Am Dienstag ist alles möglich. Nach monatelanger Ungewissheit wird in den USA das Rennen ums Weisse Haus entschieden. Ein hauchdünner Sieg für Kamala Harris (60), ein Erdrutschsieg für Donald Trump (78) – oder umgekehrt?
In den Umfragen liegen die Kurven so nahe beieinander wie noch nie in einer US-Wahl. Auf sie ist kein Verlass. Selbst die Experten sind ratlos und trauen sich kaum mehr, Prognosen zu machen.
Kurz vor den wichtigsten Wahlen des Jahres, ja wohl Jahrhunderts, steht die Welt still. Selbst im Luzernischen beklagt sich ein erfolgreicher Handwerker darüber, dass bei ihm die Aufträge plötzlich eingebrochen seien. Seine Erklärung: Die Leute warten mit Investieren, bis sie wissen, wie es mit den USA und der Welt weitergeht.
In Tausenden von Artikeln haben Medien in den vergangenen Monaten Prognosen gestellt. Anfangs tippten die meisten auf Donald Trump, vor allem, nachdem ihn ein Schütze bei einem Wahlkampfauftritt in Pennsylvania verletzt hatte. Als Joe Biden (81) seinen Verzicht auf die Kandidatur bekannt gab, wendete sich das Blatt. Die Kurven in den Umfragen krümmten sich mit Kandidatin Kamala Harris für die Demokraten nach oben.
Inzwischen ist die Harris-Euphorie allerdings wieder abgeflacht. Das Rennen ist völlig offen. Einzig die Wettbüros zeigen mit Trump als Sieger eine klare Tendenz. Doch von diesen Wettquoten heisst es, dass viele gefälscht seien, um Trump einen Vorteil zu verschaffen.
Historische Wahlen
Attentat auf Trump, grobe Beschimpfungen, Auswechslung eines der Hauptdarsteller: Sicher ist, dass die diesjährigen Wahlen voller Dramatik sind, die durch das knappe Rennen mit offenem Ausgang noch gesteigert wird. Sie werden als historische Wahlen in die Geschichtsbücher eingehen – auch deshalb, weil 247 Jahre nach der Gründung der USA und nach der Nichtwahl von Hillary Clinton (77) 2016 eine Frau ins Weisse Haus einziehen könnte.
Wenn alles rund läuft, werden wir das Resultat am Mittwochmorgen Schweizer Zeit wissen. Allerdings könnte sich die Auszählung der Stimmen um Tage verzögern, weil es eine hohe Wahlbeteiligung geben wird und man knappe Resultate in einzelnen Wahlbüros möglicherweise nochmals überprüfen muss.
Es geht erst los
Ende gut, alles gut? Überhaupt nicht. Auch wenn das Resultat der lange erwarteten Wahlen feststehen wird, kehrt kaum Ruhe ein. Vor allem von Trump ist zu erwarten, dass er eine Niederlage wie schon vor vier Jahren nicht akzeptieren dürfte. In diesem Fall müssten sich die USA auf etwas gefasst machen: Trump würde eine Nicht-Wahl wohl mit der Einleitung von rechtlichen Schritten bekämpfen. Nicht auszuschliessen, dass ihn seine Fans mit gewalttätigen Protesten unterstützen würden.
Es gibt drei Hoffnungen, die erste: dass das Ende des historischen Wahlkampfs nicht der Anfang eines neuen Kampfes ist. Die zweite: dass die neue Präsidentin oder der neue Präsident das Wohl der ganzen Welt im Auge behält. Und die Dritte: dass sich die Auftragsbücher des Luzerner Handwerkers endlich wieder füllen.