Journalist empört mit Post
«Wiedereinführung der Todesstrafe, aber nur für Superreiche»

In der vergangenen Woche wurde in New York der Chef eines Krankenversicherers erschossen. In bestimmten Kreisen wurde der Tod von Brian Thompson gefeiert. Ein Journalist des Radiosenders Deutschlandfunk sinnierte in diesem Zuge über eine «Todesstrafe für Superreiche».
Publiziert: 13.12.2024 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2024 um 14:26 Uhr
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Niels Schniederjann sprach sich auf X für eine «Todesstrafe für Superreiche» aus. Später löschte er den Post.
Foto: X @nschniederjann

Auf einen Blick

  • Deutscher Journalist schlägt Todesstrafe für Superreiche vor, löscht Post später
  • Hype um mutmasslichen CEO-Killer Luigi Mangione als «Robin Hood» des 21. Jahrhunderts
  • Polizei sprach von «dreister, gezielter» Attacke auf Brian Thompson
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marian NadlerRedaktor News

Der Tod von UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson (†50) hat weltweit Schlagzeilen gemacht. Mutmasslich wurde der Unternehmenschef vom ehemaligen Elite-Studenten Luigi Mangione (26) erschossen. Die Polizei sprach von einer «dreisten, gezielten» Attacke.

Etwas mehr als eine Woche nach der Tat hat sich im Netz ein regelrechter Hype um den Tatverdächtigen entwickelt. Dort wird er als «Robin Hood» des 21. Jahrhunderts gefeiert, der die vom wenig gerechten Gesundheitssystem benachteiligten US-Amerikaner gerächt hat.

Über den Mord sinnierte auch der deutsche Journalist Niels Schniederjann auf der Plattform X. Schniederjann arbeitet für den öffentlich-rechtlichen Radiosender Deutschlandfunk. «Selbstjustiz ist falsch und zersetzt die Gesellschaft. Um das zu verhindern, könnte man noch einmal über den Vorschlag des amerikanischen Politikwissenschaftlers John McCormick nachdenken: Wiedereinführung der Todesstrafe, aber nur für Superreiche», schrieb er im Kurznachrichtendienst.

Post schnell gelöscht

Offenbar merkte Schniederjann, der auch schon für die «Berliner Zeitung» und die österreichische Tageszeitung «Die Presse» schrieb, dass er sich im Ton vergriffen hatte. Jedenfalls löschte er den Post kurze Zeit später wieder.

Doch das Internet vergisst nicht. Und so kursierten Screenshots des Posts weiter in den sozialen Medien. Ein dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisch gegenüberstehenden X-Account «ÖRR Blog» geposteter Screenshot von Schniederjanns Beitrag sammelte Dutzende empörte Kommentare und wurde über 23'000 Mal angezeigt.

Wer ist John McCormick?

Wie geht der Deutschlandfunk mit dem kontroversen Post um? Das bleibt vorerst unklar. Der Radiosender erklärt gegenüber «Welt», man würde zu «Kommentaren und Beiträge von festen oder freien Mitarbeitern auf deren persönlichen Social-Media-Kanälen keine Stellung nehmen.»

John McCormick, Professor für Politikwissenschaft an der University of Chicago, hat in seinen Arbeiten die Notwendigkeit betont, wohlhabende Bürger und Regierungsbeamte für wirtschaftliche oder politische Korruption zur Rechenschaft zu ziehen. Er plädiert in seinem Buch «Machiavelli und der populistische Schmerzensschrei», für eine Neugestaltung demokratischer Verfassungen, um die Korruption von Oligarchen zu verhindern und die direkte Beteiligung der Bürger am politischen Geschehen zu fördern. Vom Cover des Buches hängte Schniederjann einen Screenshot an seinen Post an. McCormicks Vorschläge wurden schon vor dem Wirbel auf X in der wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte kontrovers diskutiert.

Auf eine Anfrage von Blick am Freitagabend hat Niels Schniederjann bislang nicht geantwortet.

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