Auf einen Blick
- Mord in New York: Krankenversicherungschef erschossen, Täter festgenommen
- Täter frustriert über US-Gesundheitssystem, hinterliess kritisches Manifest
- USA: Teuerstes Gesundheitssystem weltweit, aber nur Rang 42 bei Lebenserwartung
Der Fall sorgt weltweit für Schlagzeilen. Ein Mord mitten in New York. Luigi Mangione (26) drückte mehrmals ab, dann flüchtete er. Sein Opfer: Brian Thompson (†50). Er war der Chef von UnitedHealthcare. Thompson stand seit 2021 an der Spitze des Unternehmens, eines der grössten Krankenversicherer der USA mit 440'000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 371 Milliarden Dollar (328 Milliarden Franken).
Das Motiv von Magione war offenbar purer Hass. Aber nicht auf den Versicherungschef, sondern auf das System. Zumindest ist das der Verdacht der Polizei. Bei seiner Festnahme wurde ein Manifest gefunden, in der der mutmassliche CEO-Killer anprangert. «Ich habe dieses Manifest lesen können», sagte der Chefermittler der New Yorker Polizei, Joseph Kenny, dem Sender ABC.
CEO-Killer soll starke Rückenschmerzen gehabt haben
Mangione sei frustriert über die Gesundheitsversorgung in den USA gewesen. In seinem Text habe er darauf hingewiesen, dass das US-Gesundheitssystem das teuerste weltweit sei – die USA bei der Lebenserwartung aber nur auf Rang 42 stünden. «Er hat viel über seine Verachtung für US-Konzerne und insbesondere die Gesundheitsindustrie geschrieben», sagte Kenny.
Nach Informationen der «New York Times» litt Mangione unter starken Rückenschmerzen und wurde deshalb im vergangenen Jahr operiert. Ein Foto auf einem seiner Internet-Konten zeigte eine Röntgenaufnahme einer offenbar verletzten Wirbelsäule.
«Obamacare» brachte etwas Verbesserung
Aber wie genau funktioniert das Gesundheitssystem in den USA überhaupt? Nicht jeder in den USA hat eine Krankenversicherung. Der Grund: Sich privat zu versichern, ist einfach zu teuer. Die meisten Amerikaner sind über ihren Arbeitgeber versichert. Doch fällt der Arbeitsplatz weg, ist auch die Versicherung dahin. Das heisst: Wer zum Arzt geht oder ins Spital kommt, muss selber zahlen. Ex-Präsident Barack Obama (63) hatte deswegen «Obamacare» lanciert. Ein Meilenstein in der Versicherungsgeschichte.
Durch die 2010 eingeführte «Obamacare» bekamen etwa 20 Millionen US-Amerikaner Zugang zu einer Krankenversicherung. Die Kosten wurden dadurch gesenkt. Ausserdem durften Versicherungen Bürger mit existierenden Erkrankungen nicht mehr abweisen. Trotzdem können sich nach wie vor viele Menschen in den USA keine Behandlung leisten.
Versorgung top, Versicherung flop
Das heisst: Die Versorgung im Gesundheitssystem in den USA ist eigentlich top. Doch nicht jeder kann sich die Behandlung leisten. Darum ist es besonders übel, wenn Versicherungen nicht die Kosten übernehmen oder nur teilweise. Denn: Die Prämien sind hoch.
Hinzu kommt: In den USA sind die Preise für Medikamente in der Regel höher als in anderen Industrieländern, weil es keine Regularien zur Preiskontrolle gibt. Auch mit Krankenversicherung müssen Patienten trotz hoher Beiträge vielfach kräftig zuzahlen.
So läuft es in der Schweiz
Das System ähnelt dem in der Schweiz. Allerdings gibt es bei uns eine allgemeine, obligatorische Krankenpflegeversicherung. Dabei gilt: Alle Krankenkassen «müssen ausnahmslos alle Versicherten in der Grundversicherung gleich behandeln», heisst es auf der Internetseite des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA). Das gilt für die Aufnahme in die Versicherung, die freie Wahl der Versicherungsform oder die Vergütung der Leistungen.
Wie hoch die Prämie dann ist, unterscheidet sich. Es kommt auf den Wohnort, das Alter und die gewählte Höhe der jährlichen Franchise an, die für Erwachsene zwischen minimal 300 und maximal 2500 Franken beträgt. Dazu gibt es die Möglichkeit, die Grundversicherung noch zu ergänzen. Mit Versicherungen, die nicht in der Grundversicherung enthalten sind. Prominentes Beispiel: Zahnzusatzversicherung.
Übrigens: Mangione behauptet, dass die USA bei der Lebenserwartung nur auf Rang 42 der Welt stehen würde. Laut der Statistik im «The World Factbook», das von der Central Intelligence Agency (CIA) in den USA veröffentlicht wird, landen die USA bei der Lebenserwartung sogar nur auf Platz 67. Die Schweiz landet auf der gleichen Liste auf Platz 6.