Die kleinen Brüder der Asow-Kämpfer
Das «Kraken-Regime» nimmt den Kampf gegen die Russen auf

Die ukrainischen Asow-Kämpfer sind seit dem Kampf um Mariupol von der Bildfläche verschwunden. Die Lücke wird nun vom «Kraken-Regime» wieder aufgefüllt, einer Kampfeinheit, die im Schatten der ukrainischen Armee kämpft.
Publiziert: 05.06.2022 um 11:45 Uhr
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Die Kämpfer des Kraken-Regimes gehörten auch mal dem Asow-Bataillon an.
Foto: Twitter / UAWeapons

Plötzlich waren sie überall, die Kämpfer des ukrainischen «Kraken-Regimes», und rekrutierten alte und junge Männer, um gegen die russischen Truppen zu kämpfen.

Schnell wurden die «Kraken» zu einer der bekanntesten Sondereinheiten der Ukraine, wie «Washington Post» schreibt. Wer steckt hinter der neuen Truppe von ukrainischen Kämpfern?

«Kraken» agieren als kleine Brüder des Asow-Regimes

Die Kraken-Einheit wurde am 24. Februar, dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, von ehemaligen Asow-Kämpfer gegründet, wie ein Militärsprecher gegenüber der Zeitung erklärt. Damit seien die Kraken quasi der kleine Bruder der bekannten Asow-Einheit.

Ihr Kommandeur ist Konstantin V. Nemitschew (26), er begann seine politische Karriere in der rechtsgerichteten Partei Nationales Korps noch vor seinem Hochschulabschluss und kandidierte im vergangenen Jahr erfolglos für das Amt des Bürgermeisters von Charkiw. Dabei stützte er sich auf die Unterstützung junger, «rüpelhafter Fussballfans», von denen viele jetzt in seiner Einheit dienen, wie «Washington Post» weiss.

Soldaten sollen russische Gefangene misshandeln

Jetzt, wo das Asow-Bataillon durch die Kämpfe um Mariupol dezimiert wurde, seien die «Kraken» im Begriff, die berühmteste Freiwilligengruppe der Ukraine zu werden – und wohl auch die umstrittenste, genau wie ihre Asow-Brüder zuvor.

Denn Kritiker behaupten, dass beide Bataillone Kämpfer aus ultranationalistischen und rechtsextremen Gruppen rekrutiert haben, eine Behauptung, die die Soldaten als russische Propaganda zurückweisen. Die Kommandeure haben zwar eingeräumt, dass es in ihren Reihen auch rechtsextreme Soldaten gibt, aber sie behaupten, dass diese von einer vielfältigeren Gruppe, die sich der Verteidigung der Ukraine verschrieben hat, in der Minderheit sind.

Zudem werden sie beschuldigt, russische Kriegsgefangene zu misshandeln, was ein mögliches Kriegsverbrechen darstellt. Im vergangenen Monat setzte Moskau Nemitschew auf eine Fahndungsliste, da er laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass für einen «Anschlag auf das Leben» von acht russischen Soldaten verantwortlich sei.

Kommandeur weist Vorwürfe zurück

Eine Untersuchung der britischen «BBC» eines Videos, auf dem zu sehen ist, wie mehreren russischen Kriegsgefangenen gezielt in die Beine geschossen wird, ergab, dass die Kraken-Kräfte zu dieser Zeit tatsächlich in dem Gebiet operierten.

Nemitschew wies die Behauptungen in dem BBC-Bericht zurück. Der Pressesprecher seiner Einheit stellte jedoch einen Telegrampost von Ende März zur Verfügung, in dem Nemitschew das Video als «Fake News» abtat und sagte, seine Einheit sei «immer sehr human» im Umgang mit Kriegsgefangenen.

Die Kraken-Einheit operiert gewissermassen in einer Grauzone – eine Truppe, die dem Verteidigungsministerium untersteht, aber nicht Teil der ukrainischen Streitkräfte ist. Nach Angaben der Soldaten in Ruska Lozova hat die Einheit etwa 1800 Soldaten. Offizielle Angaben dazu gibt es aber nicht, so «Washington Post». (chs)

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