Eigentlich sollte es ein Blitzkrieg sein. Doch der Ukraine-Krieg tobt mittlerweile schon fast ein Jahr. Trotz wiederholter, riesiger Angriffswellen der Russen leisten die Ukrainer zähen Widerstand und fügen den Soldaten von Kreml-Chef Wladimir Putin (70) regelmässig Niederlagen zu.
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Jetzt vermeldet das Institute of Study of War (ISW), dass die Russen sich in den nächsten sechs Monaten auf «eine entscheidende strategische Aktion» vorbereiten. Konkret soll es einen Fünf-Punkte-Plan geben, der Moskau die erhoffte Wende bringen soll. Einige der Punkte sind schon vollzogen oder in Arbeit.
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Allem voran sollen die russischen Truppen aufgestockt werden. Und das kurz- wie langfristig. Das russische Verteidigungsministerium hat angekündigt: Das Militär soll durch neue Divisionen und die Wiedereinführung von Militärbezirken in Westrussland erweitert werden. Die Regierung um Putin wolle das Militär so reformieren, dass gross angelegte, konventionelle Kriegshandlungen möglich sind.
Kriegsführung obliegt Verteidigungsministerium
Der zweite Punkt ist bereits getan: Vor Kurzem hat der Kreml die Kriegsführung wieder dem Verteidigungsministerium übergeben. An der Spitze steht neu General Waleri Gerassimow (67), der Generalstabschef der russischen Armee. Er löst Sergei Surowikin ab, der in den Jahren zuvor zweimal Oberbefehlshaber des Syrien-Einsatzes gewesen war. Mit Gerassimow ist wieder jemand am Hebel, der näher beim Machtzentrum in Moskau ist und auch in die Planung des Ukraine-Krieges involviert war. Ob das angesichts der bisher gescheiterten Invasion eine gute Idee ist?
Die Kräfte gut einteilen
Russland will ausserdem sparsam mit seinen Kräften umgehen. Laut Putin soll nicht das ganze in der Mobilisierungswelle eingezogene Personal eingesetzt werden. Einige Soldaten stehen offenbar für einen späteren, konzentrierten Einsatz bereit.
Bessere Ausrüstung und Versorgung
Die Russen versuchen zudem, ihre «verteidigungsindustrielle Basis» wiederherzustellen. So traf Präsident Putin im Dezember mehrere hochrangige Rüstungs-Unternehmen. Davor räumte er öffentlich Probleme bei der Armeeversorgung ein. Er forderte einen Minister dazu auf, Beschaffungsaufträge für Verteidigungsgüter zu erteilen.
Viel Propaganda
Schliesslich kann es für den Kreml nicht genug Propaganda geben. Nach der angeblichen Entnazifizierung der Ukraine steht unterdessen die Opferrolle Russlands im Vordergrund. Laut dem ISW wird die «Konditionierung des russischen Informationsraumes» intensiviert. Konkret wollen Putin und seine Männer Massnahmen ergreifen, um die Kontrolle über die Kriegsberichterstattung haben und die Bevölkerung hinter sich zu bringen.
Klar ist laut ISW: Der Kreml feilt an seiner Strategie – laut Experten kommen diese Schritte allerdings deutlich zu spät. (tva)