Der deutsche Mr. Corona, Karl Lauterbach (59), wurde während der Pandemie für viele Querdenker zur Hassfigur. Unter dem Namen «Aktion Klabautermann» planten mehrere Männer sogar seine Entführung. Im April konnten sie allerdings noch vor der Ausführung verhaftet werden.
Roman S.* (54) ist einer der Männer, die bei der Entwicklung des Plans dabei waren. Der Buchhalter war laut «Spiegel» als Soldat in der Nationalen Volksarmee der DDR aktiv. Auch er wurde festgenommen. Nun hat er ein detailliertes Geständnis zur geplanten Aktion abgelegt.
Wiederherstellung des Deutschen Reichs geplant
Laut S. sollte ein Entführungskommando als Erstes mit Sturmgewehren die Personenschützer von Lauterbach dazu bringen, den Gesundheitsminister herauszugeben. Dieser sollte dann in einem Video einen Haftbefehl verkünden und anschliessend in ein Versteck geschleppt und gefangen gehalten werden.
Gemäss Philipp Grassl, dem Anwalt von S., plante die Gruppe nach der Entführung eine «konstituierende Sitzung zur Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit des Deutschen Reichs». Einfach gesagt, wollten die Männer also ein Deutsches Reich etablieren. Dazu sollten sich Hunderte Personen aus der Telegram-Kontaktliste von S. versammeln, um das deutsche Grundgesetz gegen eine modernisierte Form der Reichsverfassung von 1871 auszutauschen.
Stromausfall sollte Medienberichte verhindern
Später sollte auch die Wahl einer neuen Regierung durchgeführt werden. Um das Volk auf die neue Regierung vorzubereiten, wollte S. seinem Anwalt zufolge aber zuerst ein Doppelgänger eines prominenten Politikers auftreten lassen. So sollte zum Beispiel ein Double von Bundeskanzler Olaf Scholz (64) bestätigen, dass der Umsturz rechtmässig sei.
Nach den Wahlen wollten die Männer «einen bundesweiten Stromausfall» herbeiführen. Das hätte laut Anwalt Grassl die Bevölkerung von der Medienberichterstattung abschneiden sollen. Danach hätte «die neue deutsche Regierung ungestört ihre Arbeit aufnehmen» können.
Gruppe hoffte auf Russlands Unterstützung
Roman S. rechnete damit, dass sich auch «Teile der Polizei und der Bundeswehr» auf die Seite der Querdenker-Gruppe schlagen würden. Grassl zufolge wollte S. sogar die Zustimmung des russischen Kriegsführers Wladimir Putin (69) einholen. Demnach hoffte der Buchhalter auf die Unterstützung Russlands zur «neuen deutschen Reichsregierung».
Das Motiv von Roman S. für den Umsturzplan war seinem Anwalt zufolge die grosse Unzufriedenheit mit der deutschen Politik. Vor allem mit der Corona-Politik war er nicht zufrieden. Er und die anderen Männer organisierten sich in Telegram-Gruppen mit Namen wie «Vereinte Patrioten» oder «Tag X Deutschland» und zählen zur Corona-Protestszene. (obf)
*Name geändert