So könnte die Implosion der «Titan» ausgesehen haben
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Animation der Katastrophe:So könnte die Implosion der «Titan» ausgesehen haben

Fünf Menschen starben innerhalb von Millisekunden
Das passierte bei der Titan-Implosion

Nach langer Hoffnung auf eine Rettung der fünf U-Boot-Insassen steht fest: Sie alle sind gestorben – und zwar sofort. Denn das Tauchboot ist mit grösster Wahrscheinlichkeit implodiert. Aber was bedeutet das?
Publiziert: 23.06.2023 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2023 um 11:23 Uhr
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Das Tauchboot Titan galt seit Sonntag als vermisst.
Foto: IMAGO

Nach langem Bangen um die fünf Insassen des U-Boots, das am Sonntag auf einer Mission zur Titanic verloren ging, herrscht nun traurige Gewissheit. Alle Passagiere der Titan sind verstorben. Nicht etwa, weil ihnen der Sauerstoff ausging, sondern weil das Tauchboot implodierte.

Darauf deuten die Trümmerteile hin, die am Donnerstag etwa 500 Meter entfernt vom Bug der Titanic gefunden wurden – in 3800 Metern Tiefe. Darunter waren Teile des Landungsrahmens und der Heckabdeckung. Nach Angaben von Experten deuten die gefundenen Trümmerteile darauf hin, dass das Schiff eine «katastrophale Implosion» erlitten hat.

Warum ist das U-Boot implodiert?

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, da der Aussendruck grösser ist als der Innendruck. Es ist quasi das Gegenteil einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann bei so grosser Tiefe eine Katastrophe auslösen. Denn: Dort ist der Druck etwa 400-mal so hoch wie an Land, berichtet das Portal HITC.

Der ehemalige U-Boot-Kapitän der Royal Navy, Ryan Ramsey, erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur PA, was die Implosion ausgelöst haben könnte. «Eines von zwei Dingen ist passiert. Entweder hatte die Luke, die mit 17 Schrauben abgedichtet wurde, einen Defekt, der dazu führte, dass der Rumpf unter dem enormen Druck kollabierte. Oder der Rumpf selbst hatte einen Defekt, ist zerbrochen und anschliessend implodiert.»

Auch das Bullauge könnte Schuld sein. Schon am Mittwoch äusserte der frühere Direktor von Ocean Gate, David Lochridge, Bedenken. Er gab bekannt, dass das Bullauge der Titan vom Hersteller nur bis zu einer Tiefe von 1300 Metern zertifiziert sei.

Passagiere innerhalb von Millisekunden gestorben

Was auch immer zur Implosion führte, die Insassen dürften davon zumindest nicht viel mitbekommen haben. Denn: Solche Implosionen passieren innert Millisekunden, wie Ex-Marineoffizierin Aileen Marty, Professorin für Katastrophenmedizin, CNN am Freitag sagt: «Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab. Mit Blick auf die vielen Möglichkeiten, wie wir sterben können, ist das schmerzlos.»

Das versichert auch Forscher Steve Somlyody gegenüber Fox News: «Die Passagiere wissen nicht einmal, was passiert ist. Wenn es ein Leck gab, dann war die Implosion augenblicklich.»

Gab es auch eine Explosion?

Bobby Chacon, pensionierter FBI-Spezialagent und ehemaliger Leiter des FBI-Tauchteams, sagte gegenüber CNN zudem, dass vermutlich auch eine Explosion stattgefunden hat: «Was passiert, ist die Implosion – und dann gibt es gleichzeitig eine Explosion, weil sich Dinge im Inneren befinden, wie die Sauerstofftanks.»

Für ihn würde dies auch erklären, weshalb noch nicht alle Teile gefunden wurden: «Die Teile, die gefunden wurden, waren aus Titan und wurden nicht zerstört. Die Kohlefaserhülle, aus der der Grossteil des Rumpfs bestand, muss bei der Implosion und Explosion hingegen zerfallen sein. Sie ist nun zerstreut.» Dennoch gäbe es keine Gewissheit, was passiert ist, bis der Grossteil des U-Boots gefunden wurde. (mrs)

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