«Russland bereitet sich auf die maximale Eskalation vor. Sie sammeln ihre Kräfte, führen Übungen durch», sagte vor wenigen Tagen Oleksi Danilow, Chef des ukrainischen Sicherheitsrats, in einem Interview mit dem britischen TV-Sender Sky News. Konkret plante Kreml-Chef Wladimir Putin (70) zum ersten Jahrestag des Krieges am 24. Februar einen grossen Angriff.
Jetzt bestätigt die russische unabhängige Zeitung «Novaya Gazeta» diesen Verdacht. Unter Berufung auf eine anonyme Quelle aus dem Hauptquartier des russischen Militärs. Wo genau die Truppen zuschlagen werden, ist nicht bekannt. Experten gehen von einer Offensive in der Region Saporischschja aus. Möglich sei auch eine Offensive über Belarus. Die Russen könnten dabei versuchen, die Frontlinie vom annektierten Teil des Donbass und der Krim weg zu verlagern.
Wie viele Soldaten für diese Offensive eingesetzt werden sollen, ist nicht bekannt. Die Zahl dürfte aber immens sein. Denn: Laut «Novaya Gazeta» sind die Putin-Generäle bereit, Zehntausende Männer zu opfern. Die Rede ist davon, die Ukraine «überrennen zu wollen». Über Verluste würden sich die obersten Befehlshaber keine Gedanken machen. Was zähle, sei der Erfolg. Und den braucht Putin unbedingt.
«Sie erhalten von den westlichen Geheimdiensten genaue Daten»
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes soll der Kreml-Chef seinen Truppen befohlen haben, bis März die letzten Gebiete der Oblaste Luhansk und Donezk zu erobern. Dies sagte Andriy Chernyak der «Kyiw Post» zufolge am Mittwoch. Wie der Hauptnachrichtendienst zudem mitteilte, sollen weitere russische Truppen in Gebiete in der Ostukraine verlegt werden.
Putin und seinen Generälen sei aber auch bewusst, dass eine solche Grossoffensive schwer zu planen sei, ohne, dass die Ukrainer etwas davon mitbekommen. «Sie erhalten von den westlichen Geheimdiensten genaue Daten über unsere Bewegungen», sagt die anonyme Quelle weiter zur «Novaya Gazeta». Es sei also fast unmöglich, genügend Streitkräfte in einem bestimmten Gebiet zu versammeln, ohne sie Himars- und Artillerieangriffen aus grosser Entfernung auszusetzen.
«Eine Mondlandschaft ist das Ergebnis»
Andere Probleme im Rahmen dieser neuen russischen Offensive seien schlicht die Eroberung weiterer Gebiete und Städte und die Fähigkeit, die Truppen zu versorgen – die russische Armee ist für ihre notorisch schlechte Logistik bekannt.
«Statt besiedelte Gebiete ist das Ergebnis der Angriffe eine Mondlandschaft und Überreste einer Bevölkerung, die uns hasst», so ein russischer Offizier. In den eroberten Gebieten würden feindliche Sabotage- und Aufklärungsgruppen operieren. «Unter diesen Bedingungen ist es nur mit grossen Verlusten möglich, die Frontlinie zu halten.»
Laut Kirill Budanow (37), dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, könnten die Kampfhandlungen bis März intensiviert werden. Die Ukraine plane ebenfalls eine Grossoffensive von der Krim bis zum Donbass. Zu diesem Zweck bitten die ukrainischen Behörden den Westen um neue Waffen. Panzer haben sie sich bereits gesichert, jetzt geht es um Kampfjets.