Auf einen Blick
- Trump bezeichnet Selenski als Diktator und wiederholt Kreml-Narrativ zum Ukraine-Krieg
- KGB befasste sich schon 1984 mit Trump, lockte ihn 1987 nach Moskau
- Russische Oligarchen investierten Millionen in Trumps Projekte und halfen finanziell aus
Mit einem Social-Media-Post machte US-Präsident Donald Trump (78) am Mittwoch ganz klar, auf wessen Seite er steht. Auf Truth Social bezeichnete er den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) als «Diktator ohne Wahlen», wiederholte das Kreml-Narrativ vom Krieg, den die Ukraine nie gewinnen könne und der nie hätte beginnen müssen.
Die westlichen Partner der USA reagierten entsetzt. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (66) twitterte, es sei «falsch und gefährlich, Präsident Selenski die demokratische Legitimation abzusprechen». «Wie sollen Wahlen organisiert werden, wenn ein Fünftel des Territoriums von Besatzungstruppen besetzt ist und das ganze Land täglich unter Beschuss steht? Den Präsidenten eines solchen Landes einen Diktator zu nennen, erfordert eine grosse Portion Zynismus», schrieb Tschechiens Präsident Petr Pavel (63), der jahrelang den Nato-Militärausschuss leitete, auf der Plattform. «Die Behauptung, die Ukraine habe den Krieg begonnen, ist historisch falsch und kein guter Ausgangspunkt für die Beendigung des Krieges», sagte Norwegens Premierminister Jonas Gahr Støre (64) dem TV-Sender NRK.
Botschafter lockte Trump nach Moskau
Ein Blick auf die Vergangenheit zeigt eine lange gemeinsame Geschichte von Trump und Russland. Immer wieder halfen ihm russische Oligarchen finanziell aus der Patsche, wie der deutsche TV-Sender ZDF schon vor Jahren berichtete. Und auch der KGB befasst sich schon länger mit dem Immobilienmogul.
Bereits 1984 geriet Trump erstmals ins Visier des damals noch sowjetischen Geheimdienstes, eine Akte könnte es laut «Politico» schon seit 1977 gegeben haben, als Trump die Tschechoslowakin Ivana Zelickova heiratete. Durch Bemühungen auf höchster sowjetischer Diplomatieebene gelang es, 1987 den US-amerikanischen Unternehmer nach Moskau zu lotsen. Juri Dubinin, der 1986 russischer Uno-Botschafter in New York war, knüpfte einen ersten Kontakt und überschüttete Trump bei einem Treffen in dessen New Yorker Tower mit Komplimenten.
«Trump schmolz sofort dahin. Er ist ein emotionaler Mensch, etwas impulsiv. Er braucht Anerkennung. Und wenn er sie bekommt, freut er sich natürlich darüber. Der Besuch meines Vaters hat bei ihm gewirkt wie Honig bei einer Biene», erinnert sich Dubinins Tochter Natalia, die bei dem Treffen dabei war, im Gespräch mit der «Komsomolskaja Prawda».
Trump schwärmt von Moskau
Dubinin schrieb Trump im Januar 1986 einen Brief. Die führende sowjetische staatliche Agentur für internationalen Tourismus, Goskomintourist, habe Interesse an einem Joint Venture zum Bau und zur Verwaltung eines Hotels in Moskau bekundet, heisst es darin. Das schreibt Trump selbst – in seinem Buch «The Art of the Deal». Die erwähnte Agentur fungierte laut russischen Geheimdienstquellen als Zweigstelle des KGB.
Die Reise nach Moskau sei «eine aussergewöhnliche Erfahrung» gewesen, schreibt Trump in seinen Memoiren. Die Trumps wohnten in Lenins Suite im National Hotel.
Russen-Gangster im Trump Tower
Als er zurückkommt, hat sich Trumps politische Einstellung merklich geändert. In den amerikanischen Zeitungen schaltete er ganzseitige Anzeigen und wetterte gegen die Nato. Auch die Ambitionen auf das Präsidentenamt sollen erstmals nach einer Russlandreise aufgekommen sein, schreibt «Politico». Als Trump 2016 die Präsidentschaftswahlen gewinnt, unterhält er bereits seit Jahrzehnten Verbindungen zu Geschäftsleuten mit Verbindungen zur Kreml-Elite.
Einer von ihnen ist der in der Ukraine geborene Kanadier Alex Shnaider (56). Sein Schwiegervater, der in der Sowjetunion geborene israelisch-schweizerisch-kanadische Geschäftsmann Boris Birshtein (77), soll laut «Financial Times» enge Beziehungen zur russischen Mafia pflegen.
Bereits im Herbst 2016 kamen die US-Geheimdienste in einem gemeinsamen Bericht zu dem Ergebnis: Putin hat eine Geheimdienstoperation angeordnet, um Donald Trump mithilfe von Hackerangriffen, Falschmeldungen und Angriffen auf das US-Wahlsystem zum Präsidenten zu machen. Dass dieser jetzt Selenski droht, kommt also nicht von ungefähr.