«Der Verdächtige wurde in einem McDonald's erkannt»
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New Yorker Polizei:«Der Verdächtige wurde in einem McDonald's erkannt»

Mord von Brian Thompson geht um die Welt
Darum zieht uns der Fall des CEO-Killers so in den Bann

Der Mord an Brian Thompson in New York bewegte in den vergangenen Tagen weit über die Landesgrenzen der USA hinaus. Dass der Fall für viel Aufsehen sorgte, liegt an den einzelnen Komponenten der Tat.
Publiziert: 10.12.2024 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2024 um 19:52 Uhr
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Luigi Mangione, der mutmassliche Killer von Brian Thompson, ist in Haft.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Verdächtiger im Mord an UnitedHealthcare-CEO festgenommen
  • Fall zeigt Gut-gegen-Böse-Narrativ: Pharmaindustrie vs. Systemopfer
  • UnitedHealthcare lehnt massenweise der Ansprüche ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Denis MolnarJournalist

Die Jagd ist beendet: Am Montag nahm die Polizei im Zusammenhang mit der Ermordung von UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson (†50) im US-Bundesstaat Pennsylvania einen Mann in Gewahrsam. Es handelt sich um Luigi Mangione (26), wie die New Yorker Polizei an einer Pressekonferenz bekannt gab.

Der Festgenommene wurde offiziell erst nur als «Person von starkem Interesse» bezeichnet. Wenige Stunden später reichte die Staatsanwaltschaft in Manhattan am späten Montagabend Mord und weitere Anklagepunkte gegen Mangione ein. Der gewaltsame Tod von Thompson war in den vergangenen sechs Tagen eines der bestimmenden Themen, vor allem in den US-Medien. Aber auch über die Landesgrenzen hinweg bewegte die Tat und zog Leser regelrecht in ihren Bann. Doch wieso erregte dieser Fall auch in der Schweiz solches Aufsehen?

«Ein Opfer des Systems»

«Die einzelnen Komponenten passen ausgezeichnet zusammen», sagt Alexander Wenger (38), Moderator des True Crimes «Mord im Männermilieu». «Zum einen ist da die grosse, gierige Pharmaindustrie, die durch Thompson ein Gesicht erhält. Der weisse Mann ist das personifizierte Böse. Ihm gegenüber steht der kleine Rächer, der für das vermeintlich Gute kämpft.» Man könne sich mit ihm identifizieren. «Ein bekanntes Gut-gegen-Böse-Narrativ. Mangione ist ein Opfer des Systems. Mit dieser Situation ist er in den USA nicht alleine.»

Alexander Wenger

Weiter spiele der Ort des Geschehens eine wichtige Rolle. «New York ist der Inbegriff des Kapitalismus. Wäre die Tat irgendwo im Hinterland oder im Drogenmilieu geschehen, wäre das Interesse wohl kaum so gross gewesen», so Wenger. Aber mitten in der Finanzmetropole sei das was anderes, hier, «wo die Reichen und Mächtigen das Sagen haben».

Zum mutmasslichen Täter selbst scheint ein Teil die amerikanische Gesellschaft sowieso ein spezielles Verhältnis zu haben. Bereits kurz nach dem Mord wurde der damals noch Unbekannte als «The Adjuster» (dt. Schadensregulierer) bezeichnet. Nach seiner Festnahme auch als «Robin Hood für Arme», wie in den sozialen Medien zu lesen war.

Höchste Rate von abgelehnten Ansprüchen

Thompson, der in New York erschossen wurde, war der Vorstandschef des grössten – und meist verhassten Krankenversicherers der USA. So soll UnitedHealthcare die höchste Rate an Ablehnungen von Ansprüchen aufweisen, wie der «Spiegel» schreibt. Ganze 32 Prozent. Das sei doppelt so viel wie der Branchendurchschnitt.

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Was genau den mutmasslichen Täter Mangione mit dem Gesundheitswesen und dem Versicherer verbindet, ist noch unklar. Ein zweiseitiges Manifest, das bei ihm gefunden wurde, bringt möglicherweise Licht ins Dunkel. Darin wird Gesundheitsunternehmen vorgeworfen, Profit über die medizinische Versorgung zu stellen, so ein Polizeibeamter. Laut «New York Times» litt Mangione unter schmerzhaften Rückenproblemen und liess sich operieren. Den Inhalt des Dokuments beschrieb die Polizei später als «Böswilligkeit gegenüber der amerikanischen Wirtschaft».

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