Das wäre respektvoll gegenüber denen, die heute an der Front stehen! Salutschüsse müssen bis zum Sieg über die Nazis verschoben werden. Bis zur vollständigen Befreiung der Ukraine. Das ist noch ein weiter Weg.»

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Sogar Putins Chef-Propagandistin Margarita Simonjan (42) teilt am Samstag auf Telegram folgende Zeilen: «Alle Gedanken sind bei unseren Soldaten. (...) Moskau wurde heute zum Stadttag feierlich geschmückt. Doch ich verspüre keine Freude. Das kann ich nicht.»

Dass andere Konzerte veranstalten und feiern, sei deren Entscheidung, schreibt Simonjan und wendet sich an die Soldaten. «Meine Wahl ist es, bei euch Männern zu sein, nicht physisch, aber geistig. Und Millionen von anderen Russen sind mit euch. Ich möchte, dass ihr unsere Unterstützung spürt. Unsere Liebe. Unseren Glauben. (...) Ihr sollt wissen, dass für keinen die Unterstützung jemals so stark war wie jetzt für die russischen Soldaten.»

Website von Riesenrad gehackt

Die Kriegsverluste waren für Wladimir Putin am Wochenende kein Thema. Stattdessen eröffnete er das Riesenrad «Die Sonne von Moskau», das jedoch schon einen Tag später geschlossen werden musste – aus technischen Gründen, wie es heisst.

Damit nicht genug: Unbekannte, die sich selbst als patriotische Hacker bezeichnen, haben am Sonntagabend die Website des Riesenrads gehackt. Die Gruppen «XakNet» und «KillNet» forderten, «das blutige Moskauer Riesenrad zu stoppen». Die Erklärung: «Wir halten es für völlig unangemessen, dass, während unsere Männer an der Front sterben, die verkommene liberale Intelligenz in der Hauptstadt unseres Vaterlandes Salutschüsse schiesst und feiert», schrieben die Unbekannten. Sie werfen dem Kommandostab vor, die eigenen Soldaten in Isjum, Balaklija und Kupjansk im Stich gelassen zu haben.

Die Generäle sollen doch bitte selber in den Krieg ziehen und sich in den Schützengräben beweisen, fordern die Hacker. Sergej Schoigu (67) soll dagegen direkt entlassen werden. Dabei beschimpfen die anonymen Hacker den Verteidigungsminister als «Tschurka-Rentenzüchter», der «zurück in die Tundra» soll. Tschurka ist ein abwertender und beleidigender Begriff, mit dem Staatsangehörige aus Zentralasien und dem Kaukasus bezeichnet werden.

Die aktuelle Situation an der Front bringt Putin also immer mehr in Bedrängnis. Doch auch am Montag tut die Regierung so, als sei alles in bester Ordnung. «Die militärische Sonderoperation läuft weiter und wird fortgesetzt, bis die anfangs gesetzten Ziele erreicht sind», sagte sein Pressesprecher Dmitri Peskow (54) gegenüber Radio Majak. Auf die Frage, wie Putin auf die Nachricht vom Abzug der eigenen Truppen aus dem Gebiet Charkiw reagiert habe, sagte Peskow lediglich, Russlands Präsident werde über alle militärischen Entwicklungen informiert. (man)

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