«Trump lanciert etwas und schaut, wie es sich entwickelt»
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Karin Keller-Sutter:«Trump lanciert etwas und schaut, wie es sich entwickelt»

«Das schockiert»
Karin Keller-Sutter spricht über das System Trump

Küchenpsychologie mit der Bundespräsidentin: Karin Keller-Sutter hat eine klare Vorstellung davon, wie US-Präsident Donald Trump tickt. Europa müsse damit leben lernen, sagt sie.
Publiziert: 20.02.2025 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2025 um 13:22 Uhr
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Hat aus Trumps Buch wichtige Lehren gezogen: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61).
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Bundespräsidentin Keller-Sutter hat sich intensiv auf Trump vorbereitet
  • Keller-Sutter las Trumps Buch, um sein System besser zu verstehen
  • Trump lanciert Ideen rasch, um Wahlversprechen vor den nächsten Zwischenwahlen zu halten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Sie ist vorbereitet. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61, FDP) wird vielleicht mit dem US-Präsidenten Donald Trump (78) über ein Freihandelsabkommen verhandeln. Das ist jedenfalls ein Wunsch aus Wirtschaftskreisen. 

Und offenbar hat sich Keller-Sutter gut für ein allfälliges Treffen im Weissen Haus gerüstet: Über die Weihnachtstage habe sie Trumps Buch «The Art of the Deal» gelesen, erklärte sie in der Westschweizer Sendung «Infrarouge». 

Die Bundespräsidentin hat nun eine klare Vorstellung davon, wie der mächtigste Mann der Welt tickt. Über Trumps Agieren scheint sie als eine der wenigen westeuropäischen Spitzenpolitikerinnen und -politiker nicht mehr gross überrascht oder gar aufgebracht zu sein. «Das System Trump ist ein System der Ankündigungen, ein System des Schocks», sagte sie in der Sendung. Trump falle aus dem Rahmen, aber man sei nicht überrascht, wenn man sein Buch kenne.

«Trump will keine Zeit verlieren»

Der Geschäftsmann Trump habe gern unstrukturierte Tage gehabt, an denen er ins Büro gekommen sei und nicht gewusst habe, was anstehen werde. Solche spontan getroffenen Entscheide aber seien Politikerinnen und Politikern fremd. Sie selbst sei gerne gut vorbereitet. «Wir Politiker sind das Gegenteil von Trump. Das schockiert.» Aber man müsse damit leben lernen.

Trump lanciere eine Idee und schaue, wie sie sich entwickle. Für Politikerinnen und Politiker sei das vielleicht etwas schwer nachvollziehbar. Aber offensichtlich geht die Bundespräsidentin nicht davon aus, dass das Feuerwerk von Trumps überraschenden Ankündigungen bald endet. Trump wolle keine Zeit verlieren, sagte die St. Gallerin. Er mache rasch Ankündigungen, um Wahlversprechen zu halten. Denn bereits im nächsten Jahr stünden ja die nächsten Zwischenwahlen in den USA an. 

Keller-Sutter war in den letzten Tagen in die Kritik geraten mit umstrittenen Äusserungen zur Rede des US-Vizepräsidenten J. D. Vance in München. Sie hatte in einem Interview erklärt, es sei eine «liberale Rede gewesen, in einem sehr schweizerischen Sinne, wenn er sagt, man müsse auf die Bevölkerung hören». Damit wich sie von anderen westeuropäischen Staatschefs ab, die sich kritisch zu Vances Abrechnung mit Europa äusserten. Diese Aussagen präzisierte sie in der Fernsehsendung. «Ich habe nur über einen Aspekt von Vances Aussagen gesprochen», sagte sie. 

Von ihrer Haltung rückt sie nicht ab

Auch hier argumentierte Keller-Sutter damit, dass sie nicht mehr habe überrascht werden können, weil sie eben gut vorbereitet gewesen sei und ungefähr gewusst habe, was anstehen werde. 

Vance habe zudem in gewissen Passagen seiner Rede tatsächlich «über Werte gesprochen, die es zu verteidigen gilt und die wir teilen, wie Freiheit und die Möglichkeit der Bevölkerung, sich zu äussern».

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