In den USA wurden bisher alle drei zugelassenen Corona-Impfstoffe als gleichwertig behandelt. Inzwischen rät das Center for Disease Control and Prevention (CDC), die mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna zu bevorzugen. Grund dafür sind seltene Blutgerinnsel bei Personen, die mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden.
Berater der Behörde hatten eine entsprechende Empfehlung abgegeben. Das Risiko einer Hirnthrombose in Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Präparat von Johnson & Johnson sei höher als bislang bekannt, heisst es von dem Beratergremium zur Begründung. Dutzende Fälle und mindestens neun Todesfälle seien in den vergangenen Monaten erkannt geworden.
Frauen zwischen 30 und 49 am häufigsten betroffen
Mehr als 200 Millionen Amerikaner sind inzwischen vollständig gegen Corona geimpft, darunter etwa 16 Millionen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson. Die Blutgerinnsel veranlassten die USA im April, die Impfungen von Johnson & Johnson vorübergehend auszusetzen. Der Vektorvirenimpfstoff von Johnson & Johnson hat den Vorteil, dass er leicht lagerbar ist. Zudem hiess es zuerst, dass nur eine Dosis nötig sei.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA erklärt nun, die Blutgerinnsel seien immer noch selten, aber es seien seit dem Frühjahr weitere Fälle aufgetreten. Sie würden einmal bei 100'000 verabreichten Dosen und am häufigsten bei Frauen zwischen 30 und 49 Jahren registriert.
In der Schweiz seit März zugelassen
In der Schweiz ist der Wirkstoff von Johnson & Johnson seit März zugelassen. Seit Anfang Oktober werden damit Menschen mit einer Allergie gegen mRNA-Impfstoffe oder solche, die mRNA-Impfstoffe ablehnen, geimpft.
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt inzwischen eine Auffrischimpfung mit dem Präparat von Johnson & Johnson mindestens zwei Monate nach der ersten Spritze. Der Johnson-Impfstoff kann nach Ansicht der EMA-Experten auch als Booster nach einer Impfung mit Präparaten der Hersteller Pfizer/Biontech oder Moderna gegeben werden.
Zweifel an Wirksamkeit bei Omikron
Laut einer Untersuchung von Wissenschaftlern der University of the Witwatersrand in Johannesburg soll der Impfstoff von Johnson & Johnson praktisch keinen Antikörperschutz gegen die Omikron-Variante bieten. Die Forscher prüften das Blutplasma von Menschen, die mit Pfizer/Biontech geimpft waren und verglichen es mit Blutplasma von solchen, die eine Einzelimpfung von Johnson & Johnson erhalten hatten. Dabei schnitt Johnson & Johnson schlecht ab, wie «Bild» berichtet.
Wie die Virologin Penny Moor erklärt, bedeuten die Ergebnisse jedoch nicht, dass der Impfstoff gar keinen Schutz mehr bietet. Zwar sei wohl von einer verringerten Fähigkeit auszugehen, Infektionen zu verhindern, «aber der Schutz vor schweren Krankheiten bleibt wahrscheinlich erhalten».
Das Unternehmen testet derzeit Blutserum von Teilnehmern abgeschlossener oder laufender Booster-Studien, um die neutralisierende Wirkung gegen die Omikron-Variante zu untersuchen, wie es in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens heisst. Darüber hinaus untersucht Johnson & Johnson den Bedarf, eine Omikron-spezifische Impfstoffvariante zu entwickeln. Man sei weiterhin zuversichtlich, dass der eigene Covid-19-Impfstoff robuste Immunantworten hervorrufen kann, heisst es seitens des Unternehmens. (noo)