Türkei macht dem Nachbarland Souveränitätsrechte streitig
Griechenland fürchtet um seine Ferieninseln

Nicht nur Russland, auch die Türkei hat Expansionsgelüste. Bemerkungen von Präsident Erdogan bringen die griechische Regierung in Rage.
Publiziert: 17.02.2022 um 18:09 Uhr
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2019 führte die Türkei vor der Küste eine grosse Marineübung durch.
Foto: imago images/Depo Photos

In Griechenland steigt die Angst vor den Expansionsgelüsten der Türkei. Athen protestierte am Donnerstag bei der Nato, der EU und der UNO gegen Bemerkungen von türkischen Spitzenpolitikern.

Zuletzt hatten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (67), sein Aussenminister Mevlut Cavusoglu (54) und andere Regierungsvertreter Ankaras wiederholt öffentlich gesagt, Griechenland verliere seine Souveränitätsrechte über zahlreiche Inseln in der Ostägäis, weil es diese militarisiert habe.

Entsprechende Mitteilungen hat Ankara auch an die Vereinten Nationen UNO versandt, mit dem Argument, die Militarisierung der Inseln stehe nicht im Einklang mit den Verträgen von Lausanne (1923) und Paris (1947).

Schon 2020 hatte Erdogan gedroht: «Die Türkei wird sich im Mittelmeer, im Ägäischen Meer und im Schwarzen Meer nehmen, worauf sie ein Recht hat.» Zwar stelle die Türkei «keinerlei Ansprüche auf das Territorium, die Hoheitsgebiete oder die Interessen anderer Länder». Erdogan sei jedoch «zu keinerlei Zugeständnissen bereit, wenn es um das geht, was uns gehört».

Erdogan nennt sein Projekt «Blaue Heimat». Damit will er sein Hoheitsgebiet auf See erweitern und es auch auf griechische Inseln ausdehnen.

Grosse Landungsflotte in der Türkei

In der Protestnote beschreibt das griechische Aussenministerium die jüngsten Äusserungen als kontraproduktiv, illegal und provokativ.

Athen verweist auf zahlreiche Landungsboote an der türkischen Westküste, die die Inseln aus griechischer Sicht bedrohen. «Was bedroht wird, wird nicht entmilitarisiert», sagt der griechische Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos (56) immer wieder.

Athen zufolge unterhält die Türkei an ihrer Westküste eine der grössten Landungsflotten im Mittelmeer – Luftbilder auf Google zeigen den gut bestückten Militärhafen Hacilar Limani südlich der Stadt Foca.

Merkel verhinderte Eskalation

Im Streit zwischen den beiden Ländern geht es um Macht und neuentdeckte Bodenschätze. Im Sommer 2020 verhinderte die damalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel (67) mit Telefonaten nach Ankara und Athen in letzter Sekunde eine militärische Eskalation.

Mehrere Kriegsschiffe beider Armeen waren schon auf dem Weg zur grenznahen griechischen Mittelmeerinsel Kastellorizo, bei der die Türkei Probebohrungen für Erdgas durchführen wollte. Auch Kampfjets hatten beide Staaten aufsteigen lassen.

In verschiedenen Regionen der Welt sind Konflikte um den Anspruch von Gebieten entflammt. Bekanntestes Beispiel: Die Bedrohung der Ukraine durch Russland. Auch Taiwan befürchtet, dass China den abtrünnigen Inselstaat zurückholen könnte.

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