Neue Aufnahmen zeigen Bluttat vor Hotel Hilton
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Täter noch flüchtig:Neue Aufnahmen zeigen Bluttat vor Hotel Hilton

Täter weiter auf der Flucht – die wichtigsten Antworten zum Mord an Brain Thompson (†50)
CEO-Killer nutzte wohl gefälschten Ausweis

Die Fahndung nach dem CEO-Killer von New York läuft auf Hochtouren: Während sich die Suche nach dem Mörder in den dritten Tag hineinzieht, tauchen weitere Details zur Tat auf. Blick fasst die drängendsten Fragen zusammen.
Publiziert: 06.12.2024 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2024 um 19:39 Uhr
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Dieses Bild könnte den entscheidenden Hinweis zum CEO-Mörder liefern. Es zeigt den mutmasslichen Killer am Empfangstresen eines Hostels.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Mord an Versicherungsboss Brian Thompson in New York bleibt weiter unaufgeklärt
  • Täter flüchtete in Central Park und wechselte wohl die Kleidung zur Tarnung
  • 10'000 Dollar Belohnung für entscheidende Hinweise
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Der Mord an Versicherungsboss Brian Thompson (†50) hält die Welt weiter in Atem. Am Mittwochmorgen erschoss ein bislang unbekannter Mann den UnitedHealthcare-CEO kaltblütig mitten in New York. Seitdem fragen sich Ermittler und Bevölkerung: Was ist in der verhängnisvollen Nacht vor der Tat passiert und wo hält sich Thompsons Killer auf? Blick liefert eine Übersicht. 

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Wo ist der Täter?

Thompsons Killer ist nach wie vor nicht gefasst. «Er wurde zu einem Geist», sagte Polizist Felipe Rodriguez gegenüber dem TV-Sender CNN. Die Vermutung: Nach seiner Flucht in den Central Park wechselte der Schütze die Kleidung. «Er wählte die ‹Ich will mich in der Öffentlichkeit verstecken›-Methode.» Der Schütze habe sichergestellt, dass er nicht auf den öffentlichen Kameras zu sehen ist, erklärt Rodriguez. «Ihm war klar, dass wir schnell eine Täter-Beschreibung herausgeben. Also schaute er, dass er dieser nicht mehr entspricht.» 

Klar ist: Am 24. November reiste der Killer mit einem Greyhound-Bus in die Millionenmetropole. Wo er eingestiegen ist, ist unklar. Danach checkte er ins HI New York City-Hostel ein. Dafür soll er eine gefälschte ID benutzt haben, nach welcher er aus New Jersey kommt. Dies betonte ein ranghoher Beamter der Strafverfolgungsbehörden. Nach einigen Tagen verliess er das Hostel für eine Nacht und kehrte anschliessend mit einem gefälschten Ausweis zurück, um eine weitere Nacht zu bleiben. Erste DNA-Untersuchungen an einer am Tatort aufgefundenen Wasserflasche sowie die Auswertung eines Einweg-Handys blieben ohne Erfolg. 

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Liefert Flirt entscheidenden Hinweis?

Am Donnerstagabend (Schweizer Zeit) veröffentlichte die Polizei neue Bilder des Täters: Sie zeigen ihn mit breitem Grinsen am Tresen des HI New York City Hostels. Wie John Miller, Chef-Analyst für Strafverfolgung und Nachrichtendienste des US-Senders CNN in einem Interview verrät, könnte dies nun die Wende in den Ermittlungen bringen. «In einem Video sieht man, wie die Angestellte ihn bittet, die Maske abzunehmen, damit sie sein Gesicht erkennen kann. Dann nimmt er die Maske ab und lächelt die Frau an.» Der harmlose Flirt könnte Miller zufolge entscheidend dabei helfen, den Killer zu identifizieren. 

Durch die Sichtung des Videomaterials aus dem Hostel können die Kommissare die Tage vor der Bluttat rekonstruieren, erklärt der Experte. «Die Abläufe im Hostel und die Rolle des Verdächtigen darin bieten neue Möglichkeiten.»

Polizist Rodriguez ist skeptisch: «Die biometrischen Daten auf den Kameras nützen uns nichts, wenn er noch nie verhaftet wurde.» Es bräuchte also einen regelrechten Glückstreffer, um den Täter dingfest zu machen. 

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Meldet sich jemand aus dem Killer-Umfeld?

Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch. Weil die Bilder vom Täter überall kursieren, besteht die Möglichkeit, dass sich Angehörige oder Zeugen bei den Ermittlern melden. Das NYPD hat eine Belohnung von 10'000 Dollar in Aussicht gestellt, falls jemand einen entscheidenden Hinweis liefert. 

Zusätzlich werden die sichergestellte Wasserflasche und die Daten des Einweg-Handys weiter untersucht. Es ist anzunehmen, dass der Täter digitale Spuren hinterlassen hat. Dies könnten etwaige Transaktionen oder Telefonate sein. Für die Kriminalkommissare ist die Auswertung von Wegwurf-Handys deutlich komplizierter. Die Abklärungen dürften sich in die Länge ziehen. 

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Warum überrascht der Mord viele Experten?

Ein langjähriger Berater der US-Bundespolizei (FBI) zeigte sich gegenüber CNN überrascht vom Thompson-Mord. Besonders die Dichotomie aus einer gut geplanten Tat, aber «schlampigen Ausführungen» sind laut Steve Moore ungewöhnlich. «Er hinterliess Gegenstände am Tatort und nahm seine Maske ab, um zu flirten.» Diese Fehler mache man eigentlich nicht, wenn man unerkannt bleiben möchte. 

Der vom Täter verwendete Schalldämpfer sorgt in Polizeikreisen ebenfalls für Verblüffung: «Ich habe in meiner Karriere noch nie einen gesehen, wie ein Täter einen solchen verwendet», sagt ein an den Ermittlungen beteiligter Polizist. «Das war für uns alle ein Schock, als wir das Video zu Gesicht bekamen.»

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Wer war UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson?

Der 50-jährige Versicherungs-Chef war seit 2004 bei der UnitedHealth Group tätig. 2020 stieg er zum CEO der Tochter-Firma UnitedHealthcare auf. Von seinen Mitarbeitenden wird Thompson als «aufrichtig» und «immer höflich» beschrieben. Über sein Privatleben ist nicht viel bekannt: Thompson hinterlässt eine Ehefrau und zwei gemeinsame Kinder. 

2021 geriet der Konzern-Boss wegen eines Plans zur Verweigerung der Kostenübernahme bei als «nicht-kritisch» eingestuften Besuchen in Notaufnahmen in die Kritik. Am weitesten verbreitet unter den Versicherten ist jedoch der Vorwurf, dass die Firma Ansprüche von Versicherten oft nicht auszahle.

Ob sein Job als Versicherungsboss Thompson zum Verhängnis wurde, ist unklar. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen den auf den Kugeln entdeckten Inschriften «deny (dt. verwehren)», «depose (dt. absetzen)», «defend (dt. verteidigen)» und einem Buch mit dem Titel «Delay, Deny, Defend» (Verzögern, Ablehnen, Verteidigen). Darin werden Versicherungsunternehmen und ihre Taktiken zur Ablehnung von Ansprüchen kritisiert. Das Buch stammt aus dem Jahr 2010. 

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