Die Kleinstadt Soledar im Osten der Ukraine steht nach wie vor im Fokus der Kampfhandlungen im Ukraine-Krieg. Die Streitkräfte lieferten sich diese Woche in der Stadt nahe Bachmut heftige Kämpfe.
Während Putins Truppen am Freitag behaupteten, die Stadt Soledar am Donnerstagabend eingenommen zu haben, hält der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) nach wie vor daran fest, dass die Kämpfe um die Stadt andauern. «Der Kampf um Bachmut und Soledar, um Kreminna und um andere Städte im Osten geht weiter», sagte der ukrainische Staatschef am Freitag in seiner täglichen Videoansprache.
Zu verdanken sei dies unter anderem zwei ukrainischen Truppen. «Vielen Dank an die Kämpfer der Einheit Kraken für entschlossene Aktionen zur Vernichtung des Feindes im Gebiet Soledar», sagte Selenski. In Bachmut wiederum würdigte er unter anderem die internationale Legion, eine aus ausländischen Kämpfern zusammengewürfelte Truppe.
«Kraken»-Soldaten sind kleine Brüder der Asow-Kämpfer
Die ukrainischen Kämpfer der Einheit Kraken sowie die internationale Legion sagen den kaltblütigen Wagner-Söldnern von Jewgeni Prigoschin (61) also den Kampf an.
Angesichts des blutigen Vorgehens der Söldnergruppe Wagner dürfte dies kein leichtes Vorhaben sein. Die Einheit soll wochenlang ehemalige Gefangene vorgeschickt haben, um ukrainische Stellungen aufzudecken. Während die Ex-Häftlinge oftmals mit ihrem Leben bezahlten, rückten danach die eigentlichen Soldaten nach.
Doch wer sind die Spezialeinheiten, die es mit den knallharten Wagner-Kämpfern aufnehmen? Gegründet wurde das ukrainische Kraken-Regiment zu Beginn der russischen Invasion von ehemaligen Asow-Kämpfern. Damit kann man die Soldaten der Sondereinheit als kleine Brüder der Asow-Söldner sehen. Die Kraken kämpfen dabei im Schatten der ukrainischen Armee: Sie unterstehen zwar dem Verteidigungsministerium, sind aber nicht Teil der ukrainischen Streitkräfte.
Ultranationalistisch und rechtsextreme Mitglieder
Einer der Begründer und Kommandeur der Geheim-Einheit ist Konstantin V. Nemitschew (26). Ihm zufolge gelten die Kraken als eine der besten Kampfeinheiten der ukrainischen Streitkräfte. Nemitschew ist Anhänger der rechtsgerichteten Partei Nationales Korps und kandidierte im vergangenen Jahr erfolglos für das Amt des Bürgermeisters von Charkiw. Genau wie die Asow-Kämpfer sind auch die Kraken-Söldner nicht ganz unumstritten. Dies berichtete die «Washington Post» bereits im Juni letzten Jahres.
Kritikern zufolge soll die Einheit Mitglieder aus ultranationalistischen und rechtsextremen Gruppen rekrutiert haben. Die Soldaten selber tun dies jedoch als russische Propaganda ab. Zudem wird der Geheim-Einheit, die Schätzungen zufolge 1800 Soldaten zählen soll, auch nachgesagt, russische Kriegsgefangen misshandelt zu haben.
Die internationale Legion dagegen wurde vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski für Freiwillige aus dem Ausland geschaffen.
Ob es der Kraken-Einheit und der internationalen Legion gelingen wird, die russischen Truppen zurückzuschlagen und aus Soledar zu vertreiben, wird sich zeigen. Westliche Experten sind der Überzeugung, dass Russland weit davon entfernt ist, den Donbass zu erobern. Die ukrainischen Verteidigungslinien seien nach wie vor «sehr stabil», schrieb der britische Geheimdienst in einem Lagebericht diese Woche.