«Soldaten kämpfen für unser Volk im Donbass»
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Wladimir Putin hält Rede:«Soldaten kämpfen für unser Volk im Donbass»

Statt dem angeschlagenen Kreml-Chef spricht Selenski schon von Sieg
Putins Parade im Rückwärtsgang

Die erwartete Kriegserklärung blieb aus, als Wladimir Putin am Tag des Sieges seine Ansprache hielt. Experten schliessen nicht aus, dass sich Putin nur noch auf den Donbass konzentrieren wird. Und schon verspricht Wolodimir Selenski den Ukrainern eine Siegesfeier.
Publiziert: 10.05.2022 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2022 um 06:20 Uhr
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Bei seinem Auftritt am Tag des Sieges wirkte Wladimir Putin krank.
Foto: DUKAS
Guido Felder

Was war nicht alles befürchtet worden! Von Generalmobilmachung war die Rede – von einer offiziellen Kriegserklärung gegen den Westen, die der russische Präsident Wladimir Putin (69) an der Parade zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland verkünden würde.

Aber was war das? Im Gegensatz zu seiner aggressiven Rede zum Start der Invasion am 24. Februar machte Putin seine rund zehnminütige Ansprache am Montagvormittag auf dem Roten Platz in Moskau zu einer Rechtfertigungsrede und beklagte die vielen Opfer. Beobachter sprechen sogar von einer «Rückzugsrede» Putins.

Putin warf dem Westen vor, eine Invasion Russlands und der Krim vorbereitet zu haben. «Russland hat präventiv die Aggression abgewehrt, das war die richtige Entscheidung», sagte Putin. Er sprach davon, dass er den Erstschlag machen musste, um die russische Bevölkerung im Osten der Ukraine zu beschützen und weil die Nato immer näher rücke.

Flugshow gestrichen

Auch die Parade selber war im Gegensatz zu anderen Jahren klein gehalten. 11'000 Soldaten nahmen daran teil, das waren tausend weniger als im vergangenen Jahr. Zudem wurde ganz auf die Flugshow verzichtet, offiziell aus Witterungsgründen. Nur: Das Wetter am Montag in Moskau war heiter mit ein paar Wolken.

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Leonid Wolkow (41), Vertrauter des Kremlkritikers Alexej Nawalny (45), nannte die plötzliche und gleichzeitige Absage mehrerer Flugshows in den grössten russischen Städten einen Beweis «für eine politische Entscheidung». Er könne sich gut vorstellen, dass der Geheimdienst FSB die Veranstaltungen wegen «operativer Informationen, dass etwas Unschönes vorbereitet» werde, verboten habe, schrieb Wolkow auf seinem Telegram-Kanal.

Experte rechnet mit Referenden

Ulrich Schmid (56), Russland-Experte an der Universität St. Gallen, sagt zu Blick: «Putin krebst zurück. Zuerst glaubte er, dass er nach einem Blitzkrieg in Kiew mit Blumen begrüsst würde. Nun muss er einsehen, dass dies unrealistisch war.»

Schmid schliesst ein «syrisches Szenario» in der Ukraine nicht aus. «Die russische Armee hat 2015 in Syrien eingegriffen und dann ein paar Mal den Sieg erklärt, um sich wieder aus dem höchst unpopulären Einsatz zurückziehen zu können.»

Der Russland-Kenner erwartet, dass es in den selbsternannten Republiken von Luhansk und Donezk in den nächsten Wochen zu «Abstimmungen» über eine Aufnahme in die Russische Föderation kommen könnte. «Ein solches Vorgehen könnte Putin dann als Sieg verkaufen.»

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Keine Panik schüren

Burkhard Meissner (62) vom German Institute for Defence and Strategic Studies warnte gegenüber «Bild» vor Panik vor Russlands weiteren Plänen. «Der Abnutzungskrieg hat viele russische Kräfte vernichtet.» All die gross angekündigten Schreckenswaffen seien weniger bedrohlich und erfolgreich, als es erscheine. Statt zu einem grossflächigen Krieg könnte sich der Krieg wieder zu einem lokalen Krieg im Donbass entwickeln.

Auch ein Machtwechsel im Kreml ist nicht auszuschliessen. «Hinter den Kulissen brodelt es», sagt Ulrich Schmid. Zudem scheint Putin krank zu sein. Er wirkte aufgedunsen, beim Gehen liess er einen Arm hängen. Es heisst, dass ihm am Dienstag eine Operation bevorstehe.

Selenski verspricht Siegesfeier

Inzwischen sehen Beobachter sogar die Möglichkeit, dass die Ukraine den Spiess umdrehen und die Krim und andere verlorene Gebiete wieder zurückerobern könnte. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) geht sogar so weit, dass er der Bevölkerung schon eine Parade zum Sieg über Russland auf der Hauptstrasse Kiews, dem Chreschtschatyk, verspricht.

So wie im Zweiten Weltkrieg die Rote Armee Donezk, Luhansk, Mariupol, Cherson, Melitopol, Berdjansk und die gesamte Halbinsel Krim von den Nazis befreite, würden auch die heutigen Besatzer vertrieben werden, sagte Selenski. Die Ukrainer würden weder für «Väterchen Zar» noch «den Führer» kämpfen. «Wir kämpfen immer für uns selbst. Für unsere Freiheit. Für unsere Unabhängigkeit», sagte das Staatsoberhaupt.

Selenski verglich Putin erneut mit Hitler. Moskau werde genauso enden wie das Hitler-Regime, das vom Kreml kopiert werde. Selenski ist voller Optimismus: «Schon bald werden wir in der Ukraine zwei Tage des Sieges haben.»

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