Keine Entwarnung
Omikron-Variante befällt eher die Bronchien als die Lungen

Omikron ist laut einer Studie 70-mal ansteckender als seine Vorgänger, scheint aber weniger schwerwiegend. Selbst wenn Erkrankungen milder verlaufen: Die Variante kann Gesundheitseinrichtungen auf der ganzen Welt in Mitleidenschaft ziehen.
Publiziert: 17.12.2021 um 02:14 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2021 um 07:32 Uhr
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Laut einer neuesten Studie befällt die Omikron-Virusvariante eher das Bronchien- als das Lungengewebe.
Foto: Jonas Ratermann
Daniel Kestenholz

Die Omikron-Virusvariante infiziert laut Wissenschaftlern rund 70 Mal schneller als Delta. Dabei ist die Schwere der Erkrankung wahrscheinlich geringer, weil sich Omikron vorab in den oberen Atemwegen der Bronchien festsetzt. Das besagt eine neue Studie. Demnach repliziert sich Omikron etwa zehnmal weniger im menschlichen Lungengewebe als der ursprüngliche Virusstamm. Das könne auf eine «geringere Schwere der Erkrankung» hindeuten, bedeute aber keinesfalls Entwarnung.

Das sind die vorläufigen Ergebnisse einer Studie der Universität von Hongkong, die erste Beobachtungen von südafrikanischen Ärzten ergänzt. Obwohl hochinfektiös, scheint die neueste Variante des Erregers im Lungengewebe weniger effizient – dort, wo das Covid-Virus bislang die schwersten Schäden auslöste und zu den meisten Todesfällen führte.

Laut der Studie springt Omikron zwar schneller von einer Person zur anderen, schädigt aber das Lungengewebe nicht so stark wie seine Vorgängerstämme. Dies sei indes keinesfalls eine Entwarnung, betonen die Wissenschaftler. Denn Omikron verbreitet sich weltweit rasant. Nur drei Wochen nach seiner Erstbeschreibung im südlichen Afrika ist die Variante bereits in rund 80 Ländern bestätigt. Und mehr Fälle könnten am Ende den Vorteil des milderen Verlaufs aufheben.

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«Sehr grosse Gesamtbedrohung»

Die Forscher gehen zwar davon aus, dass der neue Erreger an sich zu weniger Krankenhauseinweisungen führt. Doch indem sich mehr Menschen infizieren, sei man wieder am gleichen Punkt: «Wenn der Spitzenwert doppelt so hoch ist und sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen halbiert, ist man immer noch am selben Punkt», sagt Studienleiter Michael Chan Chi-Wai in einer Erklärung zur Studie. «Und diese Spitze wird sehr schnell erreicht.»

Die Untersuchungen der Universität Hongkong warnen davor, die neue Variante auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine tiefere Hospitalisierungsrate könne Leute dazu verleiten, dass weniger Gefahr bestehe und Omikron daher nicht als Problem erachtet werde. Selbst wenn sich Omikron nachweislich als weniger schwerwiegend erweise, könne seine unkontrollierte Ausbreitung die Gesundheitswesen in aller Welt überfordern.

«Ein sehr infektiöses Virus kann durch die Infektion von viel mehr Menschen zu schwereren Erkrankungen und Todesfällen führen, obwohl das Virus selbst weniger pathogen ist», so Professor Chan. Angesichts der Tatsache, dass die Omikron-Variante teilweise der Immunität durch Impfstoffe und frühere Infektionen entgehen könne, sei «die Gesamtbedrohung durch die Omikron-Variante wahrscheinlich sehr gross».

China-Impfstoffe nützen wenig gegen Omikron

Laut einer Reihe von ersten vorläufigen Untersuchungen erweisen sich gerade die von China entwickelten und vorab in die dritte Welt exportierten Impfstoffe Sinovac und Sinopharm als ungenügender Schutz gegen Omikron. Weit besser wird die Schutzwirkung von Booster-Impfungen mit Moderna und Pfizer/Biontech eingeschätzt.

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